COVID-19: Thromboserisiko nach Klinikaufenthalt offenbar nicht erhöht
SARS-CoV-2 wirkt akut prothrombotisch. Doch ist das Risiko für venöse Thromboembolien auch noch längerfristig erhöht? Neue Daten sprechen eher nicht dafür.
Wenn COVID-19-Patienten aus dem Krankenhaus entlassen werden können, ist in der Folge offenbar kein erhöhtes Thromboserisiko zu befürchten. Darauf deute eine neue Analyse aus Kalifornien hin.
Insgesamt 220.588 Daten haben Wissenschaftler um Dr. Nareg Roubinian retrospektiv ausgewertet. Die Daten stammten von Patienten, die zwischen dem 25. Februar und 31. August 2020 wegen Beschwerden auf eine SARS-CoV-2-Infektion getestet worden sind; bei 26.104 Personen (11,8%) fiel das Ergebnis des PCR-Tests positiv aus.
30-Tages-Inzidenz zwar höher bei COVID-19-Patienten
In den darauffolgenden 30 Tagen kam es bei den positiv getesteten Personen zwar signifikant häufiger zu venösen Thromboembolien (VTE) als bei den negativ getesteten (4,7 vs. 1,6 Fälle pro 1.000 getesteter Personen; p˂ 0,001). Doch solche Ereignisse traten meist schon innerhalb des Klinikaufenthaltes auf. So war die VTE-Rate bei den COVID-19-Patienten, die bereits aus dem Krankenhaus entlassen worden sind, nicht höher als die von Patienten mit negativen SARS-CoV-2-Test (1,0 vs. 1,1 Fälle pro 1.000 getesteter Personen, p=0,51).
Aber: Erhöhtes Risiko nur während des Klinikaufenthaltes, und nicht danach
„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die VTE-Inzidenz außerhalb der Klinik mit einer SARS-CoV-2-Infektion nicht signifikant ansteigt“, schlussfolgern die Autoren aus ihren Daten. Und dies spreche wiederum gegen einen routinemäßigen Einsatz einer ambulanten Thromboseprophylaxe außerhalb von klinischen Studien.
Doch bei der Interpretation der Daten ist Vorsicht angebracht. Denn die Patienten mit positiven SARS-CoV-2-Test haben während der Klinik womöglich eine Antikoagulation und/oder andere Medikament bekommen, die das Thromboserisiko längerfristig beeinflusst haben könnten. Sprich, vielleicht hat das intrahospitale Management oder eine aufmerksame Nachsorge der Patienten zu der niedrigen VTE-Rate beigetragen.
Die Autoren weisen darauf hin, dass das Nutzen/Risiko-Profil einer prophylaktischen Antikoagulation bei ambulanten COVID-19-Patienten derzeit noch in randomisierten Studien untersucht wird.
Literatur
Roubinian NH et al. Incidence of 30-Day Venous Thromboembolism in Adults Tested for SARS-CoV-2 Infection in an Integrated Health Care System in Northern California. JAMA Intern Med. 2021. DOI:10.1001/jamainternmed.2021.0488