Weltweite Analyse: Die meisten Risikofaktoren für kardiovaskuläre Ereignisse und Tod sind beeinflussbar
Fast 70% der Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit lassen sich durch veränderbare Risikofaktoren erklären. Eine beim ESC-Kongress 2019 präsentierte Studie gab Aufschluss über deren Gewichtung in 21 Ländern.
In einer Studie mit mehr als 155.000 Teilnehmern untersuchten Forscher, wie sich Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Luftverschmutzung oder schlechte Ernährung auf kardiovaskuläre Ereignisse und Tod auswirken. Geringe Bildung war der größte Risikofaktor für kardiovaskuläre Mortalität.
"Niedrige Bildung ist ein guter Indikator für den sozioökonomischen Status, kann aber auch widerspiegeln, wie man für sich selbst sorgt und Zugang zu Gesundheitsversorgung hat", so Studienautor Dr. Salim Yusuf von der kanadischen McMaster University.
14 beeinflussbare Risikofaktoren analysiert
Die Teilnehmer der PURE-Studie (Prospective Urban Rural Epidemiology) waren zwischen 35 und 70 Jahre alt, stammten aus 21 Ländern und hatten keine Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Arbeitsgruppe um Yusuf beobachtete über zehn Jahre, ob bei den Patienten Herzinfarkte, Schlaganfälle, Herzinsuffizienz oder kardiovaskuläre Todesfälle auftraten und ob dies mit 14 potentiell beeinflussbare Risikofaktoren zusammenhing.
Dazu zählten: Bluthochdruck, Bauchfett, geringe Bildung (Grundschule oder weniger), Tabakkonsum, Dyslipidämie, Diabetes, verschmutzte Luft in Innenräumen (durch feste Brennstoffe zum Kochen), Luftverschmutzung im öffentlichen Raum, geringe Griffstärke, wenig körperliche Aktivität, schlechte Ernährung, Depressionen, übermäßiger Alkoholkonsum und Natriumaufnahme über 6g pro Tag.
Mehr als 10.000 Todesfälle und fast 8.000 Herz-Kreislauf-Erkrankungen in zehn Jahren
Während der Nachbeobachtungszeit kam es zu 10.234 Todesfällen und 7.980 schweren kardiovaskulären Erkrankungen. Etwa 70% der Herz-Kreislauf-Erkrankungen ließen sich auf bestimmte Risikofaktoren zurückführen. Die Hauptursachen waren Bluthochdruck (25,0%), Bauchfett (8,4%), niedrige Bildung (8,1%), Rauchen (6,8%) und Dyslipidämie (6,5%).
72% der Todesfälle waren mit den untersuchten Risikofaktoren assoziiert. Hier waren die Hauptursachen niedrige Bildung (16,0%), Rauchen (11,0%), Bluthochdruck (10,9%), Luftverschmutzung im Haushalt (8,4%), schlechte Ernährung (7,9%) und geringe Griffstärke als Indikator für wenig körperliche Kraft (7,6%).
Individuelle Präventionsansätze für verschiedene Länder könnten helfen
„Unsere Analyse zeigt, dass eine kleine Anzahl von Risikofaktoren mit einem erheblichen Anteil an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen in Verbindung gebracht werden kann. Die Themen sind zwar weltweit relevant, die relative Bedeutung variiert jedoch von Land zu Land. Präventionsansätze sollten daher neben allgemeinen Grundsätzen auch den jeweiligen Kontext der einzelnen Länder berücksichtigen“, so Yusuf.
Unabhängig vom Lebensmittelpunkt können seiner Ansicht nach folgende Maßnahmen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall erheblich verringern: Nicht rauchen, Blutdruck und Cholesterin kontrollieren, sich ausreichend bewegen, Muskelkraft verbessern und sich ausgewogen ernähren. Dazu zähle viel Obst und Gemüse zu essen, aber auch eine moderate Menge an Nüssen, Fisch, unverarbeitetem Fleisch und Milchprodukten.
Literatur
Yusuf S et al. “PURE: Global impact of modifiable risk factors on cardiovascular disease and mortality”, präsentiert bei der Pressekonferenz “Hot Line 5” am 03.09.2019, ESC-Kongress 2019, Paris