Sind Mikroben an der Entstehung von Herzinfarkten beteiligt?
Mikroorganismen im Körper können möglicherweise die Herzkranzgefäße destabilisieren und dadurch zu einem Herzinfarkt beitragen. Eine Studie zeigte, dass die Mikroben in Koronarplaques im Gegensatz zu den Bakterien im Darm entzündungsfördernd waren.
Das Mikrobiom eines Menschen beeinflusst Entzündungsreaktionen im Körper und kann sich somit auch auf die Herzgesundheit auswirken. Darauf weist eine aktuelle Studie hin, die beim Kongress der Europäischen Kardiologiegesellschaft (ESC) präsentiert wurde.
Italienische Forscher entdeckten, dass Mikroben im Körper möglicherweise zu einem Herzinfarkt beitragen können. Im Gegensatz zu Darmbakterien waren die Mikroben in Koronarplaques entzündungsfördernd. Zudem unterschieden sich die Mikroorganismen im Darm von Patienten mit Herzinfarkt von denen mit stabiler Angina pectoris.
Führen entzündungsfördernde Bakterien zu Plaquesrupturen?
Die Arbeitsgruppe um Eugenia Pisano von der katholischen Universität del Sacro Cuore in Rom verglich für die Studie 30 Patienten mit akutem Koronarsyndrom und 10 Patienten mit stabiler Angina pectoris. Sie entnahm Darmbakterien aus Stuhlproben und extrahierte Mikroben aus den Koronarplaques mithilfe von Angioplastieballons.
Die Bakterienpopulation wies Unterschiede auf: Die Fäkalbakterien waren heterogen und enthielten vor allem Bacteroidetes und Firmicutes. In Koronarplaques hatten sich mehr Proteo- und Actinobakterien entwickelt. Das selektive Ansiedeln entzündungsfördernder Mikroben in Koronarplaques könne nach Ansicht von Pisano zu Plaquesrupturen führen, was einen Gefäßverschluss zur Folge haben könnte.
Unterschiedliche Mikroorganismen bei Herzinfarkt und Angina pectoris
Während Patienten mit akutem Koronarsyndrom mehr Firmicutes, Fuso- und Actinobakterien aufwiesen, traten bei Personen mit Angina pectoris häufiger Bacterioidetes und Proteobakterien auf. „Die unterschiedlichen Chemikalien, die diese Bakterien abgeben, könnten die Destabilisierung von Plaques und daraus resultierende Herzinfarkte beeinflussen. Weitere Studien sind notwendig, um zu untersuchen, ob sie tatsächlich Plaquesrupturen auslösen können“, so Pisano.
Auch wenn bisherige Untersuchungen noch nicht belegen konnten, dass Infektionen und daraus resultierende Entzündungen direkt mit der Destabilisierung von Plaques und potentiellen Herzinfarkten zusammenhängen, zieht Pisano positive Schlüsse aus den neuen Ergebnissen: „Bakterien im Darm und den Koronargefäßen könnten eine pathogenetische Funktion bei der Destabilisierung von Plaques haben und ein potenzielles therapeutisches Ziel werden.“
Literatur
Pisano E et al. “A different microbial signature in plaque and gut of patients presenting with ACS: a possible role for coronary instability”, präsentiert bei der Session “Late Breaking Basic and Translational Science – Acute Coronary Syndromes and Heart failure” am 31.08.2019, ESC-Kongress 2019, Paris
ESC-Pressemitteilung: Microbes may play a role in heart attack onset. 31.08.2019.