Gichtmittel Febuxostat scheint sicher, aber wirkt nicht kardioprotektiv
Ist das Gichtmittel Febuxostat kardiovaskulär sicher? Das haben japanische Wissenschaftler nun versucht zu klären.
Das Gichtmittel Allopurinol hat bekanntlich einige Nebenwirkungen wie unerwünschte allergische Reaktionen und Störungen der Nierenfunktion. Febuxostat ist ein selektiver Nicht-Purin-Hemmer der Xanthinoxidase, der seit 2009 zugelassen ist und von dem man sich deutlich weniger Nebenwirkungen erhofft, gerade für Nierenpatienten.
Höhere Sterblichkeit als mit Allopurinol
Allerdings hat die beim diesjährigen ACC-Kongress vorgestellte, von der FDA geforderte Sicherheitsstudie CARES für Verunsicherung gesorgt. Im Vergleich zur Allopurinol ging Febuxostat mit einer um 22% erhöhten Sterblichkeit und einer um 34% erhöhten kardiovaskulären Mortalität einher.
Das brachte die Studienautoren in Erklärungsnot: Entfaltet Febuxostat eine Wirkung, die dem Herzen Schaden zufügen könnte? Oder wirkt das Urikostatikum im Vergleich zu Allopurinol einfach nur weniger kardioprotektiv?
Geklärt werden kann diese Frage nur durch eine randomisierte Studie, in der Febuxostat mit Placebo verglichen wird. Die Ergebnisse einer solchen Studie mit dem Akronym FREED (Febuxostat for Cerebral and caRdiorenovascular Events PrEvEntion StuDy) wurden nun von Prof. Kunihiko Matsui, Kumamoto Universität in Japan, auf einer Hotline-Session beim ESC-Kongress in München präsentiert.
Sehr weit gefasster primärer Endpunkt
Insgesamt 1.070 Patienten mit erhöhten Harnsäurewerten (> 7,0 bis ≤ 9,0 mg/dl) und einem Alter von 65 Jahren oder älter erhielten 36 Monate lang entweder Febuxostat (Auftitration auf 40 mg innerhalb von 8 Wochen) oder Placebo. In der Placebo-Gruppe durften die Ärzte bei einem Anstieg der Harnsäure-Konzentrationen Allopurinol (100 mg) verabreichen.
Der sehr weit gefasste primäre Endpunkt dieser Studie macht die Interpretation der Ergebnisse allerdings schwierig. Dieser beinhaltete nämlich Tod jeglicher Ursache, zerebrovaskuläre Erkrankungen, nichttödliche KHK, Herzinsuffizienz, die eine Klinikeinweisung bedurfte, atherosklerotische Erkrankung, die eine Therapie bedurfte, Nierenfunktionsstörungen und Vorhofflimmern.
Studie ist "underpowered"
Dieser primäre Endpunkt wurde durch Febuxostat um relativ 25% signifikant reduziert (23,3% vs. 28,7%). Auf die anschließend in der Diskussion gestellte Frage, warum man derart viele Endpunkte eingeschlossen habe, gab Matsui zu, dass man dies aus statistischen Gründen gemacht hat. „Das Hauptproblem unserer Studie ist, dass sie 'underpowered' sein könnte“, fügt er hinzu.
Mit Blick auf die sekundären Endpunkte scheint es so, dass die Patienten vor allem hinsichtlich der Nierenfunktion von dem Gichtmittel profitiert haben (Hazard Ratio: 0,745; p=0,041). Aber mit entsprechend 87 und 109 Fällen an aufgetretenen Nierenfunktionsstörungen waren die Ereignisraten viel zu gering, um Febuxostat eine renoprotektive Wirkung attestieren zu können.
Kardio- und zerebrovaskuläre Ereignisse scheinen wiederum nicht durch die Therapie beeinflusst zu werden. Eine schädliche Wirkung ließ sich aber ebenfalls nicht erkennen. Man muss somit wohl auf die Ergebnisse weiterer Studien warten, um die Frage nach der kardialen Wirkung von Febuxostat endgültig beantworten zu können.
Literatur
K Matsui: FREED - Febuxostat for Cerebral and CaRdiorenovascular Events PrEvEntion StuDy, Late Breaking Hotline-Session 4, ESC-Kongress, 28. August 2018 in München