Magnesium-Supplemente machen Gefäße nicht elastischer
Eine befristete orale Supplementierung von Magnesium in relativ hoher Dosierung zeigte in einer placebokontrollierten Studie keinen positiven Effekt auf die arterielle Gefäßsteifigkeit. Das Ergebnis einer sekundären Analyse lässt die Autoren aber noch hoffen.
Eine ausreichende Magnesiumversorgung ist ohne Zweifel wichtig für die Gesundheit. So gibt es Hinweise darauf, dass Magnesiummangel Bluthockdruck begünstigt. Aufgrund seiner Wirkung als „natürlicher Kalziumantagonist“ soll Magnesium die Gefäßfunktion verbessern und den Blutdruck senken können.
Von solchen Effekten war allerdings in einer neuen Studie niederländischer Forscher bei übergewichtigen Probanden mit Magnesium-Supplementierung nicht viel zu sehen. Der Versuch, bei ihnen einen günstigen Einfluss verschiedener Magnesium-Supplemente auf die arterielle Gefäßsteifigkeit und den Blutdruck nachzuweisen, war jedenfalls nicht von Erfolg gekrönt.
Drei Magnesium-Formulierungen im Direktvergleich
Die Untersuchergruppe um Dr. Joëlle C. Schutten von der Abteilung für Nephrologie am University Medical Center Groningen hatte in ihre randomisierte kontrollierte Studie 164 übergewichtige oder leicht fettleibige Probanden (mittleres Alter: 63 Jahre, 63,4% Frauen, mittlerer BMI: 28,1 kg/m2) aufgenommen. Nach Zufallszuteilung hatten die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer 24 Wochen lang eine Behandlung mit einem von drei Supplementen, die das Mineral in Form von Magnesiumcitrat, Magnesiumoxid oder Magnesiumsulfat enthielten, oder mit Placebo erhalten. Die damit zugeführte Magnesium-Dosis betrug 450 mg pro Tag.
Primärer Studienendpunkt war die arterielle Gefäßsteifigkeit, die anhand von Messungen der Pulswellengeschwindigkeit zwischen der Karotis- und Femoralarterie (cfPWV) als Goldstandard erfasst wurde. Entgegen den Erwartungen der Studienautoren konnte für keine der getesteten Magnesium-Formulierungen anhand der cfPWC-Messwerte nach 24 Wochen ein Effekt auf diesen Endpunkt nachgewiesen werden. Auch die Blutdruckwerte blieben von der Supplementierung unbeeinflusst.
Positiver Effekt nur bei initial stärker ausgeprägter Steifigkeit
Einer sekundären Analyse zufolge konnte aber mit einer Magnesiumsulfat-Supplementierung zumindest in der Subgruppe der Probanden mit zu Beginn ausgeprägterer arterieller Gefäßsteifigkeit eine signifikante Verbesserung der cfPWV-Werte erzielt werden. Schutten und ihre Mitautoren schöpfen daraus Hoffnung, dass eine Magnesium-Supplementierung bei ausgewählten Patienten womöglich doch von Vorteil bezüglich der Steifigkeit von Arterien sein könnte. Sie räumen allerdings ein, dass dieses Ergebnis mangels statistischer Power der Studie für Subgruppenanalysen mit gebotener Vorsicht zu interpretiert sei. Weitere Studien seien hier nötig.
Alle drei Magnesium-Formulierungen erhöhten den Magnesium-Spiegel im Blut im Vergleich zu Placebo in gleichem Maß, allerdings war die Magnesium-Ausscheidung im 24-Stunden-Urin bei Einnahme von Magnesiumcitrat größer als bei Einnahme von Magnesiumoxid oder Magnesiumsulfat.
Somit bleibt eine konsequente Normalisierung erhöhter Blutdruckwerte wohl der beste Weg, um über die damit einhergehende Abnahme der Wandspannung Einfluss auf eine eingeschränkte Gefäßelastizität zu nehmen. Diskutiert wird darüber, ob Antihypertensiva über die Blutdrucksenkung hinaus auch durch blutdruckunabhängige Effekte die Gefäßsteifigkeit verringern können. Einiges deutet darauf hin, dass solche Effekte am ehesten von Blockern des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems zu erwarten sein könnten.
Literatur
Schutten JC. et al. Effects of Magnesium Citrate, Magnesium Oxide, and Magnesium Sulfate Supplementation on Arterial Stiffness: A Randomized, Double‐Blind, Placebo‐Controlled Intervention Trial. Journal of the American Heart Association. 2022;0:e021783