Nachrichten 18.05.2021

Wirkt Antifibrose-Medikament gegen HFpEF? Zumindest ist das denkbar

Lässt sich therapeutischer Nutzen stiften, wenn bei HFpEF-Patienten eine kardiale Fibrose medikamentös adressiert wird? Die PIROUETTE-Studie lässt das zumindest denkbar erscheinen.

Klinische Phase II-Studien zur Herzinsuffizienz mit erhaltener Ejektionsfraktion (HFpEF) haben schon öfter vielversprechende Ergebnisse erbracht, die sich in größeren Studien dann nicht reproduzieren ließen. 

HFpEF-Patienten mit kardialer Fibrose

Liegt es daran, dass die HFpEF eine viel zu heterogene Gruppe an Patienten beschreibt? Der britischen PIROUETTE-Studie lagen diese Überlegungen zugrunde. Sie hat sich auf eine Subgruppe der HFpEF-Patienten konzentriert, nämlich jene mit kardialer Fibrose. Diese lässt sich in der kardialen Magnetresonanztomografie diagnostizieren, und zwar anhand des extrazellulären Volumens (ECV). Ein erhöhtes ECV findet sich bei der Hälfte bis zwei Dritteln der HFpEF-Patienten.

Die von Dr. Christopher Miller von der Universität Manchester geleitete PIROUETTE-Studie hat das immunsuppressiv wirksame Antifibrotikum Pirfenidon bei jenen HFpEF-Patienten im Vergleich zu Placebo untersucht, bei denen der ECV-Anteil am gesamten Myokard 27% oder mehr betrug.  Pirfenidon ist ein TGFβ-Hemmstoff mit Zulassung für die idiopathische Lungenfibrose. 

Primärer Endpunkt der PIROUETTE-Studie waren Veränderungen im ECV, sekundär wurden Laborparameter wie NT-proBNP, klinische Parameter wie Lebensqualität und 6-Minuten-Gehtest sowie echokardiografische Parameter gemessen.

Fibrose geht zurück...

Nach 52 Wochen Behandlung konnten die Briten zeigen, dass bei Pirfenidon-Therapie das ECV um 0,7 Prozentpunkte (von 29,5% auf 28,6%) kleiner geworden war, während es in der Placebogruppe um 0,4 Prozentpunkte (von 30,7% auf 31,1%) zugelegt hatte. Das war statistisch signifikant (p=0,009). Es ging einher mit einer signifikant stärkeren Abnahme des NT-proBNP. Numerisch schnitten die Patienten auch im 6-Minuten-Gehtest besser ab, allerdings war das genauso wenig signifikant wie die Unterschiede bei der Lebensqualität, die immerhin bei 8 von 10 KCCQ-Teil-Scores zugunsten der Pirfenidon-Therapie ausfielen.

...aber ist das klinisch relevant?

Echokardiografisch tat sich bei der diastolischen Funktion nichts, und auch Vorhofgröße und Vorhoffunktion sowie rechtsventrikuläre Größe und rechtsventrikuläre Funktion unterschieden sich nicht. Aus Kohortenstudien lasse sich hochrechnen, dass die beobachtete Abnahme des ECV zu einer Verringerung von Krankenhauseinweisungen wegen Herzinsuffizienz oder Todesereignissen um 9% bis 28% führen könnte, sagte Miller. Das sei aber nur eine Modellierung und müsse erst prospektiv in einer größeren, auf klinische Endpunkte gepowerten Studie gezeigt werden.

Literatur

Miller C. "Late-Breaking Clinical Trials IV", ACC-Jahrestagung, 17.05.2021

Neueste Kongressmeldungen

Welcher Faktor determiniert das Herzrisiko unter einer Statintherapie?

Bei Patienten, die bereits Statine zur Lipidsenkung erhalten, sind im CRP-Wert sich widerspiegelnde Entzündungsprozesse ein stärkerer Prädiktor für künftige kardiovaskuläre Ereignisse als das LDL-Cholesterin, zeigt eine umfangreiche Metaanalyse.

Hypertrophe Kardiomyopathie kein Argument gegen Sport

Wer an einer hypertrophen Kardiomyopathie leidet und regelmäßig Sport mit Belastungen über 6 MET betreibt, riskiert damit keine arrhythmischen Komplikationen, so das Ergebnis einer großen prospektiven Studie. Eine Voraussetzung muss jedoch erfüllt sein.

Herzinsuffizienz: Erinnerungstool fördert MRA-Verschreibung

In der BETTER-CARE-HF-Studie wurden zwei Systeme getestet, die Ärzte und Ärztinnen darüber benachrichtigen, welche ihrer Herzinsuffizienzpatienten für eine MRA-Therapie geeignet sind. Eines davon war besonders erfolgreich beim Erhöhen der Verschreibungsrate.

Neueste Kongresse

ACC-Kongress 2023

Der diesjährige Kongress der American College of Cardiology (ACC) fand vom 4.-6. März 2023 in New Orleans statt. In diesem Dossier finden Sie die wichtigsten Studien und Themen vom Kongress.

DGK.Herztage 2022

Vom 29.9.-1.10.2022 finden die DGK.Herztage in Bonn statt.

TCT-Kongress 2022

Hier finden Sie die Highlights der Transcatheter Cardiovascular Therapeutics (TCT) Conference 2022, der weltweit größten Fortbildungsveranstaltung für interventionelle Kardiologie. 

Highlights

Hätten Sie es erkannt?

Linker Hauptstamm in der CT-Angiographie eines 80-jährigen Patienten vor TAVI. Was fällt auf?

Myokarditis – eine tödliche Gefahr

In der vierten Ausgabe mit Prof. Andreas Zeiher geht es um die Myokarditis. Der Kardiologe spricht über Zusammenhänge mit SARS-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Impfungen und darüber, welche Faktoren über die Prognose entscheiden.

Aktuelles und Neues aus der Kardiologie

Subklinische Atherosklerose steigert Infarkt-Risiko enorm

Selbst wenn Menschen noch keine Beschwerden haben, geht der Nachweis einer subklinischen Atherosklerose in der CT-Angiografie mit einem erhöhten Infarkt-Risiko einher. Dabei spielen nicht nur nachweisbare Stenosen, sondern auch bestimmte Plaquecharakteristika eine Rolle.

Sind renoprotektive Therapien bei Herzinsuffizienz ohne protektiven Nutzen?

Vier bei Herzinsuffizienz empfohlene Wirkstoffklassen haben bei Patienten mit Typ-2-Diabetes renoprotektive Wirkung bewiesen. In Studien bei Herzinsuffizienz ist von günstigen renalen Effekten dieser Wirkstoffe dagegen nicht viel zu sehen. Ein Erklärungsversuch.

Stark erhöhtes Herzrisiko nach Infektionen

Schwere Infektionen erhöhen das kardiovaskuläre Risiko kurzfristig sehr deutlich, legen aktuelle Daten nahe. Ein nicht unbeträchtlicher Anteil an kardialen Komplikationen könnte demnach auf Infektionen zurückzuführen sein.

Aus der Kardiothek

Hätten Sie es erkannt?

Linker Hauptstamm in der CT-Angiographie eines 80-jährigen Patienten vor TAVI. Was fällt auf?

Rhythmus-Battle: Vom EKG zur Therapie 2

Nicht immer sind EGK-Befunde eindeutig zu interpretieren, und nicht immer gibt es eine klare Therapieentscheidung. In diesem zweiten Rhythmus-Battle debattieren Prof. Lars Eckardt, Prof. Christian Meyer und PD Dr. Stefan Perings über ungewöhnliche EKG-Fälle aus der Praxis. Wie würden Sie entscheiden?

Kardiovaskuläre und ANS-Manifestationen von Covid-19 und Long-Covid

In der Akutphase und auch im weiteren Verlauf kann eine SARS-CoV-2-Infektion eine Herzbeteiligung verursachen. Prof. Thomas Klingenheben gibt einen Update über den aktuellen Wissenstand solcher Manifestationen, und erläutert, was hinter dem Syndrom „Long-COVID“ steckt.

ACC-Kongress 2023 in New Orleans/© pawel.gaul / Getty Images / iStock
DGK.Herztage 2022/© DGK
TCT-Kongress 2022/© mandritoiu / stock.adobe.com
Kardio-Quiz März 2023/© Stephan Achenbach, Medizinische Klinik 2, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Podcast-Logo/© Springer Medizin Verlag GmbH (M)
Rhythmus-Battle 2023/© Portraits: privat
kardiologie @ home/© BNK | Kardiologie.org