Vorhofflimmern: Kann „High Power“ die Ablationstherapie optimieren?
Rekonnektionen von Pulmonalvenen nach initialer Pulmonalvenenisolation schmälern den Erfolg der Katheterablation bei Vorhofflimmern. Eine „High Power“-Strategie könnte hier hilfreich sein, legen Ergebnisse einer Studie Münchner Kardiologen nahe.
Die mittels Katheterablation vorgenommene Pulmonalvenenisolation (PVI), also die elektrische Diskonnektion von Pulmonalvenen und linkem Vorhof, ist bei symptomatischem Vorhofflimmern inzwischen eine etablierte Behandlungsmethode, die zu besseren Ergebnissen als eine medikamentöse antiarrhythmische Therapie führt. Limitiert wird sie jedoch weiterhin durch eine nicht unerhebliche Rate an atrialen Arrhythmie-Rezidiven. Ursache dafür ist meistens eine Rekonnektion der Pulmonalvenen (PV) durch Lücken in den initial angelegten Läsionen.
Flachere und breitere Läsionen bei HPSD-Ablation
Lassen sich effektivere Läsionen schaffen, die das Risiko für Rekonnektionen verringern? Einige Experten sind davon überzeugt. Bekannt ist, dass die bei der Ablation applizierte Energie Einfluss auf die Form der erzeugten Läsionen hat. Davon ausgehend ist das „High Power Short Duration“ (HPSD)-Konzept für die auf Hitzeanwendung basierende Radiofrequenz (RF)-Ablation entwickelt worden. Im Vergleich zur Standardablation werden dabei höhere Energien für eine kürzere Zeit appliziert. Die damit erzeugten Läsionen sind flacher und breiter und, so die Hoffnung, möglicherweise auch mit einem geringeren Risiko für Rekonnektionen assoziiert.
Ob diese Hoffnung gerechtfertigt ist, hat eine Gruppe von Kardiologen um PD Dr. Marc Kottmaier vom Deutschen Herzzentrum München erstmals in einer randomisierten Studie geprüft. Kottmaier hat die Ergebnisse auf der Sitzung „Late Breaking Clinical Trials I“ bei der 87. Jahrestagung der DGK vorgestellt.
An der POWER PULS benannten Studie waren 150 Patienten mit paroxysmalem Vorhofflimmern beteiligt, die nach Zufallszuteilung entweder einer HPSD-Ablation oder einer Standardablation unterzogen wurden. In der HPSD-Gruppe wurden dabei gemäß Ablationsprotokoll 70 Watt für maximal 5 – 7 Sekunden appliziert, während bei der Standardablation mit 30 – 40 Watt für 20 – 40 Sekunden abladiert wurde.
HPSD-Ablation verkürzt Prozedurdauer
In puncto Sicherheit gab es kaum Unterschiede zwischen beiden Methoden. Schwere Komplikationen wie Tamponaden, Thromboembolien oder atrioösophageale Fisteln wurden nicht beobachtet. Perikardergüsse (ohne Tamponade) traten bei zwei Patienten (HPSD-Gruppe) respektive vier Patienten (Kontrollgruppe) auf.
Bei der Analyse der prozeduralen Daten ergaben sich signifikante Vorteile zugunsten der HPSD-Ablation: Sowohl die Prozedurdauer (89,9 vs. 114 Minuten, p=0,002) als auch die RF-Zeit (15,7 vs. 44,6 Minuten, p<0,001) waren in der damit behandelten Gruppe kürzer als in der Kontrollgruppe.
Rate an Rekonnektionen signifikant verringert
Die Effektivität der erzeugten Ablationsläsionen hat die Gruppe um Kottmaier mithilfe eines Adenosin-Provokationtests (APT) intraprozedural überprüft. Unter Adenosin-Wirkung lassen sich damit PV-Überleitung („dormant conductions“) demaskieren. Wie Kottmaier berichtete, war die Rate an Rekonnektionen in der HPSD-Gruppe signifikant niedriger als in der Gruppe mit Standardablation (33% vs. 47%, 0=0,02).
Ob aus diesem Vorteil der „High Power“-Ablation am Ende auch eine relevante Reduktion von Vorhofflimmern-Rezidiven resultiert, muss allerdings noch gezeigt werden.
Literatur
Kottmaier M: Safety and intraprocedural pulmonary vein reconnection using very high power short duration ablation with 70 Watts for pulmonary vein isolation in patients with paroxysmal atrial fibrillation. The POWER PLUS randomized trial; „Late Breaking Clinical Trials I“, 87. DGK-Jahrestagung, 7. April 2021.