Fit im Alter: Welches Training senkt das Herzrisiko am besten?
Dass körperliche Aktivität vor Herzerkrankungen schützt, ist bekannt – aber wie sollte gezieltes Training für Senioren genau aussehen? In einer randomisierten Studie wurde verglichen, wie sich verschiedene Varianten auf ihr kardiovaskuläres Risikoprofil auswirken.
Bisherige Studien haben gezeigt, dass die maximale Sauerstoffaufnahme, ein starker Prädiktor für das kardiovaskuläre Risiko, im Alter sinkt und durch regelmäßige Bewegung gesteigert werden kann. Forscher aus Norwegen untersuchten jetzt, wie es diesen Parameter und weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren beeinflusst, wenn Senioren unterschiedliche Trainingspläne befolgen.
1.600 Senioren trainierten über fünf Jahre
In die Studie wurden rund 1.600 norwegische Senioren zwischen 70 und 77 Jahren einbezogen, die fit genug waren, ohne Risiken fünf Jahre lang einen Trainigsplan einzuhalten. Die Hälfte von ihnen waren Frauen. Ein Forscherteam um Dr. Jon Letnes von der Universitätsklinik St. Olav in Trondheim randomisierte die Teilnehmer in drei Gruppen: Sie absolvierten zweimal die Woche entweder ein hochintensives Intervalltraining (HIIT), ein mäßig intensives körperliches Training (MICT) oder wurden als Kontrollgruppe angewiesen, die nationalen Empfehlungen für körperliche Aktivität einzuhalten.
Bei den HIIT-Einheiten sollten 90% und bei den MICT-Trainings 70% der maximalen Herzfrequenz erreicht werden. Gemessen wurde ein kontinuierlicher kardiovaskulärer Risikoscore (CCR), individuelle kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Blutdruck, Cholesterinwerte, Herzfrequenz, HbA1c-Werte, Blutzucker und BMI sowie die maximale Sauerstoffaufnahme (VO₂max). Beide überwachten Trainingsgruppen wurden zusammengenommen mit den Kontrollpersonen verglichen, zudem die HIIT- und MICT-Gruppen untereinander.
Höhere maximale Sauerstoffaufnahme bei HIIT
Der CCR der beiden Trainingsgruppen zusammengenommen war gegenüber der Kontrollgruppe nicht signifikant niedriger, ebenso war ihre VO₂max nicht signifikant höher. In der HIIT-Gruppe zeigte sich im Vergleich zu den Kontrollpersonen im fünften Jahr eine signifikant höhere VO₂max (0,76 ml/kg/min), jedoch nicht im Vergleich zur MICT-Gruppe (0,75 ml/kg/min). Der CCR war bei den HIIT-Teilnehmern allerdings nicht niedriger als in der Kontrollgruppe.
Bei den individuellen Risikofaktoren wurden meist keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen deutlich, mit einigen Ausnahmen zugunsten der HIIT-Teilnehmer verglichen mit den Kontrollpersonen. Das Geschlecht der Probanden schien sich nicht signifikant auf die Ergebnisse auszuwirken. Die Anzahl der kardiovaskulären Ereignisse war in allen Gruppen ähnlich.
Studiendesign birgt Herausforderungen
„Fünf Jahre überwachtes körperliches Training hatte nur geringe Auswirkungen auf das kardiovaskuläre Risikoprofil der Senioren und reduzierte nicht die Anzahl kardiovaskulärer Ereignisse“, lautet das eher ernüchternde Fazit von Letnes und Kollegen. Obwohl in der HIIT-Gruppe ein nicht signifikanter Trend für einen günstigen Effekt auf den CCR und einige kardiovaskuläre Risikofaktoren erkennbar gewesen sei, liefere die Studie keine belastbaren Daten dafür, dass HIIT bessere Auswirkungen auf das kardiovaskuläre Risikoprofil habe als MICT.
„Die geringen Unterschiede zwischen den Gruppen könnten auch darauf zurückzuführen sein, dass alle Studienteilnehmer verglichen mit der Gesamtbevölkerung von vornherein relativ gesund und fit waren“, geben Letnes und Kollegen zu bedenken. Auch das Cross-Over-Design der Interventionsarme sowie eine aktive Kontrollgruppe könnten ihnen zufolge dazu beigetragen haben.
Literatur
Letnes J et al. Effect of 5 years of exercise training on the cardiovascular risk profile of older adults: the Generation 100 randomized trial. Eur Heart J 2021. https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehab721