Herzinsuffizienz: Landbewohner in den USA scheinen stärker gefährdet
In ländlichen Regionen in den USA haben die Bewohner offenbar ein höheres Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, als die Stadtbevölkerung, so das Ergebnis einer prospektiven Studie. Dieser Zusammenhang war sogar unabhängig vom sozioökonomischen Status.
Ein Landleben in USA scheint sich auf die Herzgesundheit nicht besonders vorteilhaft auszuwirken. Jedenfalls entwickelten in einer großen prospektiven Studie Bewohner, die im Südosten der USA in ländlichen Regionen wohnten, im weiteren Verlauf eher eine Herzinsuffizienz als Stadtbewohner.
„Diese Ungleichverteilung weist darauf hin, dass ein zusätzlicher Schwerpunkt auf die Herzinsuffizienz-Primärprävention in ländlichen Bevölkerungsgruppen gelegt werden sollte“, folgern die Autorinnen und Autoren um Sarah E. Turecamo aus ihren Daten.
Die aktuelle Analyse basiert auf Daten der „Southern Community Cohort Study“ (SCCS). Im Rahmen dieser prospektiven Kohortenstudie sind zwischen 2002 und 2009 ursprünglich 84.797 Bewohner aus 12 im Südosten der USA liegenden US-Bundesstaaten überwiegend über örtliche Gesundheitszentren rekrutiert worden. Ziel der Studie war es, insbesondere mehr über den Gesundheitsstatus einkommens- und ressourcenschwacher Bevölkerungsschichten herauszufinden. Ausschließlich Personen ohne Herzinsuffizienz-Diagnose zu Studienbeginn, die über die staatliche Gesundheitsfürsorge („Centers for Medicare & Medicaid Services“) versorgt wurden, sind berücksichtigt worden. Am Ende sind 27.115 Probanden mit einem durchschnittlichen Alter von 54 Jahren im Schnitt 13 Jahre lang nachbeobachtet wurden, 5.556 von diesen (20%) lebten in ländlichen Regionen.
19% höheres Herzinsuffizienz-Risiko nach Adjustierung
Während der 13 Jahre entwickelten 7.542 Studienteilnehmer eine Herzinsuffizienz. Signifikant häufiger waren davon die Landbewohner betroffen: mit einer altersadjustierten Herzinsuffizienz-Inzidenz von 36,5 Fällen pro 1.000 Personenjahre vs. 29,6 Fälle pro 1.000 Personenjahre in der Stadtbevölkerung (p ˂ 0,001). Selbst nach Adjustierung auf demografische Aspekte, kardiovaskuläre Risikofaktoren, Gesundheitsverhalten und sozioökonomische Faktoren war das Risiko, eine Herzinsuffizienz zu entwickeln, für die auf dem Land lebenden Bewohner um 19% höher als für die Städter (Hazard Ratio, HR: 1,19, 95%-KI: 1,19–1,26).
Besonders gefährdet für eine Herzinsuffizienz-Diagnose waren schwarze Männer (HR: 1,34, 95%-KI: 1,19–1,51), gefolgt von weißen und schwarzen Frauen (HR: 1,22 bzw. 1,18; 95-KI: 1,07–1,39 bzw. 1,08–1,28). Kein Zusammenhang zwischen Landleben und dem Herzinsuffizienz-Risiko ließ sich bei der weißen männlichen Bevölkerung nachweisen (HR: 0,97).
Selbstverständlich lassen sich diese Ergebnisse angesichts der ganz anderen Versorgungsstrukturen in den USA nicht auf die Situation in Deutschland übertragen. Aber auch hierzulande scheint der Wohnort gewissen Einfluss auf die Herzinsuffizienz-Mortalität und -Morbiditiät zu haben, wenngleich nicht unbedingt Unterschiede zwischen Land und Stadt vorhanden sind. Etwa zeigt eine Analyse von 2020, dass die Herzinsuffizienz-Sterberaten in Ostdeutschland höher sind als in Westdeutschland.
Literatur
Turecamo SE et al. Association of Rurality With Risk of Heart Failure. JAMA Cardiol. 2023. doi:10.1001/jamacardio.2022.5211