Weniger Klinikaufenthalte wegen Herzinsuffizienz bei SGLT2-Hemmer-Therapie
Eine antidiabetische Therapie mit SGLT2-Hemmern war in einer neuen „Real World“-Studie mit einem deutlich niedrigeren Risiko für Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz assoziiert. Das könnte für einen Klasseneffekt sprechen – wofür es aber noch stärkerer Beweise bedarf.
Über die Ergebnisse der EMPA-REG-OUTCOME-Studie, denen zufolge der SGLT2-Hemmer Empagliflozin bei Patienten mit Typ-2-Diabetes und erhöhtem kardiovaskulärem Risiko die kardiovaskuläre Mortalität signifikant verringerte und auch die Zahl der Klinikeinweisungen wegen Herzinsuffizienz deutlich reduzierte, ist viel diskutiert worden. Noch ist unklar, ob die mit Empagliflozin erzielten Ergebnisse auch auf andere SGLT2-Hemmer sowie auf ein breiteres Spektrum von Patienten übertragbar sind.
Eine Forschergruppe um Dr. Mikhail Kosiborod aus Kansas City wollte darüber mittels einer „Real World“-Analyse mehr in Erfahrung bringen. Kosiborod hat die Ergebnisse der CVD-REAL getauften Studie beim ACC-Kongress in Washington DC vorgestellt.
Vergleich von „gematchten“ Gruppen
Dafür haben die Untersucher Patientendaten etwa aus landesweiten Registern oder anderen Quellen in sechs Ländern herangezogen (USA, Schweden, Norwegen, Dänemark, Großbritannien und Deutschland). So steuerte Deutschland Daten der DPV-Initiative (Diabetes Patienten Verlaufsdokumentation) bei.
Zwei Gruppen wurden gebildet: Unter knapp 1,3 Millionen Patienten mit Typ-2-Diabetes wurden zunächst 154.523 neu auf SGLT2-Hemmer eingestellte Patienten identifiziert. Ihnen wurden 154.523 mit anderen Antidiabetika behandelte Patienten gegenüber gestellt, die bezüglich wichtiger Merkmale wie Alter, Geschlecht, Begleiterkrankungen und Basistherapien den Patienten mit SGLT2-Hemmer-Therapie angepasst waren („Matching“).
Risiko um fast 40% niedriger
Im untersuchten Zeitraum waren 951 Hospitalisierungen infolge Herzinsuffizienz angefallen. Die Analyse ergab, dass eine Behandlung mit SGLT2-Hemmern im Vergleich zu anderen Blutzuckersenkern mit einem signifikant um 39% niedrigeren Risiko für ein solches Ereignis assoziiert war (Hazard Ratio 0,61; p < 0,001). Im Hinblick auf die Mortalität – bei 215.622 diesbezüglich auswertbaren Patienten wurden 1334 Todesfälle registriert – resultierte in der SGLT2-Hemmer-Gruppe ein relativ um 51% niedrigeres Risiko (HR 0,49; p < 0,001).
Die einen kardiovaskulären Nutzen von SGLT2-Hemmern suggerierenden Ergebnisse waren in allen Ländern mehr oder weniger konsistent, obwohl es große regionale Unterschiede bei der Nutzung spezifischer SGLT2-Hemmer gab. Während in den USA Canagliflozin der am häufigste verordnete SGLT2-Hemmer war (zu 76%), dominierte in den europäischen Ländern Dapagliflozin (92%). Der Anteil mit Empagliflozin behandelter Patienten lag nur bei 5,5%. Nach Ansicht der Studienautoren könnte dies für einen Klasseneffekt bezüglich der kardiovaskulären Risikoreduktion sprechen.
Retrospektives Design als Limitierung
Kosiborod und seine Mitautoren ziehen aus ihrer Analyse zudem den Schluss, dass die Ergebnisse der EMPA-REG-OUTCOME-Studie anscheinend auf den Praxisalltag übertragbar sind und dass möglicherweise auch Patienten mit Typ-2-Diabetes und nicht so hohem kardiovaskulären Risiko von der Behandlung mit SGLT2-Hemmern prognostisch profitieren könnten.
Allerdings sind sie sich auch der methodischen Limitierungen ihrer retrospektiv vorgenommenen Analyse bewusst, die randomisierte Studien sicher nicht ersetzen kann. Vorsicht bei der Interpretation der Ergebnisse ist also geboten.
Literatur
Kosiborod M.: CVD-REAL Study: Lower Rates of Hospitalisation for Heart Failure in New Users of SGLT2 Inhibitors Versus Other Glucose Lowering Drugs; Sitzung: Featured Clinical Research III, , Kongress des American College of Cardiology (ACC) 2017, 17. – 19. März 2017, Washington DC