Was Troponin zur Vorhersage von Herzinsuffizienz beiträgt
Der in der Herzinfarkt-Diagnostik etablierte kardiale Biomarker Troponin I scheint auch als zusätzliche Hilfe dienen zu können, das Risiko für eine künftige Herzinsuffizienz im Voraus abzuschätzen. Darauf lässt eine neue Studie des BiomarCaRE-Konsortiums schließen.
Auch im Hinblick auf Herzinsuffizienz gilt: Die beste Form der Behandlung wäre, der Entwicklung dieser Folgekomplikation diverser Herzerkrankung von vornherein durch präventive Maßnahmen wirksam vorzubeugen. Eine solche Primärprävention würde voraussetzen, von Herzinsuffizienz bedrohte Personen früh identifizieren zu können. Biomarker wie hochsensitives kardiales Troponin können dabei möglicherweise eine zusätzliche Hilfe sei. Dafür sprechen Ergebnisse einer neuen Studie des BiomarCaRE-Konsortiums (Biomarker for Cardiovascular Risk Assessment in Europe), einem europäischen Kooperationsprojekt zur klinischen und epidemiologischen Biomarker-Forschung.
Vier Bevölkerungsstudien als Basis der Analyse
Die aktuelle Analyse der Forschergruppe um Prof. Dirk Westermann vom Universitären Herz- und Gefäßzentrum UKE, Hamburg basiert auf individuellen Daten aus vier großen Bevölkerungsstudien, an denen insgesamt 48.455 Personen ohne Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Vorgeschichte beteiligt waren. Im Zeitraum der Nachbeobachtung (im Median 6,6 Jahre) entwickelten 1.990 Studienteilnehmer (4,1%) eine Herzinsuffizienz, 1,965 (4,1%) erlitten einen Herzinfarkt. Die Rate für die Gesamtmortalität betrug insgesamt 9,6%, sie war mit 45,4% in der Subgruppe mit diagnostizierter Herzinsuffizienz nicht überraschend um ein Vielfaches höher.
Troponinmessung verbessert Risikoprädiktion
Bezüglich der prädiktiven Bedeutung der Messung von hochsensitivem kardialem Troponin I (hs-cTnI) für die künftige Herzinsuffizienz-Entwicklung kam die Gruppe um Westermann zu folgenden Ergebnissen:
- Das 10-Jahres-Rate für Herzinsuffizienz lag bei Personen mit hs-cTnI-Werten ≥3.2 ng/l und NT-proBNP-Werten ≥68.26 ng/l bei 13,2%.
- hs-cTnI war unabhängig von anderen Faktoren signifikant mit der Inzidenz von Herzinsuffizienz assoziiert.
- Die zusätzliche Hereinnahme von hs-cTnI in ein Prognosemodell mit klassischen kardiovaskulären Risikofaktoren (Basismodell) verbesserte die Prädiktion bezüglich Herzinsuffizienz.
- Der beste prädiktive Wert für das Auftreten von Herzinsuffizienz wird durch eine kombinierte Aufnahme von hs-cTnI und NT-proBNP in das Basismodell der Prädiktion erreicht.
- Als optimale hs-cTnI-Cutoff-Werte für die Selektion von Personen mit hohem Risiko wurden 2,6 ng/l (für Frauen) und 4,2 ng/l (für Männer) ermittelt.
Als eine Limitierung ihrer Studie erwähnen Erstautorin Dr. Isabell Yan und ihre Kollegen die Tatsache, dass keine Informationen zum Herzinsuffizienz-Phänotyp (Herzinsuffizienz mit erhaltener bzw. reduzierter Auswurffraktion, HFpEF vs. HFrEF) und zur Häufigkeit einer subklinischen Herzschwäche verfügbar waren.
Literatur
Yan I. et al.: High-Sensitivity Cardiac Troponin I Levels and Prediction of Heart Failure - Results From the BiomarCaRE Consortium. J Am Coll Cardiol HF 2020;8:401–11.