Auch bei Omikron: Bluthochdruck scheint schweren Verlauf zu begünstigen

Personen mit Hypertonie haben einer Studie zufolge ein signifikant erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf – sogar, wenn sie dreimal geimpft sind und keine weiteren Erkrankungen haben.

Von Joana Schmidt

 

29.07.2022

Ein Viertel der Weltbevölkerung hat Bluthochdruck, in Deutschland fast jeder Dritte. Eine Analyse aus den USA legt jetzt nahe, dass Hypertoniker und Hypertonikerinnen auch bei vollständiger Impfung ein mehr als zweieinhalbfach erhöhtes Risiko haben, bei einer COVID-19-Erkrankung in der Klinik behandelt werden zu müssen.

 

Die Daten waren von Dezember 2021 bis April 2022 erhoben worden, als die Omikron-Variante vorherrschte. Prof. Joseph Ebinger vom Cedars Sinai Medical Center in Los Angeles und sein Team hatten für die Studie mehr als 900 mindestens dreifach geimpfte US-amerikanische Personen berücksichtigt, die trotzdem an COVID-19 erkrankt waren. Ihnen lagen auch demografische Daten und Informationen über andere Erkrankungen der Teilnehmenden aus Patientenakten vor.

86% der Hospitalisierten hatten Hypertonie

Fast 16% der Kohorte mussten aufgrund ihrer COVID-19-Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert werden. Von 145 hospitalisierten Erkrankten hatten 125 (86%) Bluthochdruck. Hypertonie ging mit einem größeren Risiko für einen schweren Verlauf von COVID-19 einher als Herzinsuffizienz, Herzinfarkte, chronische Nierenerkrankungen, höheres Alter oder ein größerer zeitlicher Abstand zwischen Impfung und SARS-CoV-2-Infektion, was weitere Risikofaktoren waren.

 

Selbst wenn nur Personen in die Analyse einbezogen wurden, die außer Bluthochdruck keine schweren Erkrankungen hatten, war ihr Risiko für einen Covid-19-bedingten Krankenhausaufenthalt signifikant um das 2,6-Fache erhöht. Ob der Einsatz blutdrucksenkender oder –steigernder Medikamente berücksichtigt wurde, änderte ebenfalls nichts an den Ergebnissen.

 

„Risikofaktoren können sich mit den unterschiedlichen COVID-19-Varianten verändern und in diesem Kontext zeigen unsere Ergebnisse, dass Bluthochdruck immer noch dazu zählt und das damit einhergehende erhöhte Risiko während des Vorherrschens von Omikron keinesfalls unterschätzt werden sollte“, resümieren Ebinger et al.

Ursachen noch nicht endgültig geklärt

Die Ursachen für die hypertonieassoziierte Risikozunahme sind noch unklar. Früheren Studien zufolge könnten eine verzögerte Viruselimination und eine verlängerte Entzündungsreaktion bei Patienten und Patientinnen mit Bluthochdruck zu schwereren COVID-19-Verläufen beitragen.

 

Da es sich um eine retrospektive Analyse mit Daten aus einer einzigen Klinik handelt, lassen sich die Ergebnisse möglicherweise nicht verallgemeinern. Das Forscherteam um Ebinger plädiert für weitere Studien, um die Befunde zu überprüfen. „Angesichts der Tatsache, dass Hypertonie eine der meist verbreiteten chronischen Erkrankungen ist, die alle Altersgruppen betrifft, würden übereinstimmende Ergebnisse weiterer Studien Forschung zu den Ursachen rechtfertigen, und dazu, wie sich das hypertoniespezifische Risiko verringern lässt, da sich die Pandemie zu einer Endemie entwickelt“, schließen die Forschenden.


Literatur

Ebinger et al. Hypertension and Excess Risk for Severe COVID-19 Illness Despite Booster Vaccination. Hypertension 2022. https://doi.org/10.1161/HYPERTENSIONAHA.122.19694

Diese Seite teilen