Spezielle Abnehmprogramme verbessern auch das kardiometabolische Risikoprofil
Adipösen Patienten, denen im Rahmen der Grundversorgung eine zweijährige Maßnahme zur Gewichtsreduktion mithilfe von Coaches angeboten wurde, gelang es, ihren Blutzuckerspiegel zu senken und ihren Cholesterinwert zu verbessern.
Rund ein Viertel der Deutschen und etwa 40% der US-Amerikaner sind adipös, was ihr kardiovaskuläres Risiko erhöht. Ein niedriges Bildungs- und Einkommensniveau und ungesunde Ernährung können das Problem verschlimmern. Lebensstilinterventionen sind in vielen Fällen eine wirksame Behandlung, jedoch ist der Zugang zu entsprechenden Programmen oft beschränkt. In der PROPEL-Studie (PROmoting Successful Weight Loss in Primary CarE in Louisiana) untersuchten Forscher nun, was der Einsatz von Gesundheitscoaches in der Grundversorgung bewirken kann.
An der Studie von Dr. Christoph Höchsmann vom Pennington Biomedical Research Center in Baton Rouge und seinem Team nahmen 18 Kliniken in Louisiana teil, die Patienten mit niedrigem Einkommen behandeln. Die Einrichtungen wurden 1:1 randomisiert, von 2016 bis 2019 behielt die eine Hälfte die Standardversorgung bei, die andere bot ein spezielles Programm für Personen mit Adipositas (BMI ≥ 30) an. Mehr als 800 Patienten zwischen 20 und 75 Jahren nahmen daran teil, 84% davon waren Frauen.
Mehr Gewichtsverlust in der Interventionsgruppe
Die Teilnehmer mit der Standardversorgung erhielten zusätzlich gedruckte Anleitungen für einen gesunden Lebensstil. Die Interventionsgruppe nahm über 24 Monate an einem intensiven Programm zur Gewichtsreduktion teil, das auf den US-amerikanischen Leitlinien für Adipositas-Management beruhte. Es bestand aus wöchentlichen Sitzungen mit Gesundheitscoaches während der ersten sechs Monate und monatlichen Sitzungen während der folgenden 18 Monate.
Die Teilnehmer des Programms verloren in den zwei Jahren deutlich mehr Gewicht als die Kontrollpersonen (–5% vs. –0,5%). Die Patienten, die mehr abgenommen hatten, wiesen auch größere Verbesserungen bei den kardiovaskulären Risikofaktoren auf. Der Nüchternblutzuckerwert der Interventionsgruppe sank innerhalb von zwölf Monaten median um fast 5 mg/dl, während sich in der Kontrollgruppe keine signifikante Veränderung zeigte.
Programm senkt das kardiometabolische Risiko
Die Werte des positiven HDL-Cholesterins stiegen bei den Programmteilnehmern sowohl nach zwölf als auch nach 24 Monaten, während bei den Kontrollpersonen keine signifikante Veränderung beobachtet wurde. Die mittlere Differenz betrug fast 5 mg/dl nach 24 Monaten. Im Gegensatz zur Kontrollgruppe, bei der sich kein Unterschied zeigte, verbesserten sich die kardiometabolische Risikobewertung insgesamt für die Teilnehmer des Programms signifikant.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Lebensstilinterventionen zur Gewichtsreduktion für Menschen in unterversorgten Gemeinden mit niedrigem Einkommen erfolgreich sein können, wenn das Programm an ihren Standort verlegt wird, was sonst ein Hindernis für die Teilnahme darstellen kann“, fassen Höchsmann und Kollegen zusammen. Sie plädieren für eine weitere Verbreitung des Modells, um benachteiligte Menschen besser behandeln zu können und die Prävalenz von Adipositas und damit verbundenen Gesundheitsrisiken zu verringern.
Literatur
Höchsmann C et al. Effects of a 2-Year Primary Care Lifestyle Intervention on Cardiometabolic Risk Factors: A Cluster-Randomized Trial. Circulation 2021. https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.051328