ASS absetzen nach Infarkt: Auch bei Frauen sinnvoll?
Drei Monate nach einer Stentimplantation von dualer Plättchenhemmung auf eine Ticagrelor-Monotherapie umzusteigen, verringert das Blutungsrisiko der Patienten deutlich, ergab die TWILIGHT-Studie. Jetzt wurden untersucht, ob Frauen und Männern gleichermaßen profitieren.
Der Wechsel von dualer Plättchenhemmung zu Ticagrelor-Monotherapie drei Monate nach einer perkutanen Koronarintervention (PCI) scheint bei Männern und Frauen ähnlich vorteilhaft zu sein. Das zeigt eine Sekundäranalyse mit Hochrisikopatienten, die an der TWILIGHT-Studie teilgenommen hatten. Die Ergebnisse wurden jetzt bei der Jahrestagung des American College of Cardiology (ACC) vorgestellt.
Zu den wichtigsten Ergebnissen der TWILIGHT-Studie gehörte, dass nach kurzfristiger dualer Thrombozytenaggregationshemmung drei Monate später eine Umstellung auf eine Ticagrelor-Monotherapie unter Verzicht auf ASS das Blutungsrisiko bei Hochrisikopatienten mit einem akuten Koronarsyndrom deutlich verringert, ohne dass mehr kardiovaskuläre Ereignisse auftreten. Patienten mit STEMI oder kardiogenem Schock waren von der Analyse ausgeschlossen worden. Sie umfasste Daten von 187 Kliniken in elf Ländern.
Keine Unterschiede bei ischämischen Ereignissen
Frauen haben im Vergleich zu Männern nach einer PCI ein erhöhtes Blutungsrisiko. In der Subgruppenanalyse der TWILIGHT-Daten untersuchten Forscher um Dr. Birgit Vogel vom Mount Sinai Hospital in New York, ob sich die Ergebnisse von Männern und Frauen in der TWILIGHT-Kohorte unterscheiden. Einbezogen wurden Patienten, die nach PCI mit medikamentenfreisetzenden Stents und dreimonatiger dualer Plättchenhemmung entweder weiterhin mit Ticagrelor plus ASS oder mit Ticagrelor und Placebo behandelt worden waren. Sie wiesen mindestens einen klinischen und einen angiografischen Risikofaktor für ischämische Ereignisse oder Blutungen auf.
Die 7.119 randomisierten Patienten waren median 64 Jahre alt, 76% waren männlich. Die Frauen waren im Schnitt älter (66 vs. 63 Jahre) und hatten häufiger chronische Nierenerkrankungen (21% vs. 15%) als die Männer. Blutungen vom Typ 2, 3 oder 5 nach der Definition des Bleeding Academic Research Consortium (BARC) traten innerhalb eines Jahres häufiger bei Frauen als bei Männern auf (HR 1,32), nach multivariater Adjustierung war die Assoziation zwischen weiblichem Geschlecht und erhöhtem Blutungsrisiko jedoch nicht mehr signifikant. Ischämische Ereignisse, darunter Tod, Myokardinfarkt und Schlaganfall, waren bei beiden Geschlechtern ähnlich häufig.
Blutungsrisiko bei Männern und Frauen ähnlich reduziert
Ticagrelor plus Placebo war im Vergleich zu Ticagrelor plus ASS mit einem geringeren Risiko für Blutungen vom Typ 2, 3 oder 5 assoziiert: Bei Frauen war es um 38%, bei Männern um 43% reduziert. Auf die ischämischen Endpunkte schien es bei beiden Geschlechtern keinen Einfluss zu haben, ob sie mit dualer oder Monotherapie behandelt wurden.
„Die Ergebnisse legen nahe, dass das höhere Blutungsrisiko bei Frauen im Vergleich zu Männern hauptsächlich auf Ausgangsmerkmale zurückzuführen war, während ischämische Ereignisse zwischen den Geschlechtern ähnlich waren“, resümierten Vogel und Kollegen. „Die Vorteile eines frühen Verzichts auf ASS bei fortgesetzter Ticagrelor-Behandlung waren bei Frauen und Männern nach PCI im Allgemeinen vergleichbar.“ Zusätzliche Studien seien erforderlich, um die Vorteile eines frühen Absetzens von ASS bei Frauen weiter zu untersuchen.
Literatur
Vogel B et al. Sex Differences Among Patients With High Risk Receiving Ticagrelor With or Without Aspirin After Percutaneous Coronary Intervention. A Subgroup Analysis of the TWILIGHT Randomized Clinical Trial. JAMA Cardiology 2021. https://doi.org/10.1001/jamacardio.2021.1720