Nach Koronarbypass-OP: Warum hapert es bei der Sekundärprävention?
Ein Koronarbypass ist keine Heilung, sondern erfordert postoperativ eine konsequente Einnahme sekundärpräventiv wirksamer Medikamente. Daran erinnern eindrucksvoll die beim ESC-Kongress 2019 präsentierten Ergebnisse der SWEDEHEART-Studie.
SWEDEHEART untersuchte anhand von Daten des schwedischen Gesundheitsregisters, wie gut alle in Schweden zwischen 2006 und 2015 mit einem Koronarbypass (CABG) versorgten KHK-Patienten ihre Medikamente zur Sekundärprävention einnahmen und welche Auswirkungen diese für die Prognose hatten. Insgesamt wurden 28.812 Patienten im Median fünf Jahre lang verfolgt. Das Studiendesign konnte nicht differenzieren, ob die Ärzte die Medikamente nicht verschrieben oder die Patienten sie nicht einnahmen.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich anfangs fast alle Patienten an die Vorschriften zur Medikamenteneinnahme hielten, die Therapietreue aber mit der Zeit nachließ, berichtete Dr. Erik Bjoerklund, Sahlgrenska Akademie der Universität Göteborg. Statine nahmen 93,9% der Patienten nach sechs Monaten, aber nur noch 77,3% nach acht Jahren ein. Die entsprechenden Raten für ASS lagen bei 93% und 79,8%, für Betablocker bei 91% und 76,4 und für RAAS-Inhibitoren bei 72,9% und 65,9%.
Überlebensvorteil bei Therapie mit Statinen, ASS und RAAS-Hemmern
Wie wichtig die gewissenhafte Sekundärprävention nach der Bypass-Operation ist, zeigen die festgestellten Assoziationen zwischen kontinuierlicher Medikamenteneinnahmen und dem Sterberisiko. So gingen Statine einer relativ um 44%, Plättchen-Inhibitoren mit einer um 26% und RAAS-Blocker mit einer um 22% niedrigeren Mortalität einher. Überraschenderweise war jedoch die Betablocker-Einnahme in der SWEDEHEART-Studie nicht mit einem Überlebensvorteil verbunden.
Tatsächlich ist die langfristige Betablockade nach CABG eine Klasse-1A-Leitlinien-Empfehlung, sofern die Ejektionsfraktion mit <35% deutlich eingeschränkt ist oder der Patient kürzlich einen Herzinfarkt erlitten hatte. In der schwedischen Studie wurden Patienten mit einer EF < 35% aber nicht eigens erfasst, sondern es wurde nur grob zwischen EF <50% und EF > 50% differenziert.
Ältere Patienten nicht untertherapieren!
Ältere Patienten im Alter über 75 Jahren erhielten generell seltener sekundärpräventive Medikamente als jüngere Patienten. „Die Überlebensvorteile durch die Sekundärprävention zeigten sich jedoch in allen Altersgruppen, so dass ältere nicht anders behandelt werden sollten als jüngere Patienten“, betonte Bjoerklund.
SWEDEHEART-Studien-Diskutant Prof. Volkmar Falk vom Dt. Herzzentrum Berlin dankte den Autoren dafür, an die Bedeutung der Sekundärprävention nach der Bypass-Chirurgie erinnert zu haben. Leider sei es um die Umsetzung nach einer Bypass-Operation nicht so gut bestellt wie nach einem interventionellen Koronareingriff. Dabei gibt es für Statine und ASS generell sowie für RAAS-Blocker und Betablocker bei speziellen Ko-Morbiditäten (etwa nach Infarkt oder bei einer niedrigen EF<35%) jeweils Leitlinien-Empfehlungen der Klasse 1.