Herzinsuffizienz: Therapieerfolg mit Dapagliflozin unabhängig vom Diabetes-Status
Bei der Indikation Herzinsuffizienz gibt es mit dem SGLT2-Hemmer Dapagliflozin nun eine neue Therapieoption zur Prognoseverbesserung, von der Patienten mit und ohne Diabetes gleichermaßen profitieren, wie neue Daten der DAPA-HF-Studie belegen.
Für die in Phase-III-Studie DAPA-HF (Dapagliflozin And Prevention of Adverse-outcomes in Heart Failure) durch Dapagliflozin bei Herzinsuffizienz mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF: Heart Failure with reduced Ejection Fraction) erzielte Prognoseverbesserung war es unmaßgeblich, ob die Patienten einen Typ-2-Diabetes hatten oder nicht. In beiden Patientengruppen wurde die Rate für Herzinsuffizienz-Verschlechterung (zumeist ungeplante Klinikeinweisungen) und kardiovaskuläre Todesfälle (primärer kombinierter Endpunkt) durch den bislang als Antidiabetikum genutzten SGLT2-Hemmer jeweils substanziell gesenkt, belegen Ergebnisse einer neuen DAPA-HF-Analyse. Professor John McMurray von der University of Glasgow, der erst jüngst die Ergebnisse der DAPA-HF-Hauptstudie beim europäischen Kardiologenkongress in Paris vorgestellt hatte, hat jetzt auch die aktuelle Analyse in einer „Late-Breaking Science“-Sitzung beim Kongress der American Heart Association (AHA) in Philadelphia präsentiert.
In der Hauptstudie hat Dapagliflozin bekanntlich das Risiko für den primären Studienendpunkt im Vergleich zu Placebo relativ um 26% reduziert. Im Follow-up-Zeitraum von 18 Monaten war die entsprechende Inzidenzrate mit 16,3% versus 21,2% in der Dapagliflozin-Gruppe signifikant niedriger als in der Placebo-Gruppe (Hazard Ratio [HR] 0,74; 95% Konfidenzintervall [CI] 0,65 – 0,85; p<0,00001). Auch die Herzinsuffizienz-Symptomatik wurde deutlich verbessert.
Keine Interferenz der Effekte mit dem Diabetes-Status
In ihrer neuen Analyse haben McMurray und seine Kollegen nun den Effekt von Dapagliflozin auf diverse Studienendpunkte bei Patienten mit (n=2139) und ohne Diabetes (n=2605) untersucht und dabei jeweils nach einer möglichen Interferenz zwischen Diabetes-Status und Effekt geschaut. So viel sei vorweg gesagt: Bei keinem Endpunkt war eine solche Interferenz nachweisbar, was bedeutet: Für den klinischen Nutzen von Dapagliflozin bei Herzinsuffizienz ist der Diabetes-Status ohne Belang.
Wie McMurray berichtete, war das Risiko für den primären Studienendpunkt durch Dapagliflozin bei Patienten mit Diabetes relativ um 25% (HR 0,75; 95% CI 0,63 – 0,90) und bei Patienten ohne Diabetes relativ um 27% (HR 0,73; 95% CI 0,60 – 0,88) im Vergleich zu Placebo gesenkt worden. Bezüglich der kardiovaskulären Mortalität ergaben sich Risikoreduktionen um 21% (HR 0,79; 95% CI 0,63 – 1,01) respektive um 15% (HR 0,85; 95% CI 0,66 – 1,10). Das Risiko für Ereignisse im Zusammenhang mit einer klinischen Verschlechterung der Herzinsuffizienz nahm unter Dapagliflozin um 23% (HR 0,77; 95% CI 0,61 – 0,95) respektive um 38% (HR 0,62; 95% CI 0,48 – 0,80) ab.
Die Rate für die Gesamtmortalität wurde bei Patienten mit und ohne Diabetes durch Dapagliflozin relativ um 22% (HR 0,78; 95% CI 0,63 – 0,97) bzw. um 12% (HR 0,88; 95% CI 0,70 – 1,12) reduziert. Eine von McMurray präsentierte Analyse, bei der die Wirkung auf den primären Endpunkt in Abhängigkeit vom HbA1c-Wert der Patienten untersucht worden war, zeigte ebenfalls sehr konsistente Effekte.
Auch im Hinblick auf die Verbesserung der klinischen Herzinsuffizienz-Symptomatik waren die Ergebnisse mit Dapagliflozin in beiden Patientengruppen praktisch gleich gut. Die Verträglichkeit des SGLT2-Hemmers erwies sich bei einer insgesamt niedrigen Rate an Therapieabbrüchen in beiden Gruppen als gut.
Neue Option für Patienten mit und ohne Diabetes
Dapagliflozin biete sich damit additiv zur herkömmlichen Behandlung als neue Option für die Therapie bei Herzinsuffizienz des HFrEF-Typs sowohl für Patienten mit als auch ohne Diabetes an, lautet McMurrays Fazit.
DAPA-HF ist die erste große Endpunktstudie, in der ein SGLT2-Hemmer auf Wirksamkeit und Sicherheit speziell in der Behandlung von Patienten mit manifester Herzinsuffizienz mit und ohne Typ-2-Diabetes geprüft worden ist. In der randomisierten Studie waren 4.744 Patienten mit symptomatischer Herzinsuffizienz (NYHA-Klasse II-IV) auf Basis einer eingeschränkten systolischen Funktion (linksventrikuläre Auswurffraktion ≤ 40%) und erhöhten NT-proBNP-Werten einer Behandlung mit Dapagliflozin (10 mg/Tag) oder Placebo additiv zu einer exzellenten Standardtherapie zugeteilt worden. 55% der Teilnehmer hatten keinen Diabetes.
Literatur
McMurray J.: The Dapagliflozin and Prevention of Adverse-Outcomes in Heart Failure Trial (DAPA-HF): Results in Nondiabetic Patients. Vorgestellt beim Kongress der American Heart Association (AHA), 16. – 18. November 2019, Philadelphia