Online-Artikel 09.04.2015

Aortenstenose: TAVI auch bei niedrigem Risiko eine Option

Aktuelle Praxisdaten aus Deutschland sprechen dafür, dass die kathetergestützte transvaskuläre Aortenklappen-Implantation auch für weniger kranke Patienten mit Aortenstenose eine sichere Alternative zur offenen Herzoperation sein kann.

Die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) gilt derzeit als etablierte Therapieoption für ältere Patienten mit schwerer symptomatischer Aortenstenose, die entweder inoperabel sind oder im Fall einer Operation ein hohes Risiko eingehen würden.

Aus einer neuen Analyse von 2013 in Deutschland erhobenen Daten geht allerdings nun hervor, dass die transvasale Aortenklappen-Implantation via Katheter auch für Patienten mit niedrigerem Operationsrisiko eine Alternative zum chirurgischen Aortenklappen-Ersatz sein kann.

Daten von mehr als 20.000 Patienten

Die Daten stammen aus der verpflichtenden externen Qualitätssicherung für entsprechende Eingriffe (AQUA-Institut). Mit mehr als 20.000 erfassten Patienten handelt es sich um die bislang größte komplette Datenerhebung zur Frage der Behandlung von Patienten mit Aortenstenose. Prof. Helge Möllmann aus Bad Nauheim hat die Ergebnisse bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) in Mannheim vorgestellt.

Um Vergleichbarkeit zu ermöglichen, sind die Patienten auf Basis des Euro-Scores, der das Risiko bei Herzoperationen quantifiziert, vier Risikokategorien zugeordnet worden. Erwartungsgemäß zeigte sich, dass herzchirurgisch behandelte Patienten im Schnitt wesentlich jünger waren und angesichts eines relativ niedrigen Euro-Scores ein deutlich geringeres Operationsrisiko hatten als Patienten mit TAVI-Behandlung.

Mortalität nach TAVI bei niedrigem Risiko nicht erhöht

Allerdings waren auch in der niedrigsten Risikokategorie (Euro-Score bis maximal 10%) nicht wenige Patienten vertreten, bei denen man sich für eine TAVI statt einer offenen Herzoperation entschieden hatte. Und hier zeigte sich, dass – entgegen vielfach geäußerter Bedenken – die Sterberate (Krankenhausmortalität) nach transfemoral vorgenommener TAVI auch bei niedrigem Risiko nicht höher war als nach Herzklappen-Operation, betonte Möllmann.

Mit steigendem Euro-Score nahm in beiden Gruppen auch das Sterberisiko zu – in der Gruppe mit offener Herzoperation allerdings deutlich stärker als in der Gruppe mit transvasaler TAVI. In der Subgruppe mit sehr hohem Risiko (Euro-Score höher als 30%) war die Mortalität nach Klappen-Operation nahezu dreimal höher als nach TAVI (20 versus 7 Prozent).

Die Schlaganfallraten waren in beiden Gruppen niedrig und unterschieden sich kaum.

Noch keine generelle Empfehlung

Eine generelle Empfehlung, künftig auch alle Patienten mit Aortenstenose und niedrigem Risiko für eine TAVI in Betracht zu ziehen, lässt sich nach Ansicht Möllmanns mit diesen Ergebnissen nicht begründen. Hier gelte es, die Ergebnisse laufender randomisierter prospektiver Vergleichsstudien (SURTAVI, PARTNER II) abzuwarten. Allerdings könnten die aktuellen Ergebnisse im Einzelfall schon jetzt „dazu dienen, im Dialog mit den Herzchirurgen die beste Therapie für die Patienten zu finden“. 

Literatur

81. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V., Mannheim, 8.-11.04.2015