Erhöhtes COVID-19-Sterberisiko bei hoher Blutviskosität festgestellt
Eine erhöhte Blutviskosität war bei COVID-19-Patienten mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert. Der Parameter lässt sich aus Werten zu Hämatokrit und Globulinen einfach ermitteln und könnte als früher Marker für die Prognose von Patienten genutzt werden, legt eine US-Studie nahe.
Eine erhöhte Blutviskosität könnte ein Marker für eine schlechte Prognose bei COVID-19 sein. Das berichtet ein Team um Dr. Daein Choi von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in New York City (USA).
Die Forscherinnen und Forscher haben in einer retrospektiven Kohortenstudie bei 5.261 COVID-Patienten die „estimated“ Blutviskosität (eBV) anhand der Laborwerte von Hämatokrit und Globulinen ermittelt (Walburn-Schneck model). Die Patienten hatten eine laborbestätigte COVID-19-Diagnose und waren zwischen Februar 2020 und November 2021 an sechs Kliniken des Mount Sinai Health Systems behandelt worden.
Ergebnis: Die Patienten der Quartile mit den höchsten eBV-Werten hatten verglichen mit Patienten der Quartile mit den niedrigsten Werten eine deutlich erhöhte Sterberate. Bei der Auswertung wurde unterschieden zwischen sogenannter „Low-Shear-Blutviskosität“ (diese basiert auf aggregierenden Blutzellen bei langsamem Blutfluss) und „High-Shear“-Blutviskosität (disaggregierende Blutzellen bei hoher Blutgeschwindigkeit, diese deformieren und richten sich in Flussrichtung aus).
Prognostischer Marker in frühem Erkrankungsstadium?
Die „estimated High-Shear“-Blood Viscosity (eHBV) war dabei deutlich stärker mit der Sterberate assoziiert als die „estimated Low-Shear“-Blood Viscosity (eLBV). Bei eHBV war die Sterberate um 53% erhöht (Hazard Ratio: 1,53) und bei eLBV um 36% (HR: 1,36).
Die Assoziationen waren ähnlich in allen untersuchten Subgruppen (ausgewählt nach Geschlecht, Alter, kardiovaskuläre und metabolischen Vorerkrankungen, Pharmakotherapie oder Baseline-Inflammationsmarker). Besonders ausgeprägt war das Sterberisiko bei Patienten ohne jegliche Komorbiditäten (HR: 1,69).
Das Fazit des Studienteams: Erhöhte eBV-Werte in frühen Stadien von COVID-19 sind mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert. Die Prognose eines Betroffenen lässt sich damit abschätzen. Darüber hinaus sollten therapeutische Strategien mit dem Ziel, die Blutviskosität zu reduzieren, evaluiert werden.
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Literatur
Choi D et al. Association of Blood Viscosity With Mortality Among Patients Hospitalized With COVID-19. J Am Coll Cardiol. 2022, 80 (4) 316–28