Sind nach Ablation von Vorhofflimmern noch Antiarrhythmika nötig?
Bringt es was, Patienten mit Vorhofflimmern auch nach einer Katheterablation weiterhin mit Antiarrhythmika zu behandeln? Ergebnisse einer Analyse von Daten eines deutschen Registers lassen da Zweifel aufkommen.
Eine Katheterablation wird in den ESC-Leitlinien bei Patienten mit paroxysmalem oder persistierendem Vorhofflimmern zur Rhythmuskontrolle nach erfolglosem medikamentösem Therapieversuch mit Antiarrhythmika nachdrücklich empfohlen (Klasse-IA-Empfehlung). Ist es da sinnvoll, eine medikamentöse Behandlung mit Antiarrhythmika postinterventionell zu verordnen?
In der Praxis wird das bei vielen Patienten so gemacht. Und es gibt auch randomisierte Studien wie POWDER-AF, die dafür sprechen, dass Antiarrhythmika nach Katheterablation dazu beitragen könnten, rezidivierende atriale Tachyarrhythmien und erneute Ablationsprozeduren zu reduzieren.
Daten aus deutschem Ablationsregister genutzt
Eine aktuelle Analyse von Daten aus dem deutschen Ablationsregister (German Ablation Registry) vermittelt allerdings ein gegenteiliges Bild. Denn nach ihren Ergebnissen war eine antiarrhythmische Therapie nach Ablation weder bei paroxysmalem noch bei persistierendem Vorhofflimmern mit einer Reduktion von Arrhythmie-Rezidiven und Reablationen assoziiert. Zumindest bei Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern waren Reablationen im Fall einer antiarrhythmischen Medikation sogar häufiger, berichtete Dr. Ruben Schleberger, Klinik für Kardiologie am UKE Hamburg, bei den DGK-Herztagen in Bonn.
Die Forschergruppe um Schleberger hat für ihre Analyse Daten von 3275 Patienten und Patientinnen herangezogen, die wegen paroxysmalem (n = 2138) oder persistierendem (n = 1137) Vorhofflimmerns einer Katheterablation unterzogen worden waren. Unterschieden wurde zwischen Patienten mit bei Entlassung verordneter Antiarrhythmika-Therapie (Flecainid, Propafenon oder Amiodaron) und Patienten ohne entsprechende spezifische antiarrhythmische Therapie. Die Entscheidung für oder gegen diese Therapie wurde jeweils in den beteiligten Zentren (n=55) getroffen.
Beide Gruppen wurden bezüglich der Häufigkeit von rezidivierenden atrialen Tachyarrhythmien, Reablationen und kardiovaskulären Ereignisse im Zeitraum von 12 Monaten verglichen. Auch die Patientenzufriedenheit wurde evaluiert.
Mehr Reablationen bei Patienten mit antiarrhythmischer Medikation
In der Subgruppe mit paroxysmalem Vorhofflimmern bestanden bezüglich der Häufigkeit von Arrhythmie-Rezidiven und Rehospitalisationen keine Unterschiede zwischen Patienten mit (n = 1051) und ohne (n = 1087) antiarrhythmische Medikation bei Entlassung. Bei Patienten mit Antiarrhythmika-Verordnung stellten die Untersucher allerdings in der adjustierten Analyse überraschenderweise eine relativ um 30% höhere Reablationsrate fest (Odds Ratio [OR]: 1,30: 95 % Konfidenzintervall [OR]: 1,05 -1,61). Auch um die Zufriedenheit mit der Therapie stand es bei diesen Patienten deutlich schlechter als bei Patienten ohne antiarrhythmische Medikation (OR: 1,76, 95 % KI: 1,20-2,58).
Keine Unterschiede bei persistierendem Vorhofflimmern
In der Subgruppe der Patienten mit persistierendem Vorhofflimmern machte es dagegen im Hinblick auf Rezidive, Reablationen oder Patientenzufriedenheit keinen Unterschied, ob bei ihnen eine antiarrhythmische Medikation verordnet (n = 641) oder nicht verordnet (n = 496) worden war.
Bezüglich der Raten für kardiovaskuläre Komplikationen stellten die Untersucher bei Patienten mit paroxysmalen wie auch persistierendem Vorhofflimmern keine nennenswerten Unterschiede fest – egal, ob sie mit oder ohne antiarrhythmische Therapie entlassen worden waren.
Postinterventionelle Therapie sollte „gut überlegt“ sein
Schleberger zog aus diesen Ergebnissen den Schluss, dass eine postinterventionelle Therapie mit Antiarrhythmika nach Ablation von Vorhofflimmern „gut überlegt“ sein sollte. Die höhere Rate an Reablationen bei Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern könnte nach seiner Ansicht damit zu erklären sein, dass die häufig relativ gesunden Patienten mit dieser Form des Vorhofflimmerns unzufrieden mit der Einnahme von Antiarrhythmika gewesen sein könnten und deshalb auf eine Reablation gedrängt haben, um von der Medikamenteneinnahme wieder loszukommen. Noch sei das aber reine Spekulation, räumte Schleberger ein, der zudem auf die Limitierungen der Studie aufgrund ihres retrospektiven Designs hinwies und weitere Studien für erforderlich hält.
Literatur
Schleberger R: Antiarrhythmic Drug Therapy after Catheter Ablation for Atrial Fibrillation – Insights from the German Ablation Registry, DGK Herztage 2021, 30. September bis 2. Oktober 2021, Bonn
Wissenschaftliche Pressemitteilung der DGK vom 30. September 2021