Renale Denervation: Blutdrucksenkung über zehn Jahre?
Eine vor zehn Jahren vorgenommene katheterbasierte renale Denervation war nach so langer Zeit immer noch mit einer deutlichen Reduktion des Blutdrucks assoziiert, zeigt eine neue Studienanalyse deutscher Kardiologen.
Kardiologen am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg/Saar haben jetzt eine Studie mit der mit Abstand längsten Nachbeobachtungsdauer zur blutdrucksenken Wirksamkeit der renalen Denervation bei medikamentös therapieresistenter Hypertonie publiziert.
Zwar mangelt es der monozentrischen Studie an einer Kontrollgruppe mit Scheinprozedur (sham control), auch ging der Kontakt zu den meisten Studienteilnehmern mit der Zeit verloren („lost to follow up“). Trotz dieser Limitierungen deutet sich in den Ergebnissen zumindest die Möglichkeit an, dass mit der interventionellen Methode der renalen Denervation ein erhöhter Blutdruck für die Dauer von bis zu zehn Jahren gesenkt werden könnte. Aus randomisierten kontrollierten Studien wie SPYRAL HTN-ON MED oder Registern lagen bisher nur Daten für eine maximale Follow-up-Dauer von drei Jahren vor.
Systolischer Blutdruck nach 10 Jahren um 16,2 mmHg niedriger
Für die aktuelle Analyse konnte die Homburger Gruppe um Dr. Hussam Al Ghorani noch Daten von 39 Teilnehmerinnen und Teilnehmern einer Studie nutzen, an der ursprünglich 107 Patienten beteiligt waren. Alle waren zwischen August 2010 und Oktober 2012 wegen resistenter Hypertonie einer renalen Denervation unterzogen worden. Trotz Einnahme von im Mittel 4,9 antihypertensiven Medikamenten betrug ihr mittlerer Blutdruck in der ambulanten 24-Stunden-Messung zu Beginn 152/85 mmHg.
Nach zehn Jahren stellten die Untersucher bei den analysierten Patienten in Relation zu diesem Ausgangswert noch immer einen signifikant um 16,2 mmHg niedrigeren systolischen Blutdruckwert (p < 0,001) und einen um 5,5 mmHg niedrigen diastolischen Wert (p < 0,027) fest. Die Zahl der von ihnen einzunehmenden Antihypertensiva war in dieser Zeit mit 4,5 im Vergleich zum Zeitpunkt bei Studienbeginn annähernd gleichgeblieben. Nach einem Jahr war der systolische Blutdruck um im Mittel 12,2 mmHg und nach zwei Jahren um 16,8 mmHg niedriger gewesen.
Beruhigende Erfahrungen bezüglich der Sicherheit
Um Aufschluss über die Langzeitsicherheit der renalen Denervation zu gewinnen, ist im Follow-up wiederholt die Nierenfunktion anhand der geschätzten glomerulären Filtrationsrate (eGRF) überprüft worden. Im Vergleich zu den Ausgangswerten zeigten sich die eGRF-Werte nach einem Jahr und nach zwei Jahren unverändert. Nach zehn Jahren war dagegen eine signifikante Abnahme von initial 68,7 ml/min/1,73 m2 auf 60,2 ml/min/1.73 m2 (p < 0,001) zu verzeichnen.
Diese Abnahme war jedoch geringer, als es die Studienautoren auf der Grundlage anderer Studien bei Patienten mit unkontrollierter schwerer Hypertonie erwartet hatten. Dies lasse vermuten, dass die renale Denervation die Nierenfunktion langfristig nicht negativ beeinflusst und – ganz im Gegenteil – deren Verschlechterung sogar entgegenwirken könnte.
Ergebnisse als „hypothesengenerierend“ bewertet
Bei zwei von drei Patienten mit zuvor diagnostizierter Nierenarterienstenose wurde eine Progression dieser Gefäßverengung beobachtet, auf die therapeutisch mit einer Stentimplantation zum Zeitpunkt nach einem Jahr sowie nach zehn Jahren reagiert wurde. In einem Fall wurde eine neu aufgetretene Nierenarterienstenose registriert, die mit einem “Drug-coated“-Ballonkatheter behandelt wurde.
Mit der bislang längsten Follow-up-Dauer liefere die Studie „relevante Informationen zur Prozedur der renalen Denervation bei Real-World-Patienten jenseits von drei Jahren“, so die Autoren. Angesichts der methodischen Limitierungen der Studie seien die Ergebnisse allerdings noch als „hypothesengenerierend“ zu bewerten. Nun bleibe abzuwarten, ob sie durch entsprechende Langzeitergebnisse randomisierter kontrollierter Studien künftig bestätigt werden.
Literatur
Al Ghorani H. et al. 10-year outcomes of catheter-based renal dernervation in patients with resistent hypertension. J Am Coll Cardiol. 20223; 81: 517-519