Neue Daten: Je größer der Salzverzicht, desto niedriger der Blutdruck
Eine Metaanalyse von 85 Studien zeigt, dass nicht nur Hypertonie-Patienten von einer verringerten Natriumaufnahme profitieren, sondern auch Personen mit normalem Blutdruck.
Dass eine salzarme Ernährung den Blutdruck senken kann, ist bekannt. Ein internationales Forscherteam untersuchte jetzt genauer, wie sich bestimmte tägliche Natriummengen auswirken, und entdeckten positive Effekte auch für Menschen mit normalem Blutdruck.
Das Team um Dr. Tommaso Filippini von der Universität Modena und Reggio Emilia analysierte 85 Studien mit mehr als 10.000 Teilnehmern. Deren Natriumaufnahme wurde durch Ernährungsumstellung oder Nahrungsergänzungsmittel verändert und es wurde gemessen, wieviel Natrium über den Urin ausgeschieden wurde. Die Teilnehmer wurden zwischen vier Wochen und drei Jahre nachbeobachtet, zu Beginn und am Ende der Intervention wurde ihr Blutdruck gemessen.
Stärkere Assoziationen bei Hypertonie
Die Analyse zeigt eine annähernd lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen der Natriumaufnahme und dem durchschnittlichen systolischen und diastolischen Blutdruck. Dabei gab es keine Anzeichen für eine Abflachung bei besonders geringem oder hohem Konsum.
Eine Natriumreduktion auf 1,0 bis 1,5 g pro Tag ging mit einer Blutdrucksenkung einher. Bei Patienten mit Bluthochdruck zeigten sich stärkere Assoziationen als bei normotensiven Personen. Bei Letzteren wurde eine „kleinere, aber immer noch wichtige“ Senkung des Blutdrucks beobachtet, so die Forscher. Jede Abnahme der Natriumausscheidung um 1g pro Tag war mit systolischen und diastolischen Werten assoziiert, die median um 2,42 bzw. 1,01 mmHg niedriger waren.
Zu viel Natrium fördert die Flüssigkeitsretention im Blutkreislauf, was die Gefäße belastet und das Herz stärker fordert und somit das kardiovaskuläre Risiko erhöht. Etwas Natrium benötigt der Körper jedoch, sodass über die ideale Menge diskutiert wird. Die WHO empfiehlt maximal 5g Salz täglich, was etwa 2g Natrium entspricht. Die Deutschen nehmen jedoch im Schnitt mehr als 9g Salz pro Tag zu sich. Die Forscher halten eine Empfehlung von 1,5g bis 2g Natrium täglich für sinnvoll.
Zwar könne die Metaanalyse keine allumfassende Bewertung von Natrium liefern, da nur die Auswirkungen auf den Blutdruck untersucht worden seien. Da Bluthochdruck jedoch ein Hauptrisikofaktor für Herzerkrankungen, Schlaganfälle und neurologische Erkrankungen wie Demenz ist, halten sie es für wahrscheinlich, dass dies der wichtigste zu bewertende Punkt ist.
Ernährungsumstellung bewirkt am meisten
Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass besonders Menschen, die ihre Natriumaufnahme durch eine gesündere Ernährung reduzieren, ihre kardiovaskuläre Gesundheit verbessern können. Von den analysierten Studien zeigten diejenigen, die auf einer Ernährungsumstellung basierten, einen größeren Effekt als die Untersuchungen, bei denen lediglich die Salzmenge oder Nahrungsergänzungsmittel reduziert wurden.
65 der einzelnen Studien beschäftigten sich mit Hypertonie-Patienten, elf mit normotensiven Personen und neun mit einer Kombination aus beiden Gruppen. „Nicht nur Patienten mit Bluthochdruck können von einer reduzierten Natriumaufnahme profitieren, sondern auch Menschen mit normalem Blutdruck“, resümieren Filippini und Kollegen.
Literatur
Filippini T et al. Blood Pressure Effects of Sodium Reduction: Dose-Response Meta-Analysis of Experimental Studies. Circulation 2021. https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.120.050371