Herzinfarkt durch Speichelprobe diagnostizieren – sieht so die Zukunft aus?
Damit könnte die Herzinfarkt-Diagnostik noch schneller und simpler werden. Wissenschaftler haben versucht, Troponin im Speichel nachzuweisen – daran lässt sich zumindest anknüpfen.
Die Entwicklung der Troponin-Assays hat die Herzinfarkt-Diagnostik optimiert und schneller gemacht. Mittlerweile ist bereits ein 1-Stunden-Algorithmus etabliert.
Wissenschaftler aus Israel geht das nicht weit genug, sie streben nach einer noch schnelleren Lösung. Ihre Idee: Troponin-Anstiege statt im Blut im Speichel nachweisen. Das Ergebnis könnte innerhalb von 10 Minuten verfügbar sein, so die Hoffnung, ohne Blut abnehmen zu müssen.
Auf den Ergebnissen des ersten Versuchslaufs lässt sich zumindest aufbauen. Die Daten wurden auf dem digital präsentierten ESC-Kongress in Form eines Abstracts veröffentlicht.
Bei 32 Personen, bei denen bereits im Blut erhöhte Troponin I-Werte gemessen wurden, untersuchten die Wissenschaftler zusätzlich eine Speichelprobe auf Troponin-Veränderungen. Dasselbe wiederholten sie bei 13 gesunden Personen ohne bekannte Myokardverletzungen.
Spezielle Probenaufbereitung
Jeweils 25 und 9 dieser Speichelproben wurden speziell in mehreren Schritten aufbereitet: Im Speichel enthaltene Substanzen mit inhibitorischen Aktivitäten wurden mithilfe eines Amplifikationspuffer herausgelöst, das im Speichel stark angereicherte Enzym alpha-Amylase wurde entfernt, um die Detektionsgenauigkeit von weniger konzentrierten Substanzen zu erhöhen und zu guter Letzt wurde die Probe nach dem Prinzip der Festphasenextraktion angereichert.
Sensitivität von 84%
Weil bisher kein Troponin-Test speziell für den Speichel entwickelt worden sei, hätten sie einen kommerziell verfügbaren Test verwendet, der eigentlich zur Messung von Vollblut, Plasma oder Serum eingesetzt werde, und diesen an die Speichel-Messung angepasst, beschreibt Dr. Roi Westreich vom Soroka University Medical Centre, Beer Sheva, in einer ESC-Pressemitteilung den Ablauf der Studie.
Von den 25 aufbereiteten Speichelproben stimmten immerhin 21 Testergebnisse mit dem Resultat des Bluttests überein, sie sind also ebenfalls positiv ausgefallen. Die Sensitivität lag damit bei 84%. Bei dem nicht prozessiertem Speichel konnte der Troponin I-Test des Speichels allerdings nur in zwei Fällen einen korrekten Nachweis liefern.
Bei den gesunden Personen fiel kein Speicheltest falsch positiv aus, die Spezifität lag somit bei 100%.
Nach Ansicht der Studienautoren belegen ihre ersten Untersuchungen, dass sich bei Patienten mit einem Herzinfarkt offenbar auch Troponin im Speichel nachweisen lässt. Unklar ist allerdings, wie lange dieser Biomarker dort detektierbar ist und inwiefern sich eine Dynamik zeigt.
Nächster Schritt: Spezieller Troponin-Test für Speichel
Die israelischen Wissenschaftler planen deshalb, ihre Forschungsarbeit fortzusetzen, zum einen sollen mehr Patienten untersucht werden, zum anderen soll ein Test speziell zur Troponin-Messung im Speichel entwickelt werden. „Dieser Prototyp wird maßgeschneidert sein für aufbereiteten Speichel“, informiert Westreich über die nächsten Schritte. Die Wissenschaftler erwarten sich davon eine Steigerung der Genauigkeit. Geplant ist ein Test, der wie ein Schwangerschaftstest positiv oder negativ ausfällt, je nachdem ob der Troponin-Wert über dem Grenzwert – den es noch zu evaluieren gilt – liegt oder nicht.
Ob dieses Vorhaben gelingen wird und wie schnell dann dieser Test mit der Notwendigkeit einer Speichelaufbereitung Ergebnisse liefern wird, bleibt abzuwarten.
Literatur
Westreich R et al. Development of salvia-based cTnI point of care test. a feasability study; ESC Congress 2020 - The Digital Experience, 29.08.-01.09; Abstract: 85437.
ESC-Pressemitteilung: Spit in a tube to diagnose heart attack, veröffentlicht am 26. August 2020