Ist ein Vorhofflimmern-Screening heute zu empfehlen?
Inzwischen gibt es Wearables, Smartphones usw., mit denen ein Screening auf Vorhofflimmern einfach zu verwirklichen ist. Doch wie sinnvoll ist ein solches Screening bei Menschen, die keine Symptome haben? Ein US-Experten-Panel hat zu dieser Frage nun Stellung bezogen.
Wie sinnvoll ist es, bei Menschen ohne Symptome oder Anzeichen für Vorhofflimmern systematisch nach einer entsprechenden „subklinischen“ Arrhythmie zu suchen? Die „United States Preventive Services Task Force“ (USPSTF), ein unabhängiges Panel von US-Experten, das regelmäßig die wissenschaftliche Datenlage bezüglich der Prävention von Erkrankungen beurteilt, hat dazu schon 2018 in einem Statement Stellung bezogen. Damals hieß es, dass die vorliegende Evidenz im Hinblick auf Erwachsene im Alter über 65 Jahre nicht hinreichend sei, um das Nutzen/Risiko-Balance von EKG-gestützten Screening-Strategien zum Aufspüren von asymptomatischem Vorhofflimmern zuverlässig bewerten zu können.
Smartphones und Wearables ermöglichen dauerhafte Rhythmusüberwachung
Inzwischen ist das EKG längst nicht mehr das einzige verfügbare Screeningverfahren. Neue Optionen für ein kontinuierliches Herzrhythmusmonitoring etwa mittels implantierbarer Devices (Loop-Rekorder) oder tragbarer Geräte („Wearables“) wie Smartwatches oder Smartphone-Apps sind hinzugekommen und in klinischen Studien untersucht worden.
Doch trotz besserer Möglichkeiten der Arrhythmiedetektion hat sich an der grundsätzlichen Bewertung durch die USPSTF-Expertengruppe nichts geändert. Auch in ihrem aktuell veröffentlichten Statement hält sie an der Einschätzung fest, dass - diesmal bezogen auf asymptomatische Erwachsene im Alter über 50 Jahre - die „gegenwärtige Evidenz nicht ausreichend ist, um die Balance zwischen Nutzen und Schaden eines Screenings auf Vorhofflimmern beurteilen zu können“.
Kein Plädoyer gegen ein Screening
Das ist kein Plädoyer gegen ein Screening, sondern nur die Feststellung, dass die aktuelle Datenlage nicht solide genug ist, um für oder gegen ein Screening plädieren zu können. Gelegentliches Pulstasten wird im Übrigen von den USPSTF-Experten als simpler Screeningtest im Rahmen der üblichen Versorgung („usual care“) explizit anerkannt.
Basis der USPSTF-Analyse bilden Daten aus 26 Studien mit insgesamt 113.784 daran beteiligten Personen, darunter 12 Studien, die seit dem Statement von 2018 hinzugekommen sind. Daraus gehe zwar hervor, dass etwa mithilfe eines intermittierenden oder kontinuierlichen EKG-Screenings mehr Fälle von asymptomatischem Vorhofflimmern detektiert werden, konzedieren die USPSTF-Experten. Allerdings sei unklar, welche Konsequenzen aus der besseren Detektion für den weiteren gesundheitlichen Verlauf resultieren.
Was nützt eine Antikoagulation bei subklinischem Vorhofflimmern?
Ob etwa eine orale Antikoagulation auch bei „subklinischem“ Vorhofflimmern ähnlich gut vor Schlaganfällen schützt wie bei klinisch manifestem Vorhofflimmern, bedürfe noch der genaueren Untersuchung in Studien. Als bislang einzige unter den analysierten Studien hat dazu STROKESTOP erste Ergebnisse geliefert. Hier konnte mit Blick auf die Nutzen/Risiko-Bilanz (primärer Endpunkt: ischämischer Schlaganfall, Gesamtmortalität, hämorrhagischer Schlaganfall, Hospitalisierung wegen Blutungen) ein moderater, aber signifikanter Vorteil zugunsten eines Screenings bei älteren Menschen gezeigt werden. Die USPSTF-Experten zählen allerdings auch diverse Limitierungen der Studie auf.
Erst kürzlich ist mit LOOP-AF eine weitere Studie hinzugekommen, die in der USPSTF-Analyse noch nicht berücksichtigt wurde. Im Gegensatz zu STROKESTOP hatte ein Screening auf Vorhofflimmern in dieser Studie keine Auswirkungen auf die Schlaganfall-Inzidenz gezeigt.
Literatur
US Preventive Services Task Force. Screening for Atrial Fibrillation: US Preventive Services Task Force Recommendation Statement. JAMA. 2022;327(4):360–367. doi:10.1001/jama.2021.23732