Myokarditis-Risiko nach dritter COVID-19-Impfung eher geringer als nach zweiter
Nach mRNA-Impfungen gegen COVID-19 kann es in seltenen Fällen zu Myokarditiden kommen. In Israel wurde jetzt untersucht, wie hoch das Risiko nach der dritten Impfung ist – und es scheint geringer als nach der zweiten Dosis zu sein.
Das Risiko, nach einer dritten COVID-19-Impfung eine Myokarditis zu entwickeln, ist sehr gering, und neuesten Daten aus Israel zufolge offenbar geringer als nach der zweiten Impfung.
Für die Untersuchung haben Dr. Limor Friedensohn und Kollegen alle Myokarditis-Fälle, die bei Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen des israelischen Militärs nach der dritten COVID-Impfung aufgetreten waren, gesammelt und ausgewertet. Von Mitte August 2021, als die Booster-Kampagne bei den israelischen Streitkräften begann, bis Ende September sind 126.029 Mitarbeiter mit der BioNTech/Pfizer-Vakzine das dritte Mal geimpft worden. 90% der geimpften Frauen war zwischen 18 und 24 Jahre alt, bei den Männern befanden sich 79% in dieser Altersgruppe.
Inzidenz sehr gering
Insgesamt kam es in der Folge zu neun Myokarditis-Fällen. Die Diagnose basierte auf EKG-, Echo- und MRT-Befunden und wurde von einem unabhängigen Kardiologen bestätigt. Es waren ausschließlich junge Männer betroffen. In einem Fall trat die Komplikation im Zuge einer SARS-CoV-2-Infektion auf, weshalb dieser nicht berücksichtigt wurde. In einem weiteren Fall entwickelte der Patient die Myokarditis nicht im unmittelbaren Kontext der Impfung, also erst nach zwei Wochen, sodass dieser ebenfalls von der Auswertung ausgeschlossen wurde. Es verblieben damit sieben Fälle.
Risiko eher geringer als nach der zweiten Dosis…
Die Autoren errechneten eine Inzidenz von 3,17 Myokarditis-Fällen pro 100.000 Impfungen in der ersten Woche und 5,55 Fällen/100.000 Impfungen in der zweiten Woche. Die Rate sei damit geringer, als es nach der zweiten Vakzin-Dosis für dieselbe Population beobachtet wurde (5,07/100.000 Impfungen), resümieren Friedensohn und Kollegen.
Da alle Myokarditis-Fällen in dieser Kohorte bei jungen Männern aufgetreten waren, ermittelten die israelischen Autoren die Inzidenz spezifisch für die 18- bis 24-Jährigen. Die Rate in dieser Altersgruppe betrug 6,43 bzw. 11,25 Fälle pro 100.000 Impfungen in der ersten bzw. zweiten Woche. Diese Inzidenz wiederum war etwas höher, als es für eine US-amerikanische Population derselben Altersgruppe nach der zweiten Dosis berichtet wurde (5,24 Fälle/100.000).
…aber Vergleiche sind schwierig
Friedensohn und Kollegen weisen allerdings darauf hin, dass die in Studien berichteten Inzidenzen für Myokarditiden, die mit der zweiten Impfung assoziiert waren, stark variieren, u.a. auch deshalb, weil unterschiedliche Definitionen für eine Myokarditis und verschiedene Zeitspannen herangezogen wurden. Darüber hinaus hängt, wie frühere Studien zeigten, das Risiko von der verwendeten Vakzine ab. Auch gilt es zu beachten, dass die Awareness für diese seltene Nebenwirkung in Folge der Medienberichte deutlich angestiegen ist. Sprich, nach den Booster-Impfungen wurde vermutlich verstärkt darauf geachtet. „Deshalb sollte man solche Vergleiche nur mit Vorsicht ziehen“, so die israelischen Autoren.
Im Übrigen verliefen alle infolge der dritten Impfung aufgetretenen Myokarditiden milde. So konnten alle betroffenen Patienten ohne verbleibende Herzschädigungen aus dem Krankenhaus entlassen werden. Das Ergebnis bestätigt andere Studien, in denen ebenfalls überwiegend günstige Verläufe solcher impfassoziierten Herzmuskelentzündungen beobachtet wurden.
Literatur
Friedensohn L et al. Myocarditis Following a Third BNT162b2 Vaccination Dose in Military Recruits in Israel. JAMA. 2022. doi:10.1001/jama.2022.4425