Rheumatische Herzerkrankung: VKA besser als NOAK
Bei rheumatischer Herzerkrankung und Vorhofflimmern bleibt der Vitamin-K-Antagonist Standardtherapie. Rivaroxaban führt zu vergleichsweise mehr Komplikationen, so das Ergebnis der bis dato größten Studie zu dieser Erkrankung.
Weltweit leiden etwa 40 Millionen Menschen an einer rheumatischen Herzerkrankung, vor allem in Ländern mit niedrigen Einkommen. 20% der Betroffenen leiden an Vorhofflimmern. Die Betreuung dieser Patientinnen und Patienten wäre deutlich einfacher, wenn sie anstelle von Vitamin-K-Antagonisten mit einem NOAK behandelt werden können, weil das Handling einfacher ist (kein Monitoring, keine Dosisanpassung).
Die wissenschaftliche Grundlage für eine solche Therapieänderung sollte die randomisierte und offene INVICTUS-Studie liefern. Dafür wurden 4.531 Patienten und Patientinnen für im median 3,1 Jahre lang entweder mit einem Vitamin-K-Antagonisten oder mit Rivaroxaban 20 mg/Tag behandelt. Alle Teilnehmer wiesen eine echokardiografisch dokumentierte rheumatische Herzerkrankung, Vorhofflimmern sowie Risikofaktoren für ein erhöhtes Schlaganfall-Risiko auf (Mitralstenose, Echokontrast oder Thrombus im linken Vorhof, CHA2DS2VASc-Score über 2).
25% mehr Komplikationen mit dem Faktor Xa-Hemmer
Der Vitamin-K-Antagonist erwies sich in INVICTUS als die bessere Therapieoption. Ereignisse des primären Endpunktes, dazu gehörten Schlaganfälle, systemische Embolien, Herzinfarkte sowie Todesfälle aus vaskulärer oder unbekannter Ursache, erlitten jährlich 6,46% der Patienten aus der VKA-Gruppe sowie 8,26% in der Rivaroxaban-Gruppe. Der Faktor-Xa-Hemmer erhöhte das Risiko für diesen Endpunkt damit um 25% im Vergleich zum VKA. Vor allem Todesfälle und Schlaganfälle kamen bei den mit VKA behandelten Patienten signifikant seltener vor. Bei den Blutungsraten zeigten sich keine Unterschiede.
„Der Vitamin-K-Antagonist bleibt die Standardtherapie für Patienten mit rheumatischer Herzerkrankung und Vorhofflimmern“, lautete das Fazit von Studienautor Prof. Ganesan Karthikeyan, All India Institute of Medical Sciences in New Delhi.
Literatur
Karthikeyan G: INVICTUS - Rivaroxaban versus VKA for rheumatic atrial fibrillation. Hotline-Session 5, ESC-Congress 2022, 26. – 29. August, Barcelona.
Connolly SJ, et al. Rivaroxaban in Rheumatic Heart Disease-Associated Atrial Fibrillation; N Engl J Med 2022, doi: 10.1056/NEJMoa2209051