ICD-Patienten ignorieren häufig Fahrverbote
Nicht wenige Patienten mit kürzlich implantierten Defibrillatoren (ICD) setzen sich hinters Steuer und gefährden damit sich und andere – die meisten aus Unkenntnis bezüglich geltender Restriktionen.
Ob und wann ein Patient nach Implantation eines Defibrillators (ICD) wieder ein Fahrzeug lenken sollte, ist in Leitlinien der Europäischen Kardiologie-Gesellschaft geregelt. Für Berufsfahrer mit LKW oder Bus empfehlen die ESC-Leitlinien z.B. ein permanentes Fahrverbot.
Leitlinien empfehlen Karenzzeiten
Privatfahrten sind für vier Wochen tabu, sofern es sich um einen Eingriff in Primärprävention handelte, und für drei Monate, wenn der Eingriff in Sekundärprävention erfolgte. Drei Monate Fahrverbot gelten gleichermaßen, wenn das Gerät einen korrekten Schock zur Unterbindung einer Arrhythmie abgegeben hat.
Die Leitlinien in Dänemark sind ein wenig lockerer. Und dennoch haben mehr als 30% der Teilnehmer einer landesweiten Studie angegeben, gegen die Fahrverbote verstoßen zu haben. Die Autoren der Studie hatten 3913 ICD-Patienten angeschrieben und 2741 Rückantworten erhalten.
Hauptgrund schlechte Aufklärung
Die meisten Patienten verstießen gegen Fahrkarenzzeiten, weil ihnen diese gar nicht bewusst waren. Diesem ließe sich durch eine Verbesserung der Kommunikation vorbeugen, betonten die Studienautoren. Ihre Empfehlung: Wiederholte Hinweise, schriftliche Information, Erklärung der Hintergründe und Einbinden von Familienmitgliedern.
Manche Patienten setzten sich aber hinter das Steuer, obwohl sie sich der Fahrverbote bewusst waren. Hier dominierten Männer, Patienten über 60 Jahren und generell solche, die im täglichen Leben auf das Auto angewiesen bzw. die einzigen Fahrer im Haushalt waren.
Ärzte sollten die Patienten eindringlich aufklären, dass sie nicht nur sich, sondern auch andere in Gefahr bringen, wenn ein erhöhtes Risiko für Arrhythmien am Steuer besteht, rieten die Autoren.
Die Gefahr geht vom kranken Herzen aus, nicht vom ICD
Manche Patienten entscheiden sich sogar gegen einen ICD aufgrund der damit einhergehenden Fahrrestriktionen. „Es ist jedoch die Herzkrankheit und nicht der ICD, die zu Arrhythmien und Bewusstlosigkeit führen können“, betonte Dr. Jenny Bjerre von der Universitätsklinik Gentofte. Für Patienten mit ICD-Indikation, die sich gegen den Eingriff entscheiden, gelten die Fahrrestriktionen nicht minder.
Literatur
Bjerre J.: Adherence to driving restrictions among patients with an implantable cardioverter defibrillator. Jahrestagung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC), Paris, 31.08.-04.09.2019