Intermediäre Stenosen: FFR gegenüber IVUS im Vorteil
Kein klinischer Unterschied, aber weniger Stents: Bei KHK-Patienten mit intermediären Stenosen sind FFR-geführte Interventionen gegenüber IVUS-Interventionen im Vorteil.
Aus Sicht von Freunden der invasiven Bildgebung sicher eines der Highlights bei der Jahrestagung der ACC in Washington: Die FLAVOUR-Studie hat bei satten 1.682 KHK-Patientinnen - und Patienten mit intermediärer Stenose (Stenosegrad 40% bis 70%) eine mit fraktioneller Flussreservemessung (FFR) gesteuerte mit einer mit intravaskulärem Ultraschall (IVUS) gesteuerten Versorgung direkt verglichen. Die randomisierte FLAVOUR-Studie fand in Südkorea statt, vorgestellte wurden die Ergebnisse bei der ACC-Tagung von Dr. Bon Kwon Koo von der Kardiologie der Universität in Seoul.
Nichtunterlegenheit der FFR eindeutig belegt
Im FFR-Arm der Studie wurde eine FFR ≤ 0,80 als Indikation für die perkutane Intervention (PCI) angesehen. Im IVUS-Arm der Studie wurde die Interventionsindikation an einem minimalen Lumen (MLA) ≤ 3 mm² oder MLA > 3 mm², aber ≤ 4 mm² plus Plaque-Last von > 70 % festgemacht. Primärer Endpunkt der auf Nichtunterlegenheit der FFR angelegten Studie war ein Komposit aus Tod jeglicher Ursache, Myokardinfarkt und jegliche Art von Revaskularisation der Zielläsion innerhalb von 24 Monaten. Ein so definiertes Ereignis trat in der FFR-Gruppe bei 8,1% der Patienten ein, in der IVUS-Gruppe bei 8,6 % der Patienten. Damit war die Nichtunterlegenheit der FFR gegenüber dem IVUS bei einem Nichtunterlegenheitsintervall von 2,5% eindeutig belegt.
Deutlich weniger PCIs im FFR-Arm
Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden Studienarmen war eine deutlich geringere Rate an PCI bzw. implantierten Stents in der FFR-Gruppe: Bei 44,4% der FFR-Patienten erfolgte eine PCI, gegenüber 65,3% der IVUS-Patienten. Für die Patienten war die geringere PCI-Quote im FFR-Arm nicht nachteilig: Patienten, die keine PCI erhalten hatten, die also nur medikamentös behandelt wurden, unterschieden sich in beiden Studienarmen im Hinblick auf den primären Endpunkt nicht von den PCI-Patienten.
Implikationen für die Praxis
Koo diskutierte in Washington die Implikationen der FLAVOUR-Daten. Diese hingen ein bisschen davon ab, wie in einer kardiologischen Einrichtung das übliche Vorgehen sei. Zumindest für jene Einrichtungen, die es sich nicht leisten könnten, FFR und IVUS gemeinsam zu nutzen, mache es angesichts der FLAVOUR-Ergebnisse Sinn, mit der FFR zu starten, so der Kardiologe, da die Patienten daraus einen Nutzen hinsichtlich Vermeidung unnötiger PCI zögen. Die Rolle des IVUS wiederum sieht er eher in der Optimierung der Stent-Platzierung. Auch hier hat die FLAVOUR-Studie Daten geliefert: Demnach war die Ereignisrate bei PCI-Patienten mit IVUS-gesteuerter Stent-Platzierung um etwa 15% niedriger, wenn eine optimale Platzierung erreicht wurde, im Vergleich zu Patienten mit IVUS-gesteuerter PCI, bei denen keine optimale Platzierung gelang. Bei der FFR gab es diesen Unterschied nicht.
Literatur
Koo BK. The FLAVOUR Randomized Clinical Trial: Comparison of Fractional Flow Reserve-guided and Intravascular Ultrasound-guided Percutaneous Coronary Intervention in Intermediate Coronary Artery Stenosis. Late-Breaking Clinical Trials V. American College of Cardiology 2022 Scientific Session, 4. April 2022 in Washington