Beeinträchtigt eine Vorhofflimmern-Ablation die Kognition?
Es gibt die Sorge, dass eine Vorhofflimmern-Ablation die kognitiven Fähigkeiten der behandelten Patienten beeinträchtigen könnte. Eine Studie gibt nun Entwarnung, wobei Hirnläsionen nach der Prozedur relativ häufig vorkommen.
Eine Vorhofflimmern-Ablation mit einer fortgesetzten Antikoagulation scheint die kognitive Funktion der behandelten Patientinnen und Patienten im weiteren Verlauf nicht zu beeinträchtigen. Zwar ließen sich in einer Subanalyse der AXAFA-AFNET 5-Studie bei relativ vielen Patienten – nämlich bei 26% – nach der Prozedur akute, als „klinisch stumm“ klassifizierte Hirnläsionen im MRT nachweisen. Diese Befunde hatten aber keinen Einfluss auf die nach drei Monaten erfassten kognitive Funktion der abladierten Patienten.
„Unsere Ergebnisse verdeutlichen die Sicherheit einer Vorhofflimmern-Ablation unter Einsatz einer fortgesetzten oralen Antikoagulation mit Apixaban oder einem Vitamin-K-Antagonisten in Bezug auf eine kognitive Dysfunktion innerhalb der ersten drei Monate nach dem Eingriff“, fasst das internationale Autorenteam mit Erstautor Prof. Karl Georg Häusler aus Würzburg die Implikationen der Ergebnisse zusammen.
Primäres Ziel der randomisierten AXAFA-AFNET 5-Studie war es, die Nichtunterlegenheit des NOAK Apixaban gegenüber eines VKA zur Thromboseprophylaxe im Rahmen einer Katheterablation zu belegen. Das gelang. Die Ergebnisse der Primäranalyse wurden 2018 beim EHRA-Kongress präsentiert.
MRT-Untersuchungen vor und nach Ablation
Eine weitere Intention der Studienautoren war es aber auch, die Veränderungen der kognitiven Funktion der beteiligten Vorhofflimmern-Patienten zu erfassen. Deshalb wurde bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern binnen 3 bis 48 Stunden nach der Ablation eine MRT mit FLAIR (fluid-attenuated-inversion recovery)-Sequenzen und hochauflösenden diffusionsgewichteten Sequenzen (hrDWI)-Sequenzen vorgenommen. Bei 321 der ursprünglich 674 randomisierten Patienten waren die entsprechende Befunde verfügbar und auswertbar.
26,1% mit akuter Hirnläsion
Anhand dieser Bilder konnten Häusler und Kollegen bei 26,1% der Patienten mindestens eine akute Hirnläsion in den hrDWI-Sequenzen nachweisen. Zudem waren bei 40,5% der Patienten in den FLAIR-Sequenzen chronische Läsionen der weißen Substanz nachweisbar (definiert als Wahlund Score ≥4 Punkte).
Fortschritte bei der Ablationstechnik gefordert
Die ischämischen Hirnläsionen könnten laut der Autoren durch das Herausziehen des während der Prozedur entstandenen embolischen Materials (Debris) und durch Luftembolien entstanden sein. Denn die Hirninfarkte seien trotz fortgesetzter Antikoagulation und periprozeduraler Heparinisierung entstanden, erläutern sie ihre Vermutung. Es sei deshalb weitere Forschung notwendig, damit die Ablationstechnik weiter verbessert und dadurch das periprozedurale Risiko für akute ischämische Hirnläsionen verringert werden könne, fordern die Autoren.
Läsionen hatten keinen Einfluss auf die Kognition
Die gute Nachricht: Die nachgewiesenen Hirnschädigungen hatten keinen wesentlichen Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten der abladierten Patientinnen und Patienten. Jedenfalls waren weder die im MRT detektierbaren akuten ischämischen Infarkte noch die chronischen Läsionen in der weißen Hirnsubstanz mit einem Abfall der kognitiven Leistung nach drei Monaten assoziiert, erfasst durch den MoCA-Score. Der Nachweis von Hirnläsionen wirkte sich auch nicht auf den kombinierten primären Endpunkt der Studie aus (Schlaganfälle, Blutungen und Todesfälle). Zwar gingen vorhandene chronische Veränderungen der weißen Substanz mit geringeren MoCA-Scores zu Studienbeginn und nach drei Monaten einher. Doch dieser Zusammenhang verschwand, sobald auf das Alter und Geschlecht der Studienteilnehmer adjustiert wurde.
Überhaupt war das Alter der einzige Faktor, der unabhängig mit einer geringeren kognitiven Leistung zu Beginn und nach drei Monaten assoziiert war. Die Studienmedikation hatte auf die Häufigkeit von Hirnläsionen und die Kognition der Teilnehmer wiederum keinen Einfluss, es machte in diesem Punkt somit keinen Unterschied, ob Apixaban oder ein VKA eingenommen wurde.
Literatur
Häusler KG et al. MRI-Detected Brain Lesions and Cognitive Function in Atrial Fibrillation Patients Undergoing Left Atrial Catheter Ablation in the Randomized AXAFA-AFNET 5 Trial. Circulation 2022; https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.121.056320