Wie „Dorfärzte“ zur enormen Blutdrucksenkung in China beitrugen
Bluthochdruck ist ein großes Problem in China, gerade in ländlichen Gebieten. Eine aufwendig gemachte Studie macht nun deutlich, wie eine Lösung aussehen könnte. Spezielle Interventionen auf „Dorfebene“ wirkten jedenfalls erstaunlich gut.
Eine spezifische Intervention mit geschulten „Dorfärzten“ hatte in einer randomisierten Studie aus China eine deutliche Verbesserung der Blutdruckkontrolle der Dorfbewohner zur Folge.
„Diese machbare, effektive und nachhaltige Implementierungsstrategie könnte als Maßnahme zur Blutdruckkontrolle im ländlichen China sowie in anderen ressourcenarmen Regionen umgesetzt werden“, machte Studienautor Prof. Jiang He von der Tulane Universität die Bedeutung der aktuellen Ergebnisse beim AHA-Kongress deutlich, „mit dem Ziel, die Häufigkeit kardiovaskulärer Erkrankungen und die Gesamtsterblichkeit zu reduzieren.“
He und Kollegen haben unmittelbar, quasi auf Dorfebene, eine Intervention zur Verbesserung der Blutdruckwerte der dort lebenden, an Bluthochdruck erkrankten Einwohner implementiert. 326 Dörfer aus drei Provinzen Chinas wurden hierfür randomisiert.
Ärzte wurden speziell geschult und angeleitet
Die Hälfte aller Dörfer sollte bzgl. der Versorgung ihrer an Bluthochdruck erkrankten Einwohner verfahren wie üblich. In den anderen Dörfern wurde eine spezifische Intervention zur Blutdruckkontrolle umgesetzt. Dabei wurden die dort tätigen Ärzte speziell geschult, wie sie den Blutdruck der Einwohner richtig messen und die Blutdruckbehandlung nach den AHA/ACC-Leitlinien umsetzen. Diese Erkenntnisse setzten die Ärzte in die Tat um, versorgten die hypertensiven Einwohnern mit Medikamenten, gaben Schulungen zu Lebensstilmaßnahmen und Therapieadhärenz. Die „Dorfärzte“ wurden während der Zeit von in Städten arbeitenden Ärzten bzw. Bluthochdruckspezialisten supervisiert. Alle Patienten in den zur Intervention randomisierten Dörfern erhielten kostenlosen oder vergünstigten Zugang zu Bluthochdruck-Medikamenten, zu Blutdruckmessgeräten und „Health Coaching“.
Enormer Effekt auf Blutdruckkontrolle
Dieser Aufwand hatte tatsächlich einen enormen Effekt auf die Blutdruckkontrolle der Dorfbewohner. In der Interventions- und Kontrollgruppe waren jeweils 17.407 Patienten und 16.588 Hypertonie-Patienten an der Studie beteiligt. Nach der 18-monatigen Studienzeit hatten 57,0% der Patienten aus der Interventionsgruppe das von US-Leitlinien empfohlene Blutdruckziel von ˂ 130/80 mmHg systolisch/diastolisch erreicht. Von den standardmäßig versorgten Dorfbewohnern schafften dies nur 19,9%. Das macht eine hochsignifikante Differenz im primären Endpunkt von 37,1% (p ˂ 0,001). Der Unterschied zwischen beiden Gruppen sei über die Zeit immer größer geworden, führte He beim AHA die Effekte der Intervention aus.
Auch sekundäre Endpunkte wie der Patientenanteil mit einem Blutdruck von ˂ 140/90 mmHg nach 18 Monaten fielen deutlich zugunsten der Intervention aus (77,3% vs. 44,5%, p ˂ 0,001). Der mittlere Blutdruck sank in der Interventions-Gruppe während der Studienzeit um 26,3/14,6 mmHg systolisch/diastolisch, in der Kontrollgruppe dagegen nur um 11,8/7,5 mmHg, wie He berichtete. Als Gründe für die starke Verbesserung in der Interventionsgruppe nannte der Epidemiologe eine deutliche Zunahme der Medikamentenverordnungen, Dosisanpassungen oder die veränderte Medikationsart in diesen Dörfern im Vergleich zu den Kontrolldörfern mit der Standardversorgung.
Literatur
He J: ViILLAGE BP - A Cluster Randomized Trial Of A Village Doctor-led Intervention On Blood Pressure Control: China Rural Hypertension Control Project, Late Breaking Science Session 2, AHA Congress, 13.-15. November 2021