Vorhofflimmern-Detektion per Smart Device wird massentauglich
Die bisher größte Screening-Studie mit Photoplethysmografie-Wearables beeindruckt mit einer hohen Trefferquote für Vorhofflimmern – und mit der Erkennung eines Risikofaktors.
Große Studien zum Vorhofflimmern-Screening wie die Apple Heart Study oder die Huawei Heart Study hatten bereits vor einigen Jahren gezeigt, dass die Photoplethysmografie (PPG)-Funktion von Smartwatches gut geeignet ist, um Vorhofflimmern weitgehend automatisch zu erkennen, sofern das entsprechende Device auch getragen wird. Das jetzt bei der ACC-Tagung in Washington vorgestellte Langzeit-Follow-up der chinesischen mAFA II-Studie, von der bereits Zwischenauswertungen mit Teilkollektiven publiziert wurden, legt nochmal einen drauf und verbreitert insbesondere auch das Spektrum der Wearables.
Die von Prof. Yutao Guo vom Allgemeinen Krankenhaus der chinesischen Streitkräfte in Peking vorgestellte Studie hatte mehr als 2,8 Millionen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die auf ihrem Huawei Smartphone eine Screening-App heruntergeladen hatten. Die App kommunizierte mit einem PPG-fähigen Wearable, wobei hier sowohl Smartwatches der Unternehmen Huawei und Honor als auch Fitnessarmbänder von Honor zum Einsatz kamen. Die Studienteilnehmer waren mit im Mittel 37 Jahren relativ jung und insgesamt ein Niedrigrisikokollektiv.
Wie bei der Apple Heart Studie gab es bestimmte Screening-Intervalle für die PPG-Messungen, deren Frequenz unter anderem davon abhing, wie regelmäßig oder unregelmäßig der individuelle Herzrhythmus war. War sich der hinterlegte Algorithmus hinreichend sicher, generierte er eine Meldung, und der Befund wurde dann kardiologisch abgeklärt, sofern die betreffende Person das veranlasste.
Insgesamt 12.244 Meldungen
Der Algorithmus war recht streng eingestellt, um nicht zu viele Fehlalarme zu produzieren. Innerhalb von vier Jahren wurden 12.244 Meldungen generiert, es gab also bei rund einem von 200 Wearable-Trägern einen Alarm. Von diesen wiederum entschieden sich 5.277 für die kardiologische Abklärung. Und bei diesen fand sich dann in 93,8% der Fälle tatsächlich das vermutete Vorhofflimmern. Insgesamt, so die Studienleiterin Guo in Washington, zeige mAFA II, dass Wearables sehr gut geeignet seien, die Zahl der Patienten mit unbekanntem Vorhofflimmern zu reduzieren.
Zusätzliche Schlafapnoe-Abklärung
Die mAFA II-Studie hatte noch eine weitere interessante Dimension: Die App wurde bei einem Teil der Studienteilnehmerinnen und -teilnehmern zusätzlich genutzt, um mit einer noch recht neuen Funktion im Smartwatch-Universum eine Schlafapnoe zu erkennen bzw. den Verdacht auf eine solche zu formulieren. Das funktioniert ebenfalls mithilfe der PPG-Technologie, wobei bei dieser Fragestellung die Sauerstoffsättigung abgeschätzt wird. Die Chinesen konnten im Nebenbefund ihrer Studie zeigen, dass bei jenen Studienteilnehmern, bei denen das Wearable eine Schlafapnoe erkannt zu haben meinte, das Risiko, im Studienzeitraum Vorhofflimmern zu entwickeln, um die Hälfte erhöht war.
Literatur
Guo Y: A Report from the mAFA-II Trial Long-term Extension Cohort: Consumer-led Screening For Atrial Fibrillation. ACC 2022; Featured Clinical Research II, American College of Cardiology 2022 Scientific Session, 3. April 2022 in Washington