Mit Musik geht alles besser - auch beim kardialen Belastungs-EKG
Patienten mit geplantem kardialem Ergometertest zeigten eine höhere körperliche Belastbarkeit, wenn sie während des Tests mit flotter Musik beschallt wurden, ergab ein randomisierter Vergleich mit Patienten ohne musikalische Antriebshilfe.
Musik kann bekanntlich Balsam für die Seele sein. Je nach Musikart löst sie unterschiedliche Stimmungen aus. Dass rhythmusbetonte Musik „in die Beine geht“ und den Bewegungsdrang aktiviert, dürfte tanzfreudigen Menschen bestens bekannt sein. Viele Jogger absolvieren ihr Laufpensum mit Stöpseln in den Ohren, über die sie sich musikalische Antriebskraft zuführen.
Das Ergebnis einer randomisierten Studie von US-Untersuchern, wonach die Absolventen eines kardialen Belastungstests mit beschwingter Musikuntermalung mehr Leistung erbrachten als ohne, dürfte somit nicht für Verblüffung sorgen. Aber immerhin kann das, was man intuitiv wohl erwartet hätte, nun als mit wissenschaftlichen Daten belegbar gelten. Ihre für die Präsentation beim Kongress des American College of Cardiology (ACC 67th Annual Scientific Session 2018) Mitte März in Orlando vorgesehene Studie haben die Autoren jetzt auf einer Pressekonferenz im Vorfeld der ACC-Tagung vorgestellt.
Rhythmusbetonte Latino-Musik
Für ihr Experiment konnte die Gruppe um Dr. Waseem Shami von der Texas Tech University in El Paso insgesamt 127 Patienten gewinnen, bei denen ein routinemäßiges Standard-Belastungs-EKG (Bruce-Protokoll) geplant war. Nach randomisierter Zuteilung zu zwei Gruppen wurden die mit Kopfhörern ausgestatteten Probanden während des Belastungstests entweder mit Musik beschallt – dargeboten wurden überwiegend rhythmusbetonte Songs im Latino-Stil – oder ohne Musikuntermalung auf ihre kardiale Belastungsfähigkeit ergometrisch getestet. Auch das anwesende medizinische Personal trug zwecks „Verblindung“ ausnahmslos Kopfhörer.
Belastungszeit um fast eine Minute länger
Das nicht ganz überraschende Ergebnis: In der Gruppe mit musikalischer Unterstützung war die gemessene Belastungszeit signifikant um nahezu eine Minute (50,6 Sekunden) länger als in der Kontrollgruppe ohne Beschallung (505,8 vs. 455,2 Sekunden, p= 0,045). Auch in puncto Energieverbrauch – gemessen als Metabolisches Äquivalent (MET) – waren die Ergebnisse in der „Musik-Gruppe“ tendenziell besser (9,45 vs. 8,67 MET, p=0.094). Als Limitierung ihrer Studie werten die Autoren die Tatsache, dass die Testpersonen eine ihnen genehme Musik nicht selbst auswählen durften.
Studienleiter Shami und seine Kollegen glauben, dass ihre Ergebnisse auch über den Kontext eines Ergometertests hinaus von allgemeinerer Bedeutung sind. Demnach könnte Musik ein förderliches Hilfsmittel sein, um Menschen dabei zu unterstützen, die Empfehlungen zur regelmäßigen körperlicher Bewegung im Alltag besser umzusetzen. Vielleicht sollten Ärzte dieses Hilfsmittel gleich in ihre Empfehlungen mit einschließen, so die Autoren.
Literatur
Shami W. et al.:, “Does Music Impact Exercise Capacity During Cardiac Stress Test? A Single Blinded Pilot Randomized Controlled Study,” Präsentation am 11. März 2018 beim Kongress des American College of Cardiology, 10. -12. März 2018, Orlando