Kardiale Komplikationen bei COVID-19 „weniger als befürchtet“
Wie häufig kommt es bei COVID-19-Patienten zu kardiovaskulären Komplikationen? Die Zahlen in einem großen US-Registers sind überraschend niedrig, wenngleich die intrahospitale Mortalität ziemlich hoch ist.
In etwas mehr als 8% der hospitalisierten COVID-19-Patienten kam es in einem großen US-Register zu kardiovaskulären Komplikationen. „Der Anteil ist geringer, als wir ursprünglich befürchtet haben“, ordnete Studienleiter Prof. James de Lemos die aktuellen Zahlen beim AHA-Kongress ein.
Am von der American Heart Association initiierten COVID-19-CVD-Register nehmen 109 Krankenhäusern in den USA teil. Die aktuelle Auswertung bezieht sich auf über 14.000 Patientendaten, die bis Ende September 2020 mithilfe einer cloudbasierten Plattform dokumentiert und ausgewertet wurden.
„Die überwiegende Mehrheit der Personen, die wegen COVID-19 ins Krankenhaus eingewiesen wurden, wies kardiovaskuläre Risikofaktoren auf“, berichtete de Lemos. Fast 60% hatten einen Bluthochdruck, 45% eine Adipositas (BMI ˃ 30), über 30% einen Diabetes.
Überraschend geringe Rate an thromboembolischen Komplikationen
Überrascht äußerte sich de Lemos, dass es während des Krankenhausaufenthaltes vergleichsweise selten zu thromboembolischen Komplikationen gekommen ist. In diesem Register sind bei nicht mal 4% der COVID-19-Patienten tiefe Beinvenenthrombose oder Lungenembolien aufgetreten. Das sei ein signifikant geringerer Anteil als in Single-Center-Studien, in denen dieser Endpunkt aktiv überwacht wurde, berichtete der Kardiologe vom UT Southernwestern Medical Center in Dallas. Wie viele der Patienten eine Antikoagulation erhalten haben, darüber gab de Lemos keine Auskunft.
Die häufigste das Herz-Kreislauf-System betreffende Komplikation in dieser Analyse war Vorhofflimmern mit einer Rate von 8%. Zu Herzinfarkten kam es in 3% der Fälle, Schlaganfälle, neu auftretende Herzinsuffizienz und kardiogener Schock waren mit jeweils unter 2% eher ungewöhnlich. Selten waren auch Myokarditiden mit einer Rate von 0,3%.
Aber: intrahospitale Mortaliät war hoch
Die unerwartet niedrige kardiovaskuläre Komplikationsrate ändert aber nichts daran, dass viele der mit SARS-CoV-2-infizierten Patienten im Krankenhaus verstorben sind. Mit 16,7% war die intrahospitale Mortalität ziemlich hoch. Bei 72% lag eine respiratorische Todesursache vor, bei 10% eine kardiale. Weitere 2,8% der Patienten wurden an ein Hospiz überwiesen.
Und trotz des vermeintlich geringen Anteils an kardiovaskulären Komplikationen machte de Lemos darauf aufmerksam, dass die absolute kumulative Zahl solcher Ereignisse angesichts des globalen Ausmaßes der Pandemie „riesig“ ist.
Literatur
de Lemos J: The AHA COVID-19 Cardiovascular Disease Registry: Design, Implementation, and Initial Results, vorgestellt bei der Late-Breaking Science-Session VIII, 17.11.2020, American Heart Association Scientific Sessions 2020