Herzinfarkt in jungen Jahren: Lebensstil trägt zum Risiko bei
Bei jüngeren Herzinfarkt-Patienten besteht häufig eine familiäre Prädisposition für Herzerkrankungen. Doch auch ein ungesunder Lebensstil scheint bei ihnen wesentlich zum erhöhten Infarktrisiko beizutragen, legen Ergebnisse einer Studie deutscher Kardiologen nahe.
Bei Menschen, die schon im Alter unter 45 Jahre einen Myokardinfarkt erleiden, ist die Prävalenz von klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren wie Rauchen, Hypertonie oder Adipositas erheblich höher als in der altersgleichen Allgemeinbevölkerung. Zu diesem Ergebnis kommt eine deutsche Untersuchergruppe um Prof. Harm Wienbergen vom Bremer Institut für Herz- und Kreislaufforschung (BIHKF) in einer zur Präsentation beim ESC-Kongress 2021 vorgesehenen Fall/Kontroll-Studie.
„Unsere Studie zeigt, dass Rauchen und metabolische Faktoren wie Hypertonie, Diabetes und Adipositas eng mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für einen vorzeitigen akuten Myokardinfarkt assoziiert sind,“ resümiert Studienleiter Wienbergen in einer Pressemitteilung, die von der europäischen Kardiologengesellschaft ESC schon im Vorfeld der Studienpräsentation beim ESC-Kongress 2021 veröffentlicht worden ist. Wenngleich eine positive Familienanamnese für Herzinfarkte in Beziehung zum Auftreten kardialer Ereignissen im jüngeren Alter stehe, sei sie doch nicht der einzige zur Risikoerhöhung beisteuernde Faktor, so Wienbergen.
Die Forscher haben in ihrer Studie klinische Charakteristika von zwei „gematchten“ Personengruppen verglichen. Eine Gruppe bildeten 522 wegen eines Herzinfarkts stationär versorgte Patienten aus dem Bremen STEMI-Register, die alle zum Zeitpunkt des Infarktereignisses nicht älter als 45 Jahre waren. Ihnen wurde eine Kontrollgruppe, bestehend aus 1.191 bezüglich Alter und Geschlecht vergleichbaren Personen aus der epidemiologischen NAKO- Gesundheitsstudie, die in der gleichen Region in Deutschland lebten, gegenübergestellt.
Risikoprofile unterschieden sich deutlich
Die kardiovaskulären Risikoprofile unterschieden sich erheblich. So war der Anteil aktiver Raucher unter den jüngeren Herzinfarkt-Patienten signifikant um mehr als das Dreifache höher als in der Kontrollgruppe (82,4% vs. 24,1%; p<0,01). Gleiches gilt für die Prävalenz der Risikofaktoren Bluthochdruck (25,1% vs. 0,5%; p<0.01), Diabetes (11,7% vs. 1,7%; p<0,01) und positive Familienanamnese bezüglich Herzinfarkt (27,6% vs. 8,1%; p<0,01). Jüngere Herzinfarkt-Patienten waren zudem häufiger fettleibig als ihre Altersgenossen aus der Allgemeinbevölkerung (medianer BMI: 28,4 vs. 25,5, p<0,01).
Plädoyer für frühzeitige präventive Maßnahmen
Ein etwas anderes Bild ergab sich im Hinblick auf den Alkoholkonsum: Der Anteil an Personen, die nach eigenen Angaben mehr als viel Mal pro Woche Alkohol konsumierten, war in der Allgemeinbevölkerung höher als in der Gruppe der Infarktpatienten (11,2% vs. 7,1%; p<0,01). Dies könnte somit auf einen protektiven Effekt von moderaten Alkoholkonsum hindeuten.
Insgesamt sprechen die Ergebnisse „für die Bedeutung einer Vorbeugung von Rauchen und Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen, um das Risiko für Herzerkrankung im späteren Leben zu reduzieren“, schlussfolgern Wienbergen und sein Team.
Literatur
ESC-Pressemitteilung vom 24. August 2021: Heart attacks in young adults are related to unhealthy lifestyles, not just family history.
Wienbergen H: Risk factors in young patients with myocardial infarction: what is different from the general population? - E-Poster beim ESC Congress 2021 – The Digital Experience; 27. bis 30. August 2021