Nachrichten 31.03.2022

COVID-19: Wie oft ist das Perikard betroffen?

Eine akute SARS-CoV-2-Infektion betrifft oft das Herz. Bisher im Fokus stand vor allem das Myokard. Doch inwiefern wirkt sich Infektion auf das Perikard aus? Israelische Kardiologen haben nun genauer hingeschaut.

Bei hospitalisierten COVID-19-Patienten lassen sich offenbar recht häufig Perikardergüsse im Echo nachweisen. In einer großen prospektiven Kohortenstudie aus Israel war das bei immerhin 14% von insgesamt 530 an COVID-19 erkrankten Patientinnen und Patienten der Fall. Die Ergebnisse sind im „Journal of the American Heart Association“ publiziert worden und werden jetzt im Rahmen des diesjährigen ACC-Kongresses vorgestellt.

Perikardergüsse häufig, Perikarditiden selten

Wie die Autoren um Dr. Eihab Ghantous vom Tel Aviv Medical Center in der Publikation berichten, litten aber nur wenige der in ihrer Klinik untersuchten COVID-Patienten an einer akuten Perikarditis (3,2%).

Nichtsdestotrotz war der Nachweis eines Perikardergusses mit Blick auf die weitere Prognose kein gutes Zeichen: In einer nicht adjustierten Analyse ging eine diagnostizierte Herzbeutelentzündung mit einem mehr als doppelt so hohem Sterberisiko einher (Hazard Ratio, HR: 2,44; p=0,0005). Nach Adjustierung auf echokardiografische und hämodynamische Faktoren sowie der Höhe des modifizierten Early-Warning-Score (MEWS) ließ die Assoziation allerdings deutlich nach und war knapp nicht mehr signifikant (HR: 1,86; p=0,06).

Perikarderguss eher ein Surrogatmarker

Die Studienautoren glauben deshalb, dass ein Perikarderguss in diesem Setting für gewöhnlich ein Surrogatmarker für eine schwere SARS-CoV-2-Infektion ist, und weniger direkt zur erhöhten Sterblichkeit beiträgt. Dafür spricht auch, dass eine vorhandene Herzbeutelentzündung mit einer sich verschlechterten Lungenerkrankung und einer rechtsventrikulären Dysfunktion assoziiert war, ebenso wie mit einem erhöhten BNP. Bei keinem einzigen Patienten in der Studie führte der Perikarderguss direkt zum Tode.

Nützlich für Risikostratifizierung

Was die Risikostratifizierung von COVID-Patienten betrifft, kann die Evaluierung eines Perikardergusses trotz allem einen Mehrwert liefern: So zeigt die aktuelle Untersuchung, dass die Hinzunahme einer Perikarderguss-Bestimmung den prognostischen Vorhersagewert von einfachen echokardiografischen Parametern wie LVEF und TAPSE (tricuspid annular plane systolic excursion) im Rahmen einer fokussierten Echokardiografie erhöht. Zwar sei eine solch simple Echountersuchung nicht ganz so gut wie eine vollständige hämodynamische Evaluierung inkl. von Doppler-Echoparametern, weisen die Kardiologen hin. Doch eine derart umfassende Untersuchung empfehlen die Autoren angesichts des Expositionsrisikos nur in Fällen, in denen es klinisch indiziert ist oder bei Patienten mit einem hohen MEWS. „Um ein eindeutiges klinisches Urteil bzgl. einer Risikostratifizierung treffen zu können, ist eine limitierte echokardiografische Untersuchung, inkl. LVEF, TAPSE und der Evaluierung eines potenziell vorhandenen Perikardergusses, ausreichend“, lautet ihr Fazit für die Praxis.   

Literatur

Ghantous E et al. Pericardial Involvement in Patients Hospitalized With COVID-19: Prevalence, Associates, and Clinical Implications; J Am Heart Assoc. 2022;10:e024363. DOI: 10.1161/JAHA.121.024363

Ghantous E: PERICARDIAL INVOLVEMENT IN HOSPITALIZED PATIENTS WITH COVID-19- PREVALENCE, ASSOCIATES AND CLINICAL IMPLICATIONS, American College of Cardiology 2022 Scientific Session. Abstract 1284-124 / 124, 2. April in Washington

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