Roboter senkt Strahlenbelastung bei PCI-Eingriffen deutlich
Interventionell tätige Kardiologinnen und Kardiologen sind ständig einer erhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt. Deutlich verringern lässt sich die Exposition, wenn ein Roboter sie in der Durchführung von PCI-Prozeduren unterstützt.
Durch den Einsatz von Robotik kann die Strahlenbelastung für die operierenden Kardiologen deutlich reduziert werden, macht eine aktuelle Studie deutlich – bei einer hohen Erfolgsquote. Darüber berichtete Dr. Eric Durand beim diesjährigen EuroPCR-Kongress in Paris.
Interventionalisten sind einer hohen Strahlenbelastung ausgesetzt
Wie der französische Kardiologe ausführte, gehören interventionell tätige Kardiologen zu den Ärzten, die mitunter der höchsten Strahlenbelastung ausgesetzt sind. „Mehrere Studien haben gezeigt, dass wir dadurch ein erhöhtes Risiko für Gehirntumore, Katarakte und DNA-Schäden tragen“, machte Durand die sich daraus ergebenden Gefahren deutlich.
Arzt kann aus der Ferne agieren
Der Einsatz von ferngesteuerter Robotik in der Durchführung perkutaner Koronarinterventionen könnte eine Lösung zur Reduktion der Strahlenbelastung sein. Solche Systeme sind schon länger in der Erprobung. Doch bisher wurde noch keines dieser Geräte im Hinblick auf seine Sicherheit und Effektivität in einer multizentrischen Studie innerhalb Europas untersucht, wie Durand erläuterte. Die von Durand präsentierte prospektive R-Evolution-Studie stellt deshalb die erste Studie dieser Art dar. Zum Einsatz kam das seit 2019 CE-zertifizierte R-One-System des Herstellers Robocath. Bestandteil dieses Gerätes ist ein Roboterarm, den der behandelte Arzt aus der Ferne über eine mobile, strahlengeschützte Kontrolleinheit mittels Joysticks bedienen kann.
An sechs Zentren in Europa wurde dieses robotergestützte System im Rahmen der Studie zur Behandlung von 64 Patienten mit insgesamt 64 De Novo-Läsionen eingesetzt. 25% der behandelten Läsionen stellten sich dabei als komplex heraus.
Hohe technische Erfolgsrate
Bei 95,2% gelang der Eingriff durch die Robotereinheit, ohne dass der behandelte Kardiologe/die behandelte Kardiologin manuell eingreifen musste. In den Fällen, in denen es auf diese Weise nicht funktionierte, lag es meistens nicht am Roboter selbst, sondern an anderen Faktoren, etwa, weil eine Koronardissektion oder ein Software Error aufgetreten war. In Zentren, die bereits umfassende Erfahrung mit dem System gesammelt hatten, betrug die technische Erfolgsrate sogar 100%.
Die klinische Erfolgsrate bei Einsatz des robotergestützten Systems lag in der Gesamtkohorte bei 100%: Sprich, innerhalb des ersten Monates nach dem Eingriff traten keinerlei schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse (MACE) auf.
Die Prozedurdauer im Falle eines robotergesteuerten PCI-Eingriffes war im Mittel geringer als bei anderen während des Studienzeitraums (Q4 2019–Q3 2021) manuell vorgenommenen PCI-Prozeduren. Auch musste im Schnitt weniger Kontrastmittel gespritzt werden, wenn der Roboter dem Arzt attestierte.
Deutlich geringere Strahlenbelastung
Der offensichtlichste Vorteil des ferngesteuerten Robotersystems war jedoch eine deutliche Reduktion der Strahlenexposition für die operierenden Kardiologinnen und Kardiologen. In der Studie verglichen wurde die Strahlenbelastung, welcher die aus der Ferne mittels Robotik agierenden Ärzte ausgesetzt waren, mit der Röntgenstrahlung, die die Operateure theoretisch abbekommen hätten, wenn sie direkt neben dem Kathetertisch gestanden hätten. Dabei stellte sich heraus, dass die Strahlenbelastung im Falle einer robotergesteuerten PCI um 84,5% (wenn Dosimeter unter einer Bleischütze getragen wird) bzw. um 77,1% (Dosimeter auf der Bleischütze) geringer ist als bei einer manuell vorgenommenen PCI (0,2 vs. 3,2 µSv bzw. 7,2 vs. 51,1 µSv).
Eine wichtige Limitation der Studie ist ihr nicht randomisiertes Design. Deshalb lässt sich keine Aussage darüber treffen, wie eine Robotik-gesteuerte PCI im direkten Vergleich mit einer manuell vorgenommenen PCI abschneidet. Zudem wird aus der Studie nicht ersichtlich, wie gut eine robotergestützte PCI bei stark kalzifizierten oder gewundenen Gefäßläsionen oder beispielsweise bei Bifurkationsstenosen funktioniert, weil solche abweichenden Läsionsstrukturen von der Studie ausgeschlossen wurden.
Literatur
Durand E: Safety and efficacy of robotic-assisted PCI using R-One device, EuroPCR 2022, 17. – 20. Mai, Paris.