Herzinsuffizienz: Verschlechtert Unterernährung die Prognose?
Eine unzureichende Kalorienaufnahme bei Patienten mit dekompensierter Herzinsuffizienz ist einer US-amerikanischen Studie zufolge mit einer reduzierten Lebensqualität nach der Entlassung und einer erhöhten Rehospitalisierungsrate assoziiert.
Bisherige Studien zeigen, dass Ernährungsinterventionen die Prognose von Herzinsuffizienz-Patienten zu verbessern scheinen, jedoch ist über ihre Rolle bei akuter dekompensierter Herzinsuffizienz noch wenig bekannt. Häufig wurde versucht mithilfe von Natriumrestriktion das Herz dieser Patienten zu entlasten, die Studienlage dazu ist jedoch kontrovers.
Forscher um Dr. Feriha Bilgen von der Universität Michigan in Ann Arbor untersuchten jetzt den möglichen Zusammenhang zwischen der Kalorienaufnahme und der Prognose nach der Entlassung von Patienten mit Herzinsuffizienz. Da eine Natriumrestriktion den unerwünschten Nebeneffekt haben kann, dass Patienten zu wenige Kalorien aufnehmen, wollten sie herausfinden, ob sich Unterernährung negativ auf den Krankheitsverlauf auswirkt.
11% der Patienten nahmen zu wenige Kalorien auf
Dafür analysierten sie Daten der GOURMET-HF-Studie von 57 Patienten, die aufgrund von sich verschlechternder Herzinsuffizienz ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Mithilfe von Fragebögen ermittelten sie deren durchschnittliche Kalorienaufnahme vor dem Klinikaufenthalt. Lag sie unter 90% des Stoffwechselbedarfs, wurde dies als Unterernährung definiert. Dann errechneten die Forscher, ob diese mit der Lebensqualität und dem Rehospitalisierungsrisiko assoziiert war.
Die durchschnittliche Kalorienaufnahme betrug 2.987 kcal/Tag. 11% der Patienten wurden als unterernährt eingestuft. Alle Personen, die weniger als 2000 mg Natrium pro Tag konsumierten, hatten eine unzureichende Kalorienaufnahme und häufiger einen Mangel an Mikronährstoffen und Proteinen. Innerhalb der drei Monate nach der Entlassung hatten sie schlechtere Werte auf dem KCCQ-CS-Score für Lebensqualität und ein gesteigertes Risiko für Rehospitalisierung (Odds Ratio 14,5). Ihr Risiko für einen längeren Krankenhausaufenthalt war ebenfalls erhöht (Incident Rate Ratio 31,3).
Rechtzeitige Ernährungsintervention könnte helfen
„Trotz einer hohen Prävalenz von Adipositas und vergleichsweise wenigen Fällen von Unterernährung ging eine unzureichende Kalorienaufnahme bei Herzinsuffizienzpatienten nach der Entlassung mit einer schlechteren Lebensqualität und einem erhöhten Rehospitalisierungsrisiko einher“, so Bilgen und Kollegen. Ein rechtzeitiges Beurteilen des Essverhaltens im Krankenhaus könnte die Risikostratifikation für Rehospitalisierung verbessern und Patienten identifizieren, bei denen eine Ernährungsintervention sinnvoll sei, schlagen sie vor.
„Die Studienautoren liefern neue Hinweise, die zukünftigen, randomisierten Studien dazu dienen können, die Auswirkungen unterschiedlicher Ernährungsinterventionen auf Patienten mit akuter dekompensierter Herzinsuffizienz weiter zu erforschen. Es sollte auch untersucht werden, ob die beobachteten Effekte bei Herzinsuffizienz mit reduzierter und erhaltener Ejektionsfraktion gleichermaßen zutreffen“, fordern Dr. Kathleen Allen vom Dartmouth College in New Hampshire und Kollegen in einem Begleitkommentar.
Literatur
Bilgen F et al. Insufficient Calorie Intake Worsens Post Discharge Quality of Life and Increases Readmission Burden in Heart Failure. JACC Heart Failure 2020. https://doi.org/10.1016/j.jchf.2020.04.004
Allen K et al. Nutrition, Heart Failure, and Quality of Life. Beyond Dietary Sodium. JACC Heart Failure 2020. https://doi.org/10.1016/j.jchf.2020.04.006