Nach Herzinfarkt: Rhythmus-Monitoring erfüllt Erwartungen nur bedingt
Erwartungen nicht ganz erfüllt: Ein Rhythmusmonitoring mit einem implantierbaren Device bei Patienten nach Myokardinfarkt entdeckt Arrhythmien, führt aber nicht zu einem besseren klinischen Ergebnis.
Arrhythmien im Gefolge eines Myokardinfarkts sind relativ häufig, und sie werden mit der erhöhten Sterblichkeit von Infarktpatienten in den Wochen nach dem Ereignis in Verbindung gebracht. Konzepte wie Defibrillatorwesten bei Infarktpatienten mit reduzierter Ejektionsfraktion (EF) in den Wochen nach Infarkt setzen darauf auf. Unklar war bisher, ob ein breites, nicht defibrillatorflankiertes, längerfristiges (Tele-)Monitoring des Herzrhythmus nach einem Infarkt für die Patienten von Nutzen ist.
Überprüft hat das die randomisierte BIO|GUARD-MI Studie, deren Ergebnisse Dr. Christian Jøns vom Rigshospitalet in Kopenhagen bei der ACC-Tagung in Washington vorgestellt hat. 790 Infarktpatientinnen und -patienten aus Europa, den USA und Australien nahmen teil. Die Patienten waren im Mittel 72 Jahre alt und hatten ein erhöhtes rhythmologisches Risiko (CHA2DS2-VASc ab 4 bei Männern bzw. ab 5 bei Frauen) bei durchschnittlicher LVEF von 53%. Sie erhielten entweder eine Telemonitoring-Anbindung mit einem implantierbaren Herzmonitor (ICM) oder Standardversorgung. ICD/CRT-Patienten und Vorhofflimmer-Patienten waren nicht zugelassen.
Numerischer, aber nicht signifikanter Unterschied beim primären Endpunkt
Zu den Endpunkten zählten zum einen detektierte bzw. behandelte Arrhythmien, zum anderen kardiovaskuläre Mortalität und Krankenhauseinweisungen unterschiedlicher Ursachen. Primärer Endpunkt war ein Komposit aus kardiovaskulärer Sterblichkeit sowie Krankenhauseinweisungen aus kardiovaskulärer Ursache oder wegen schwerer Blutungen. Hier gab es über einen Follow-up-Zeitraum von zwei Jahren einen numerischen, aber nicht statistisch signifikanten Unterschied: Das Risiko im ICM-Arm war um 16% geringer (HR 0,84; 95%-KI: 0,64–1,10).
Recht großer Unterschied bei behandelten Arrhythmien
Insgesamt wurden bei 67% der Patienten in der ICM-Gruppe im Laufe von zwei Jahren Arrhythmien entdeckt. Interessanter ist die Rate an behandelten Arrhythmien, hier gab es einen recht großen Unterschied. Arrhythmien, die dann auch behandelt wurden, traten bei 39% der Patienten in der ICM-Gruppe, gegenüber nur 6% in der Kontrollgruppe auf. (p<0,0001) Am häufigsten handelt es sich dabei um neu begonnene orale Antikoagulationen bei Vorhofflimmern sowie um Schrittmacherimplantationen.
Gewisse Patientengruppen scheinen mehr zu profitieren
Für den primären Endpunkt gab es eine präspezifizierte Subgruppenanalyse, die zwischen STEMI- und NSTEMI-Patienten unterschied. Bei den NSTEMI-Patienten gab es eine statistische Signifikanz, mit einer Reduktion von Endpunktereignissen um 31% (HR: 0,69; 95%-KI: 0,49–0,98) bei ICM-Patienten im Vergleich zu Standardversorgung. Jøns wollte sich nicht darauf festlegen, ob das wirklich ein NSTEMI-spezifischer Effekt war. Die Studie wurde vorzeitig beendet und die Ereignisrate war insgesamt niedriger als erwartet, sodass die Daten mit Vorsicht zu interpretieren sind. In einer multivariaten Analyse waren es generell Höchstrisikopatienten, die stärker vom ICM profitierten, sodass weitere Studien in diesem Kollektiv und/oder einem reinen NSTEMI-Kollektiv interessant sein könnten.
Literatur
Jøns C. BIO|GUARD-MI: The Clinical Effect of Arrhythmia Monitoring After Myocardial Infarction. Late-Breaking Clinical Trials V. American College of Cardiology 2022 Scientific Session, 4. April 2022 in Washington