Was zur Vorbeugung von Herzinsuffizienz getan werden kann
Die Prävalenz der Herzinsuffizienz nimmt in der älter werdenden Bevölkerung zu. Dagegen lässt sich vorbeugend etwa tun. Wo Ansatzpunkte für eine Prävention dieser Erkrankung liegen, erläuterte ein Experte bei den DGK-Herztagen 2021.
Herzinsuffizienz wird nicht nur für eine zunehmende Zahl davon betroffener Patienten zur Belastung – auch gesundheitsökonomisch stellt diese Erkrankung ein wachsendes Problem dar. Mit der Frage, welche Möglichkeiten der Prävention von Herzinsuffizienz bestehen, hat sich Professor Ulrich Laufs vom Universitätsklinikum Leipzig bei den Herztagen 2021 der DGK in Bonn befasst.
Herzinsuffizienz sei die „Endstrecke eines Kontinuums“ aus kardiovaskulären Veränderungen unter dem Einfluss von Risikofaktoren, so Laufs auf einer Pressekonferenz bei den Herztagen 2021. Entscheidende Ursachen seien dabei zum einen die vaskuläre Atherosklerose als Grundlage von Koronarerkrankung und Ereignissen wie Herzinfarkt, zum anderen der Bluthochdruck mit daraus resultierender Myokardhypertrophie und diastolischer Dysfunktion.
Prävention von Herzinsuffizienz durch Blutdrucksenkung
Cholesterinsenkung und antihypertensive Therapie seien zwei Optionen, um über eine günstige Beeinflussung dieser beiden Triebkräfte letztlich auch der Entwicklung einer Herzinsuffizienz wirksam vorzubeugen. In Deutschland belaufe sich die Zahl der Menschen, bei denen sowohl ein Hypertonus als auch eine Hypercholesterinämie bestehen, auf rund 12 Millionen, so Laufs: „Das ist im Hinblick auf die Herzinsuffizienz hochrelevant“. Hier biete sich eine gute Chance, etwa durch Blutdrucksenkung der Herzinsuffizienz-Entwicklung entgegenzuwirken.
Belege dafür, dass diese Form der Prävention wirksam ist, sind erst jüngst wieder präsentiert worden. Laufs verwies in diesem Zusammenhang auf die erst vor wenigen Wochen beim ESC-Kongress vorgestellten Ergebnisse der STEP-Studie.
In dieser in China durchgeführten Studie konnte gezeigt werden, dass eine Strategie der intensiveren Blutdrucksenkung auf systolische Werte unter 130 mmHg ältere Patienten mit Hypertonie besser vor kardiovaskulären Ereignissen schützt als eine standardmäßige Senkung auf Werte zwischen 130 und 150 mmHg.
Die Inzidenzrate für den primären kombinierten Studienendpunkt (Schlaganfall, akutes Koronarsyndrom, dekompensierte Herzinsuffizienz, koronare Revaskularisation, Vorhofflimmern und kardiovaskulärer Tod) war mit 3,5% versus 4,6% (absolute Reduktion um 1,1%) in der Gruppe mit intensiver Therapie relativ um 26% und damit signifikant niedriger als in der Vergleichsgruppe mit Standardtherapie (Hazard Ratio [HR]: 0,74; 95% Konfidenzintervall [KI], 0,60 – 0,92; p=0,007).
Auch für den Einzelendpunkt akut dekompensierte Herzinsuffizienz ergab sich bei einer relativen Risikoreduktion um 73% ein signifikanter Unterschied zugunsten der intensiveren Blutdrucksenkung (0,1% vs. 0,3%; HR: 0,27; 95% KI: 0,08 – 0,98).
Auch Lipidsenkung zeigt vorbeugende Wirkung
Eine im August 2021 publizierte umfangreiche Metaanalyse der Blood Pressure Lowering Treatment Trialists Cooperation von Daten randomisierter Studien hat ebenfalls gezeigt, dass eine effektive Blutdrucksenkung (systolischer Zielwert bis maximal 130 mmHg) vor Vorteil ist: Jede Senkung des systolischen Blutdrucks um 5 mmHg war demnach mit einer relativen Reduktion von kardiovaskulären Ereignissen einschließlich Herzinsuffizienz um 10% assoziiert – unabhängig vom Alter oder vom Blutdruck.
Auch für die Lipidsenkung für Statinen konnten langfristige, über die befristete Behandlungsdauer in randomisierten Studien weit hinausgehende präventive Effekte auf kardiovaskuläre Ereignisse nachgewiesen werden. Laufs verwies beispielhaft auf Langzeitergebnisse der West of Scotland Coronary Prevention Study (WOSCOPS). Bei Patienten der Placebogruppe dieser Studie betrug die Rate an Koronarereignissen nach zehn Jahren 12%. Patienten der mit Pravastatin fünf Jahre lang behandelten Verumgruppe erreichten eine entsprechende Ereignisrate erst nach 14 Jahre. Die Statin-Therapie hat diese Patienten somit langfristig im Schnitt vier zusätzliche ereignisfreie Jahre beschert, so Laufs.
Eine auf Basis eines 20-Jahre-Follow-up vorgenommene WOSCOPS-Analyse hat im Übrigen ergeben, dass die Statin-Therapie auf lange Sicht auch mit einer Abnahme von Herzinsuffizienz-Ereignissen assoziiert war: Während im Studienzeitraum selbst kein signifikanter Unterschied bei der Inzidenz von Herzinsuffizienz bestand, war langfristig eine signifikante Reduktion von Herzschwäche-Erkrankungen um 35 Prozent zu beobachten.
Literatur
Pressekonferenz: Fokus Herzinsuffizienz – Neue Behandlungsmöglichkeiten machen Hoffnung für Betroffene. Herztage 2021, 30. September bis 2. Oktober 2021, Bonn