Komplexe PCI: Radialer Zugang punktet auch bei großen Schleusen
Auch bei komplexen Koronarinterventionen ist ein radialer Zugang mit modernem Material mit weniger Gefäßkomplikationen vergesellschaftet. Das zeigt die beim EuroPCR-Kongress präsentierte COLOR-Studie.
Komplexe perkutane Koronarinterventionen (PCI) mit Schleusen und Führungskathetern von Durchmessern ab 7 French aufwärts werden immer noch meist über die Femoralarterie durchgeführt. Allerdings sind moderne Materialien bei gleichem Innendurchmesser außen teils deutlich schlanker als früher, sodass sich die Frage stellt, ob der radiale Zugang nicht auch bei komplexen Interventionen bevorzugt werden sollte.
Der Kardiologe Tom Meijers vom Isala Krankenhaus in Zwolle in den Niederlanden hat beim EuroPCR 2021 die Ergebnisse der COLOR-Studie vorgestellt, die sich diesem Thema gewidmet hat. Sie wurden zeitgleich in JACC: Cardiovascular Interventions publiziert. Die COLOR-Studie fand in fünf europäischen Ländern, darunter Deutschland und die Schweiz, statt.
Sie hat insgesamt 388 Patienten rekrutiert, bei denen eine PCI anstand, für die mindestens eine 7 French Schleuse vorgesehen war. Knapp sechs von zehn Patienten hatten einen chronischen Gefäßverschluss (CTO) und knapp zwei von zehn stark kalzifizierte Läsionen. Bei den restlichen Patienten lag entweder eine Hauptstammstenose oder eine komplexe Bifurkationsstenose vor.
Primärer Endpunkt der COLOR-Studie waren Blutungen (BARC 2, 3 oder 5) an der randomisierten Gefäßzugangsstelle sowie vaskuläre Komplikationen, die eine Intervention erforderten. Sekundär wurden schwere kardiovaskuläre Ereignisse und Komplikationen an sekundären Gefäßzugängen erfasst, außerdem die prozedurale Effektivität.
Radialer Gefäßzugang war klar überlegen
Im primären Endpunkt war der radiale Zugang mit einer Komplikationsrate 3,6% am randomisierten Gefäßzugang dem femoralen Zugang mit einer Komplikationsrate von 19,1% hoch signifikant überlegen. (p<0,001) Beim prozeduralen Erfolg gab es praktisch keinen Unterschied.
Es gab auch nur wenige Patienten, bei denen ein Cross-over von einem Gefäßzugang zum anderen nötig war: 3,6% wechselten vom radialen Zugang zum femoralen Zugang und 2,6% in umgekehrter Richtung. Allerdings war bei immerhin 40% der Patienten ein sekundärer Zugang nötig, was die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen etwas verwässerte. Auch handelte es sich bei den für den primären Endpunkt relevanten Ereignissen überwiegend um vergleichsweise harmlose BARC 2 Blutungen.
Literatur
Meijers TA. Randomized comparison between Radial and Femoral Large-bore access for Complex Percutaneous Coronary Intervention; main results of the COLOR trial. EuroPCR 2021; 18. Mai 2021
Meijers TA et al. Femoral Large-Bore Access for Complex Percutaneous Coronary Intervention. JACC: Cardiovascular Imaging 2021; 18.5.2021; doi: 10.1016/j.jcin.2021.03.041