Verbesserte Infarkttherapie: Welche Veränderungen hat es mit Blick auf Blutungen gegeben?
Dank invasiver Revaskularisation und intensiverer antithrombotischer Therapie sind die Therapieergebnisse beim akuten Herzinfarkt immer besser geworden – bei allerdings gleichzeitiger Zunahme von Blutungen. Es überwiegt jedoch die Reduktion ischämischer Ereignisse, wie Registerdaten belegen.
Welche Veränderungen hat es bezüglich schwerer Blutungskomplikationen bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt im Zusammenhang mit der veränderten Infarkttherapie und deren Ergebnissen in den vergangenen zwei Jahrzehnten gegeben? Dieser Frage ist eine Untersuchergruppe um Dr. Moa Simonsson vom Karolinska Institut in Stockholm in einer Analyse von Daten aus dem schwedischen SWEDEHEART-Register nachgegangen. Daten von 371.431 Patienten mit akutem Myokardinfarkt, die zwischen 1995 und Mai 2018 im Register erfasst worden waren, gingen in die Analyse ein.
Im Blickpunkt standen zum einen während des Klinikaufenthaltes aufgetretene Blutungen (tödliche oder intrakranielle oder den Einsatz von Blutkonserven bzw. chirurgische Interventionen erfordernde Blutungen), zum anderen im ersten Jahr nach Klinikentlassung aufgetretene Blutungen, die eine Klinikeinweisungen notwendig machten (zerebrale, gastrointestinale oder urogenitale Blutungen sowie das Ohr, Auge oder Luftwege betreffende Blutungen).
Die Blutungsraten stiegen während des Klinikaufenthaltes von anfänglich 0,5% bis auf maximal 2% im Jahre 2005/06, um danach bis zum Ende der Erhebung wieder leicht auf 1,3% abzufallen, berichtete Simonsson beim ESC-Kongress in Paris. Die Blutungsraten nach Entlassung erhöhten sich stufenweise von anfänglich 2,5% auf 3,5% bis zur Mitte der Studienperiode und danach weiter auf 4,8% bis zum Ende der Studie.
Deutliche Reduktion ischämischer Ereignisse
Die Zunahme der Blutungsraten korrespondierte jeweils zeitlich mit der Zunahme von invasiven revaskularisierenden Interventionen und von intensiveren antithrombotischen Therapien (DAPT und potente neue Thrombozytenhemmer). Die zwischen 2007 und 2010 beobachtete Abnahme der Blutungsrate in der Klink verlief zeitlich parallel zur Implementierung von Strategien zur Blutungsvermeidung (weniger GPIIb/IIIa Antagonisten, LMWH, dafür vermehrter Einsatz von Bivalirudin, Fondiparinux und Radialiszugang).
Bezüglich ischämischer Ereignisse sank die Rate für in der Klinik aufgetretene Reinfarkte im Beobachtungszeitraum von initial 2,8% auf 0,6%, die entsprechende Rate nach der Entlassung verringerte sich von 12,6% auf 7,1%. Beim kombinierten Endpunkt für dieEreignisse Re-Infarkt außerhalb der Klinik, kardiovaskulärerTod und Schlaganfall war ebenfalls eine deutliche Abnahme von 18,4% auf 9,1% zu verzeichnen.
Nutzen überwiegt bei weitem
Zusammengefasst zeigen die Registerdaten, dass es in den letzten 20 Jahren aufgrund der Zunahme invasiver Prozeduren und intensiverer antithrombotischer Therapien bei Patienten mit akutem Myokardinfarkt zu einer moderaten Zunahme von Blutungskomplikationen gekommen ist. Diese wird aber mehr als aufgewogen durch eine substanzielle Reduktion von ischämischen Ereignissen einschließlich einer deutlich gesunkenen Mortalität.
Literatur
Vorgestellt in der Sitzung “Late breaking Clinical Science in Acute Coronary Syndroms 2” beim beim Kongress der European Society of Cardiology (ESC) 2019, 31. August – 4. September 2019, Paris
Simonsson M. et al.: Temporal trends in bleeding events in acute myocardial infarction: insights from the SWEDEHEART registry. European Heart Journal 2019 , ehz593, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehz593