Hoch dosierter Grippeimpfstoff verspicht tendenziell bessere Prognose
In Deutschland wird der hoch dosierte Grippeimpfstoff für Senioren bereits empfohlen. In vielen anderen Ländern ist das aber nicht der Fall. Eine randomisierte Studie könnte den Weg für einen breiteren Einsatz dieses Impfstoffes ebnen.
Der hoch dosierte Grippeimpfstoff scheint gegenüber dem Standardimpfstoff einen Überlebensvorteil zu bieten. Darauf jedenfalls deuten aktuelle Ergebnisse der randomisierten DANFLU-1-Studie hin, die beim ESC-Kongress in Barcelona präsentiert wurden.
STIKO empfiehlt Hochdosis-Vakzine für Senioren
Dass die hochdosierte Influenza-Vakzine bei Seniorinnen und Senioren einen besseren Impfschutz bietet als der Standardimpfstoff, dafür gibt es bereits hinreichende Evidenz. Der Hochdosisimpfstoff enthält viermal so viel Antigenmenge als der Standardimpfstoff. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt deshalb jetzt schon, bei Personen ab einem Alter von 60 Jahren den hoch dosierten Impfstoff zu verwenden.
Eine gegenüber der Standardimpfung prognostische Überlegenheit konnte für den Hochdosisimpfstoff bisher aber nicht belegt werden. Diese Wissenslücke könnte nach Ansicht des DANFLU-1-Studienautors Dr. Niklas Dyrby Johansen auch eine Erklärung dafür sein, warum sich die potentere Vakzine in vielen anderen Ländern der Welt bisher nicht verbreitet ist.
Hoch dosierter Impfstoff reduzierte Sterberisiko um 49%
In der randomisierten DANFLU-1-Studie ging der Einsatz des Hochdosisimpfstoffes nun mit einem um 49% geringeren relativen Sterberisiko einher im Vergleich zur Standardvakzine (21 vs. 41 Ereignisse). Das Risiko für Klinikeinweisungen wegen Influenza oder Pneumonien war um 64% reduziert (10 vs. 28 Ereignisse). Die Häufigkeit kardiovaskulär bedingter Krankenhauseinweisungen unterschied sich nicht zwischen beiden Gruppen (82 vs. 81 Ereignisse).
Trotz des scheinbar eindeutigen prognostischen Nutzens spricht Johansen beim ESC-Kongress nur von „hypothesengenerierenden Ergebnissen“. „Diese Studie war nicht gepowert für diese Endpunkte“, machte der in Kopenhagen tätige Kardiologe gleich zu Beginn der Studienpräsentation deutlich.
Aber: Studie war nicht ausreichend gepowert
Die fehlende Power war der eigentlichen Absicht hinter der DANFLU-1-Studie geschuldet. Die Studie sollte nämlich zuallererst die Machbarkeit einer randomisierten Untersuchung zu dieser Fragestellung demonstrieren. Der endgültige Beweis einer klinischen Überlegenheit soll erst im zweiten Schritt, also in einer weiteren Studie, erbracht werden. Eine ausreichend gepowerte Studie müsste laut Johansen nämlich etwa 200.000 Probanden einschließen. Eine solche Studie durchzuführen, bedarf ein hohes Maß an Pragmatismus. Und DANFLU-1 hat, so der dänische Kardiologe, gezeigt, dass das funktionieren kann.
Das Besondere an der Studie war, dass ihr Ablauf in die tägliche Routine integriert wurden. Insgesamt 34.000 in Dänemark lebende Personen in einem Alter zwischen 65 und 79 Jahren wurden hierfür per Mail oder Brief angeschrieben. Fast 12.500 stimmten der Studienteilnahme zu und wurden letztlich im Rahmen routinemäßiger Impfprogramme vor der Influenzasaison 2021/2022 im Oktober gegen Grippe geimpft: entweder mit einem quadrivalenten Hochdosisimpfstoff oder mit einem quadrivalenten Standardimpfstoff (open-label). Im Anschluss daran wurden ab dem 14. Tag nach der Impfung bis Ende Mai 2022 alle aufgetretenen klinischen Ereignisse dokumentiert und in die Analyse einbezogen.
Die in DANFLU-1 angedeutete prognostische Überlegenheit der Hochdosis-Vakzine sollte nun, wie Johansen am Ende seiner Präsentation ausführte, in einer ausreichend gepowerten Studie bestätigt werden.
Literatur
Dyrby Johansen N: DANFLU-1 - High-dose vs. standard-dose quadrivalent influenza vaccine in elderly adults, Hotline-Session 2, ESC Congress 2022, 26. bis 29. August in Barcelona