Refraktärer Herzstillstand: Hyperinvasives Vorgehen kann Leben retten
Wie viel Reanimationsaufwand ist bei Patienten mit refraktärem Herzstillstand gerechtfertigt? Die Prague OHCA-Studie spricht für einen Nutzen der extrakorporalen Reanimation zumindest für einen Teil der Patienten.
Patienten mit gegenüber Standardreanimation refraktärem Herzstillstand außerhalb des Krankenhauses (r-OHCA) haben eine sehr schlechte Prognose. Seit einiger Zeit wird diskutiert, inwiefern eine extrakorporale, kardiopulmonale Wiederbelebung (eCPR) nutzenbringend sein könnte. Bei der eCPR erfolgt, sobald möglich, eine Oxygenierung per VA-ECMO.
In der Prague OHCA-Studie wurde dieser sogenannte „hyperinvasive“ Ansatz in Verbindung mit sofortiger Abklärung der Koronarsituation jetzt mit einem standardmäßigen Vorgehen verglichen, bei dem konventionell kardiopulmonal reanimiert wird und dann zügig, soweit noch möglich, eine invasive Abklärung erfolgt.
Randomisierung noch am Unglücksort
Die Randomisierung für die Studie erfolgte unter noch laufender, mechanischer Reanimation am Unglücksort. Insgesamt 264 Patienten wurden rekrutiert. Das waren rund 6% von insgesamt 4345 OHCA-Patienten, die initial evaluiert wurden. 1.601 Patienten wurden noch am Unglücksort für tot erklärt, und 1.263 kamen deswegen nicht für die Studie infrage, weil der Kreislauf vor Randomisierung wieder hergestellt war.
Im Ergebnis gab es beim primären Endpunkt – Überleben oder gutes neurologisches Outcome (CPC-Score 1 oder 2) nach 180 Tagen – einen Trend zugunsten des hyperinvasiven Vorgehens: 31,5% gegenüber 22,0% der Patienten erreichten den primären Endpunkt (p=0,09). Beim sekundären Endpunkt – Überleben mit gutem neurologischem Outcome nach 30 Tagen – war der Vorteil mit 30,6% vs. 18,2% signifikant (p=0,02). Auch wenn das Überleben nach 180 Tagen separat ausgewertet wurde, war das hyperinvasive Vorgehen signifikant überlegen.
Vor allem Patienten mit langer Reanimationsdauer profitierten
In der Subgruppenanalyse zeigte sich, dass vor allem jene Patienten profitiert hatten, die 45 Minuten und länger kardiopulmonal reanimiert worden waren. Bei kürzerer Reanimation gab es dagegen keinen Vorteil für das hyperinvasive Vorgehen. Erkauft wurde der Nutzen erwartungsgemäß mit einer höheren Komplikationsrate. Insbesondere Blutungen waren mehr als doppelt so häufig.
Dr. Jan Belohlavek von der Inneren Medizin der Karls-Universität in Prag, der die Ergebnisse der Studie bei der ACC-agung vorstellte, wies außerdem darauf hin, dass es in der Studie einen sehr hohen Anteil an Laienreanimation gab. Die Todesfälle fanden in der Öffentlichkeit statt, und bei nahezu 100 Prozent der Patienten gab es zumindest den Versuch der Reanimation durch Umstehende. Die Ergebnisse lassen sich also nicht auf Menschen übertragen, die zum Beispiel nachts und ohne Zeugen einen Herzstillstand erleiden.
Literatur
Belohlavek J. Hyperinvasive Approach in Refractory Out-of-hospital Cardiac Arrest: An Open-Label Randomized Controlled Trial. Prague OHCA Study. Late-Breaking Clinical Trials V; ACC-Jahrestagung 2021