COVID-19: Studie mit Colchicin wegen fehlender Wirkung gestoppt
Colchicin wurde als potenzieller neuer Hoffnungsträger für die COVID-19-Therapie lanciert. Nun der Rückschlag: Der Colchicin-Arm des RECOVERY-Programms wurde wegen fehlender Wirksamkeit gestoppt.
Anfang des Jahres hatte Colchicin erst für positive Nachrichten in Sachen COVID-19-Therapie gesorgt: Bis dato nicht veröffentlichte Daten der randomisierten COLCORONA-Studie deuteten darauf hin, dass das traditionelle Gichtmittel das Risiko für eine Klinikeinweisung wegen COVID-19, für die Notwendigkeit einer Beatmung und für Tod verringern kann. Unter anderem wegen undurchsichtiger statistischer Angaben blieb die vorläufige Analyse nicht ohne Kritik.
Auch die im Juli letzten Jahres publizierten Ergebnisse der kleinen randomisierten GRECCO-19-Studie legten eine Wirkung von Colchicin bei SARS-CoV-2-Infektionen nahe.
Rekrutierung gestoppt, weil Evidenz für einen Nutzen fehlt
Doch nun die Ernüchterung. In einem Statement verkünden die Studienleiter des RECOVERY-Studienprogramms Prof. Martin Landry und Prof. Peter Horby, dass die Patientenrekrutierung für den Colchicin-Arm des Programms gestoppt wurde. Auf Anraten des unabhängigen Data Monitoring Committee (DMC), berichten die beiden Wissenschaftler von der Oxford Universität.
Der Beschluss wurde gestern, am 4. März, nach Prüfung der bisher verfügbaren Daten gefasst. Nach Ansicht des Komitees gibt es keine überzeugende Evidenz für einen Überlebensvorteil mit Colchicin, der eine weitere Rekrutierung rechtfertigen würde, weder in der Gesamtkohorte noch in einer präspezifierten Subgruppe.
Im November 2020 wurde ein randomisierter Vergleich zwischen Colchicin versus Standardcare ins Programm von RECOVERY aufgenommen. Eine vorläufige Analyse von 11.162 Patientendaten ergab keinen Unterschied im primären Endpunkt – der 28-Tage-Mortaliät – zwischen der Colchicin- und der Standardcare-Gruppe (20% vs. 19% der Patienten sind innerhalb dieser Zeit verstorben, relatives Risiko: 1,02; p=0,63). Zur Standardcare gehörten u.a. Steroide wie Dexamethason, mit denen 94% der Teilnehmer in beiden Armen behandelt worden sind.
Die finalen Ergebnisse der Analyse sollen laut der Studienleiter „so schnell wie möglich publiziert werden“.
Die anderen Arme des RECOVERY-Programmes sollen wie geplant fortgesetzt werden. Geprüft wird als COVID-19-Behandlung derzeit noch die Effektivität von ASS, Baricitinib, Antikörpercocktails und in ausgewählten Kliniken Dimethylfumarat.
Literatur
Statement der RECOVERY trial chief investigators: RECOVERY trial closes recruitment to colchicine treatment for patients hospitalised with COVID-19, veröffentlicht am 5. März 2021