TMAO-Spiegel sagen Tod bei Gefäßpatienten voraus
Die Gesamtprognose bei Patienten mit atherosklerotischen Erkrankungen der peripheren Arterien korreliert mit den Plasmaspiegeln von Trimethylamine-N-Oxide (TMAO). Die Frage der Kausalität bleibt weiter offen.
TMAO gilt als ein neuer Risiko- und Prognosemarker bei atherosklerotischen Gefäßerkrankungen. Ob es sich auch um einen eigenständigen Risikofaktor handelt, ist noch unklar. Trimethylamin ist eine Substanz, die von unterschiedlichen Darmbakterien als ein Metabolit des Cholins bzw. des Carnitins produziert wird. Die Oxidierung zu TMAO erfolgt in der Leber. Cholin kommt unter anderem in Eiern und Milch vor, Carnitin in Rindfleisch, Schweinefleisch und Lammfleisch.
In experimentellen Modellen fördert TMAO die Einlagerung von Cholesterin in Makrophagen und damit potenziell die Bildung von Schaumzellen. Ob das bei der Atherosklerosegenese im Menschen pathophysiologisch relevant ist, ist offen, genauso wie die Frage, ob sich die Atheroskleroseentwicklung bremsen lässt, wenn die TMAO-Herstellung geblockt wird, etwa durch eine medikamentöse Veränderung der Darmflora.
Eine jetzt von Ärzten aus Cleveland im Journal of the American Heart Association publizierte Arbeit unterstreicht erneut die prognostische Bedeutung von TMAO, diesmal spezifisch bei Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit (PAVK). Bei 821 konsekutiven Patienten mit bekannter PAVK, die zu einer elektiven Koronarangiografie in die Cleveland Clinic kamen, wurden TMAO-Level gemessen. Sie lagen zwischen 2,9 und 8,0 µmol/l, im Median bei 4,8 µmol/l. Anhand dieser Messwert wurden vier Quartile gebildet, wobei die Patienten in der untersten TMAO-Quartile – sie lagen mit ihrem TMAO alle unterhalb von 2,94 µmol/l – als „normal“ definiert wurden.
Die Patienten wurden dann fünf Jahre lang nachverfolgt. Am Ende dieses Zeitraums waren 27% der Patienten verstorben, weitere 2% konnten für die Follow-up-Befragung nicht ausfindig gemacht werden. Es zeigte sich, dass Patienten mit einem TMAO-Wert in der höchsten Quartile, definiert gemäß der genannten Quartileneinteilung als TMAO≥8,01 µmol/l, ein 2,7-fach erhöhtes Mortalitätsrisiko aufwiesen. Das war statistisch signifikant (HR=2,69, 95% KI 1,82-3,97, p<0,001).
Der Zusammenhang blieb etwas abgeschwächt bestehen, wenn für eine ganze Reihe anderer Risikofaktoren und Störgrößen adjustiert wurde, darunter Statin-Therapie, Entzündungsmarker, Apolipoprotein-Spiegel und bekannte KHK, CRP und glomeruläre Filtrationsrate. Das Sterberisiko in der höchsten TMAO-Quartile war nach all diesen Adjustierungen im Vergleich zur Normalgruppe immer noch um 60% erhöht (HR 1,59, 95% KI 1,03-2,45, p=0,038). Es fand sich außerdem in allen adjustierten Modellen eine klare „Dosisabhängigkeit“, also eine Korrelation zwischen Höhe des TMAO-Spiegels und Sterberisiko.
Literatur
Senthong V et al. Trimethylamine N-Oxide and Mortality Risk in Patients With Peripheral Arety Disease. J Am Heart Assoc. 2016; 5:e004237