Bluttransfusion bei Herzoperation: Es geht auch auf restriktive Weise
Herzoperationen verursachen Blutverluste. Die Zahl der Bluttransfusionen lässt sich in solchen Fällen durch eine restriktive Indikationsstellung im Vergleich zu einer großzügigeren Anwendung erheblich verringern, ohne dass die Patienten dadurch Schaden erleiden, belegen jetzt Ergebnisse einer großen Vergleichsstudie.
Blutverluste lassen sich bei Herzoperation kaum vermeiden. Bluttransfusionen können eine Anämie verhindern, die bekanntlich mit einer erhöhten Mortalität assoziiert ist. Andererseits gehen Transfusionen von Fremdblut aber auch mit Risiken einher. Soll in dieser Situation also eher nach restriktiven oder liberalen Kriterien über eine Transfusion entschieden werden? Nach derzeitige Studienlage gibt es darauf keine definitive Antwort.
Die jetzt beim Kongress der American Heart Association (AHA) von Dr. Cyril David Mazer aus Toronto vorgestellte TRICS-III-Studie (Transfusion Requirements in Cardiac Surgery) sollte deshalb eine wichtige Entscheidungshilfe liefern. Nach ihren Ergebnissen ist eine restriktive Praxis der Transfusion von roten Blutzellen bei Herzoperationen einer eher liberalen Transfusionsstrategie in klinischer Hinsicht „nicht unterlegen“.
Studie bei mehr als 5.000 Herzoperierten
In dieser Studie sind 5243 für eine Herzoperation vorgesehene Patienten mit einem mittleren bis hohen Operationsrisiko auf zwei Gruppen mit unterschiedlicher Transfusionsstrategie randomisiert worden. In der Gruppe mit restriktiver Indikation erhielten die Patienten Bluttransfusionen, sobald das Hämoglobin (Hb) im Operationssaal oder auf der Intensiv- und Normalstation auf unter 7,5 g/dl gefallen war. In der Gruppe mit liberaler Strategie erfolgte eine Transfusion bereits dann, wenn der Hb-Wert auf unter 9,5 g/dl (unter 8,5 mg/dl auf der Normalstation) gesunken war.
Je nach Strategie war der Anteil der Patienten, die eine oder mehrere Bluttransfusionen erhalten hatten, in beiden Gruppen erwartungsgemäß unterschiedlich: Bei restriktiver Indikation war er mit 52,3% auch nicht gerade niedrig, bei liberaler Indikation mit 72,3% aber deutlich höher.
Nachweis der „Nicht-Unterlegenheit“ gelungen
Auf den klinischen Verlauf wirkte sich dieser Unterschied allerdings nicht aus. Maßgeblich für dessen Beurteilung war die Rate der Ereignisse Tod, Myokardinfarkt, Dialyse wegen neu aufgetretenem Nierenversagen und neue fokale neurologische Defizite (primärer kombinierter Endpunkt) zum Zeitpunkt der Klinikentlassung bzw. nach vier Wochen. Mit 11,4% (restriktive Indikation) und 12,5% (liberale Indikation) unterschieden sich die entsprechenden Ereignisraten nur geringfügig.
Mit Ausnahme von Herzinfarkten fielen die Ergebnisse bei allen anderen Komponenten des primären Endpunkts zumindest numerisch zugunsten der restriktiven Vorgehensweise aus. Etwas überraschend schien diese Strategie speziell bei älteren Patienten besonders vorteilhaft gewesen zu sein.
Die definierten statistischen Kriterien für „Nicht-Unterlegenheit“ der restriktiven Strategie wurden damit klar erfüllt. Auch im Hinblick auf sekundäre Endpunkte wie Dauer des Klinikaufenthalts, akute Nierenschädigung oder Infektionen gab es keine nennenswerten Unterschiede.
Nach diesen Ergebnissen kann somit bei Herzoperationen auf viele Bluttransfusionen ohne Nachteil für die Patienten verzichtet werden. Das wirkt sich auch auf die Behandlungskosten vorteilhaft aus: Studienleiter Mazer taxierte die allein im Rahmen der Studie mit der restriktiven Strategie erzielte Kosteneinsparung auf rund 3 Millionen Dollar.
Literatur
Sitzung „Late-breaking Science 1“ (LBS 01): TRICS III – An International Multicenter Randomized Trial of Transfusion Triggers in Cardiac Surgery, Kongress der American Heart Association (AHA) 2017, 11. - 15. 11. 2017, Anaheim
Mazer C. D. et al.: Restrictive or Liberal Red-Cell Transfusion for Cardiac Surgery, N Engl J Med 2017, online 12. November