Renale Denervation zur Blutdrucksenkung „weiterhin nur in Studien“
Hochdruckexperten haben sich vorsichtig optimistisch zu einem baldigen breiteren Einsatz der renalen Denervation als invasive Therapieoption in der Hochdrucktherapie geäußert. Vorläufig gilt aber: Nur in Studien denervieren.
Interventionelle Verfahren sind und bleiben für die Hochdrucktherapie ein hoch interessanter Therapieansatz, sagte Prof. Dr. Joachim Weil von den Sana Kliniken Lübeck bei der Jahrestagung der Deutschen Hochdruckliga (DHL) in Berlin. Das DHL-Vorstandsmitglied betonte, dass es mit den SPYRAL HTN-OFF/ON MED Studien und der RADIANCE-HTN SOLO Studie drei (kleine) randomisierte, Sham-kontrollierte Studien zur renalen Denervation mit entweder Radiofrequenzablation (SPYRAL HTN) oder Ultraschall (RADIANCE) gebe, die alle in dieselbe Richtung deuteten.
„Die renale Denervation senkt den systolischen Blutdruck um etwa 10 mmHg und damit ähnlich wie ein medikamentöser Blutdrucksenker“, so Weil. Vorteile gegenüber medikamentösen Maßnahmen sieht der Kardiologe bei der Intervention unter anderen darin, dass der Effekt konstanter und unabhängig von tageszeitabhängigen Schwankungen in den Arzneimittelkonzentrationen sei. „Vor allem in den frühen Morgenstunden hat das Vorteile, und das ist die Zeit, in der bei Hypertonie-Patienten die meisten Schlaganfälle auftreten.“
„Wir müssen noch Geduld haben“
Aktuell raten die im Sommer von den Fachgesellschaften ESC und ESH vorgelegten, neuen europäischen Hypertonie-Leitlinien noch klar davon ab, die renale Denervation routinemäßig außerhalb von klinischen Studien einzusetzen. In diese Leitlinienempfehlung seien zwar die neueren Studien noch nicht eingeflossen, trotzdem bleibe die Empfehlung vorerst aktuell, so Weil.
Derzeit warten bei der Radiofrequenzablation alle auf die laufende SPYRAL HTN Pivotal-Studie, eine Art Fortsetzung der SPYRAL HTN-OFF MED Studie bei Hypertonie-Patienten, bei denen die Medikamente abgesetzt wurden. Für diese Studie sollen bis geplant Juni 2020 insgesamt 433 Patienten rekrutiert werden, sodass dann zusammen mit den 80 Patienten aus der SPYRAL HTN-OFF MED Studie randomisierte Daten zu gut 500 Patienten zur Verfügung stehen. „Bis diese Ergebnisse vorliegen, müssen wir noch Geduld haben“, so Weil.
Wie lange hält der Effekt an?
Wo genau der Stellenwert der interventionellen Therapie im künftigen Therapiekanon sein wird, dazu wollte sich Weil noch nicht äußern. Er zeigte sich aber überzeugt, dass die renale Denervation bald einen festen Platz im Therapiealltag einnimmt.
Unklar sei noch, wie lange der Therapieeffekt anhalte. Bisher sei gezeigt, dass die erreichte Blutdrucksenkung bei den meisten Patienten über zumindest drei Jahre anhalte: „Es ist vorstellbar, dass die Nervenfasern später wieder Anschluss finden und erneute Interventionen nötig werden, aber bisher haben wir dazu keine Hinweise.“
Literatur
42. Wissenschaftlicher Kongress der Deutschen Hochdruckliga. Berlin. Pressekonferenz am 22.11.2018