Nachrichten 09.09.2019

Hausärztliches Screening auf Vorhofflimmern erhöht nicht die Detektionsrate

In einer Studie zum intensivierten Screening auf Vorhofflimmern in niederländischen  Hausarztpraxen hat diese Strategie die Detektionsrate für die Arrhythmie nicht erhöht.

Vorhofflimmern (VHF) ist die „Pest des 21 Jahrhundert“. Dies ist zumindest die Ansicht vieler kardiologischer Kollegen. Der Unterschied zur Pest ist nur leider der, dass VHF häufig bis zum ersten schweren Apoplex unerkannt bleibt, weil die Diagnosestellung häufig schwierig ist. Zudem verzeichnen wir, unter anderem durch den demografischen Wandel bedingt, eine stetige Zunahme an Patienten mit VHF.

Eine niederländische Forschergruppe um Dr. Steven Bernard Uittenbogart von der Universität Amsterdam geht in einem Kalkulationsmodell davon aus, dass sich die Inzidenz von VHF bis zum Jahr 2050 verdoppeln wird. Da die meisten unserer Patienten routinemäßig von Hausärzten gesehen werden, haben Uittenbogaart und seine Kollegen einen Studienansatz zum intensivierten Screening in  Hausarztpraxen in den Niederlanden gewählt, um die Detektion von VHF zu verbessern. Eingeschlossen wurden Patienten > 65 Jahre ohne bekanntes VHF. Insgesamt wurden in der D2AF-Studie fast 20.000 Patienten randomisiert einem Standard-Behandlungsarm oder einem Behandlungsarm mit intensiviertem VHF Screening zugeteilt.

Detektionsrate trotz intensivierten Screenings nicht höher

Das intensivierte Screening bestand aus drei Index-Tests: Pulspalpation, Handheld-EKG mit VHF-Algorithmus und Blutdruckmessgerät mit VHF-Algorithmus. Bei mehr als einem positiven Test wurde ein 12-Kanal-EKG geschrieben und im Fall von Sinusrhythmus noch zusätzlich ein Langzeit-EKG veranlasst.

Trotz des relativ großen Aufwands wurden am Ende im Interventionsarm nicht signifikant mehr Patienten mit VHF (1,6%) detektiert als in dem konventionellen Behandlungsarm (1,5%).

Auch wenn das VHF-Screening auf der ersten Versorgungsebene als vielversprechend erscheint, konnte leider die Detektionsrate in diesem Studienansatz nicht erhöht werden. Möglicherweise sind moderne technische „Alltagslösungen“ wie die Apple Watch doch zielführender. Allerdings muss bei einem solchen Massen-Screening auch immer an die Relevanz der akquirierten Information und die sich daraus potenziell ergebenden Konsequenzen gedacht werden.

Literatur


Uittenbogaart S.B.: Opportunistic screening for atrial fibrillation versus routine care in older persons in the community: findings from a dutch nationwide primary care-based cluster randomised clinical trial. Präsentation in der Sitzung “Late Breaking Science in Atrial Fibrillation 2” beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) 2019, 31.08.-04.09. 2019 in Paris

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