Neue Defibrillatoren halten länger
Eine groß angelegte Registerstudie hat auf Basis von Daten zweier europäischer Lehrkrankenhäuser die Lebensdauer unterschiedlicher ICD- und CRT-Systeme untersucht. Unabhängig vom Hersteller halten die Batterien von Systemen, die nach 2006 implantiert wurden, deutlich länger.
Die in der Zeitschrift „Europace“ publizierte Analyse basiert auf Daten sämtlicher Patienten, die im Erasmus Medical Center Rotterdam und im Universitätsspital Basel zwischen 1994 und 2014 einen ICD oder ein CRT-Gerät implantiert bekamen. Insgesamt waren das 3.436 Patienten, die 4.881 Implantate erhielten.
Die Kohorte war große genug, dass Daten zu Geräten aller großen Hersteller in ausreichender Zahl einfließen konnten. 31,5 % der eingesetzten Geräte stammten von St. Jude, 25,0 % von Biotronik, 19,4 % von Boston Scientific und 18,4 % von Medtronic. Dazu kamen vereinzelt kleinere Hersteller.
Als Ereignis im Sinne der Studie gezählt wurden Wechsel des ICD-/CRT-Systems bzw. der Aggregate, die nötig wurden, weil die Batterielebensdauer zu Ende ging. Mussten Systeme aus anderem Grund ausgetauscht werden, ging das nicht in die Analyse ein. In der Gesamtauswertung unabhängig von Gerätetyp und Alter zeigte sich, dass nach 4 Jahren noch 85,1 % der Systeme und nach fünf Jahren noch 69,8 % der Systeme ihren Dienst taten.
Verbesserung bei allen Herstellern
Dabei war die durchschnittliche Lebensdauer von Geräten, die vor 2006 implantiert wurden, deutlich kürzer war als die von Geräten, die nach 2006 implantiert wurden. Konkret waren bei Geräten, die vor 2006 implantiert wurden, nach fünf Jahren noch 63,9 % und nach sechs Jahren 44,9 % funktionsfähig. Bei Geräten, die nach 2006 implantiert wurden, lagen die Quoten schon bei 80,6 % nach fünf Jahren und 61,6 % nach sechs Jahren.
Diese deutliche Verbesserung der Lebensdauer bei den neueren Geräten sei bei allen Herstellern nachweisbar, so die Autoren. Auf Ebene der einzelnen Gerätetypen lassen sich allerdings trotz dieses globalen Trends zu besserer Haltbarkeit relevante Unterschiede zwischen den Herstellern feststellen. So schnitt Boston Scientific beispielsweise bei VVI-ICD-Systemen, die nach 2006 implantiert wurden, besonders gut ab. Biotronik fiel hier zurück. Umgekehrt hatte Biotronik bei CRT-Systemen tendenziell die Nase vorn. In der Gesamtauswertung aller Geräte nach Hersteller hat Boston Scientific die Pole Position.
Limitierungen zu beachten
Die Autoren betonen, dass es sich um eine retrospektive Registerstudie handele, die für eine gewisse Verzerrung der Daten anfällig sein könne. So könnte es einen Bias geben, der dadurch entsteht, dass bestimmte Systeme, die als langlebiger eingeschätzt werden, bevorzugt jüngeren Menschen implantiert werden. Das könnte zu einer Art sich selbst erfüllenden Prophezeiung führen, falls die Systeme deswegen seltener auslösen. Daten zur Entladungsfrequenz lagen den Autoren nicht vor, sodass die Ergebnisse dafür nicht bereinigt werden konnten. Auch die Häufigkeit von antitachykardem Pacing ging nicht in die Analyse ein.
Literatur
Von Gunten S et al. Longevity of implantable cardioverter defibrillators: a comparison among manufacturers and over time. Europace. 2016;18:710-17