Mit innovativem Modell Hypertonie-Risiko in der Bevölkerung deutlich gesenkt
Im Rahmen einer Bevölkerungsstudie in Kolumbien und Malaysia gelang es einem Forscherteam, das Risiko für Bluthochdruck der dort lebenden Menschen signifikant zu senken. Die Maßnahmen wurden von nichtärztlichem Personal geleitet.
Hypertonie ist weltweit die häufigste Ursache für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, besonders in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen. Trotz entsprechenden Empfehlungen sind Blutdruckkontrolle und die Verwendung von Statinen in vielen Regionen zu selten. Forschern gelang es, diese und weitere Maßnahmen in Gemeinden in Kolumbien und Malaysia mithilfe von nichtärztlichem Gesundheitspersonal und Angehörigen der Patienten umzusetzen.
Der Anteil der Patienten mit gut eingestelltem Blutdruck verdoppelte sich
Sie reduzierten dadurch das kardiovaskuläre Risiko der Interventionsgruppe um 75%. Studienleiter Dr. Jon-David Schwalm von der McMaster Universität in Hamilton, Kanada fasste zusammen: „Der Anteil der Patienten mit gut kontrolliertem Blutdruck verdoppelte sich, ihr Cholesterinspiegel sank, sie nahmen regelmäßiger Medikamente ein, bewegten sich mehr und ernährten sich gesünder.“
Schwalm präsentierte die randomisierte HOPE-4-Studie beim ESC-Kongress 2019. Es hatten mehr als 1.300 Hypertonie-Patienten im Alter von über 50 Jahren daran teilgenommen. Sie stammten aus 30 Gemeinden in Kolumbien und Malaysia. 14 davon wurden nach dem Zufallsprinzip einem innovativen Versorgungsprogramm zugeteilt, 16 dienten als Kontrollgruppe, sodass dort nichts verändert wurde.
Zuerst wurde in den Gemeinden mit der neuen Versorgungsstruktur ein Screening durchgeführt, um Patienten mit Hypertonie zu identifizieren, die noch nichts von ihrem Bluthochdruck wussten oder nichts dagegen unternahmen. Nichtärztliches Gesundheitspersonal führte Beratungsgespräche, leitete Behandlungen ein und kontrollierte die Risikofaktoren der Patienten. Sie stellten kostenlose Medikamente (Blutdrucksenker und Statine) zur Verfügung, die unter ärztlicher Aufsicht empfohlen wurden. Jeweils ein Familienangehöriger oder Freund des Patienten wurde als Helfer eingesetzt, um das Einhalten der Medikamenteneinnahme und der Lebensstiländerungen zu erleichtern.
Framingham Risk Score nach einem Jahr durchschnittlich um 11,2% niedriger
Die Forscher untersuchten, inwiefern sich der Framingham Risk Score, das geschätzte 10-Jahres-Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, innerhalb eines Jahres verändert hatte. In der Interventionsgruppe war der Framingham Risk Score nach einem Jahr um 11,2% gesunken. In der Kontrollgruppe sank er dagegen nur um 6,4%.
In der Interventionsgruppe sank der systolische Blutdruck der Patienten um 11,5 mmHg mehr und der LDL-Cholesterinspiegel um 0,4 mmol mehr als in der Kontrollgruppe. Es gab in der Interventionsgruppe mehr als doppelt so viele Patienten mit kontrollierter Hypertonie wie in der Kontrollgruppe (69% vs. 31%).
„Die Strategie von HOPE4 ist pragmatisch und effektiv und hat im Vergleich zu gegenwärtigen Methoden, die ausschließlich von Ärzten angewandt werden, das Potenzial Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit erheblich zu reduzieren. Sie könnte dazu beitragen, das Ziel der Vereinten Nationen zu erreichen, die kardiovaskuläre Mortalität bis 2030 um ein Drittel zu senken“, so Mitautor Prof. Salim Yusuf von der McMaster Universität in Hamilton.
Literatur
Schwalm J et al. “Rationale and design of a cluster randomized trial of a multifaceted intervention in people with hypertension: The Heart Outcomes Prevention and Evaluation 4 (HOPE-4) Study“, präsentiert bei der Pressekonferenz “Hot line 3” am 02.09.2019, ESC-Kongress 2019, Paris
ESC-Pressemitteilung: Tailored community intervention lowers cardiovascular risk in patients with hypertension. 02.09.2019.