Coronavirus: Das empfehlen Herzexperten
Das neue Coronavirus scheint für Patienten mit kardiovaskulären Grunderkrankungen besonders gefährlich zu sein. Experten der ACC haben nun in einem offiziellen Empfehlungsschreiben die Virusepidemie aus kardiologischer Sicht betrachtet.
Das neue Coronavirus (COVID-19) breitet sich weiter aus. Der aktuelle Stand (12. Februar): 45.204 bestätigte Fälle in 28 Ländern und 1.117 Todesfälle. Besonders häufig und schwer trifft es Patienten mit Grunderkrankungen (mehr dazu in diesem Beitrag). Ein Umstand, der nicht überrascht, da auch bei vergangenen Virusepidemien wie SARS und MERS vorerkrankte Patienten häufiger schwere Verläufe zeigten.
Die hohe Zahl an COVID-19-infizierten Herzpatienten hat die amerikanische Kardiologie-Gesellschaft ACC nun dazu veranlasst, ein Bulletin zu den kardialen Implikationen der Virusepidemie zu veröffentlichen.
40% der hospitalisierten Patienten sind herzkrank
40% der mit COVID-19 infizierten Patienten im Krankenhaus würden an einer kardiovaskulären oder zerebrovaskulären Erkrankung leiden, berichten die Autoren des Schreibens um Prof. Mohammad Madjid, University of Texas in Houston. Fallberichten zufolge entwickelt etwa jeder fünfte hospitalisierte Patient ein akutes respiratorisches Distress-Syndrom, bei 16,7% kommt es zu einer Arrhythmie und bei 7,2% zu akuten Herzschädigungen und einige Patienten scheinen unveröffentlichten Berichten zufolge an einer Myokarditis zu erkranken.
9 Empfehlungen zum Management
In Anbetracht der sich ausbreitenden Coronavirus-Epidemie rät die ACC folgendes:
- Erste Priorität hat die Eindämmung der Verbreitung der über Tröpfeninfektion übertragenen Virusinfektion und deren Prävention durch öffentliche und individuelle Maßnahmen.
- In Gebieten, wo das Virus verbreitet ist – also hauptsächlich in China – ist es sinnvoll, kardiovaskulär erkrankte Patienten über das potenzielle Risiko aufzuklären und sie zu bestärken, zusätzliche angemessene Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
- Da Fieber bei älteren mit COVID-19 infizierten Patienten weniger wahrscheinlich ist, ist es wichtig, auch bei anderen Symptomen wie Husten oder Kurzatmigkeit Verdacht zu schöpfen.
- Nach Ansicht einiger Experten könnte der konsequente Einsatz einer leitliniengerechten Therapie mit plaquestabilisierenden Substanzen (Statine, Betablocker, ACE-Hemmer, ASS) einen zusätzlichen Schutz für Herzpatienten bieten, wobei eine solche Behandlung individuell auf die Patienten zugeschnitten werden sollte.
- Wesentlich für den Schutz von Herzpatienten sind Impfungen, wie die Pneumokokken- und Influenzaimpfung, um das Risiko für bakterielle Superinfektionen zu minimieren.
- Es könnte zudem sinnvoll sein, COVID-19 infizierte Patienten in Abhängigkeit der Grunderkrankung (kardiovaskulär, respiratorisch, renal usw.) im Sinne einer Triage priorisiert zu behandeln.
- Doch Vorsicht: Der aktuelle Fokus auf die Symptome des Coronavirus-Infektion birgt die Gefahr, dass die klassischen Symptome eines Herzinfarktes übersehen werden.
- In Regionen, in denen sich das COVID-19 bisher nicht verbreitet hat, sollte das Augenmerk weiterhin auf die potenzielle Bedrohung durch Influenza-Viren gelegt und die Bedeutung der Impfung, des häufigen Händewaschens und der Therapieadhärenz bei chronischer Erkrankungen hervorgehoben werden.
- Zu guter Letzt weisen die Experten darauf hin, dass über das klinische Profil des Coronavirus aktuell wenig bekannt ist und Ärzte auf neue Empfehlungen vorbereitet sein sollten, sobald mehr Informationen verfügbar sind.
Literatur
American College of Cardiology. ACC clinical bulletin: cardiac implications of novel Wuhan coronavirus (2019-nCoV). Veröffentlicht am 13. Februar 2020.